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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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bringt es Unglück, eine Frau in den Tunnel zu lassen.«
    Nach der Reaktion auf Goldens Bitte zu urteilen, hatte dieses Ammenmärchen noch genug Anhänger.
    »Unglück ist noch milde ausgedrückt«, sagte der Mann und ging an Mike vorbei aus der Tür. »Dort unten lauert der Tod, Georgie. Wir haben bereits über dreißig Männer verloren, seit wir mit diesem Tunnel angefangen haben. Wie viele müssen denn noch sterben?«
     
    12
     
    »Wenn wir nicht alle reinpassen, warte ich hier oben«, sagte ich.
    Nicht weit von mir entfernt standen drei Holzkisten, die an der Seite mit der Aufschrift Sprengstoff - 30 Pfd versehen waren. Vor mir befand sich ein zwei Meter hoher Metallkäfig, so in der Art wie diese Behälter, in denen man tief unter Wasser die Haie fotografierte. Der rot gestrichene vergitterte Aufzug hing an einer riesigen Winde über dem Schacht. Die Tür war mit einem Warnhinweis versehen: Achtung! Amputationsgefahr! Hände weg von der Tür!
    George Golden lächelte mich an. »Steigen Sie ein, Alex. Er wird uns aushalten.«
    Mike stupste mich in den Rücken, und ich stieg widerwillig in den winzigen Aufzug, der uns auf den Grund des tiefen Schachts befördern würde. Wir trugen alle die obligatorischen gelben Regenjacken, Kunststoffhelme in verschiedenen Primärfarben und Gummistiefel mit Eisenkappen, die George aus dem Werkzeugschuppen geholt hatte.
    Meine waren mir viel zu groß, sodass ich mich nur schlurfend fortbewegen konnte.
    Ein fünfter Mann bediente die Kontrollhebel des Aufzugs, der den neun Meter breiten Schacht auf und ab fuhr. Er trug die gleiche Schutzkleidung wie wir und hatte große Ohrstöpsel in den Ohren. »Brauchen wir die auch?«, fragte Mercer.
    »Nur laut Vorschrift«, sagte George. »Im Tunnel werden sie aber nie getragen. Langfristig tragen die Arbeiter sowieso einen permanenten Gehörschaden davon - durch die Explosionen kann das Trommelfell platzen. Aber dort unten nicht zu hören, was um einen herum vorgeht, ist noch gefährlicher.«
    Ich hielt mich mit einer Hand an dem Bienenwabengitter fest und drückte mich mit dem Rücken gegen die hintere Käfigwand. Der Metallkasten schepperte und schaukelte, als Mercer und Mike und als Letzter der Chefgeologe zustiegen.
    »Sie wirken nervös«, sagte George zu mir. »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben. Sie müssen nur Ihre Finger drinbehalten.«
    Er zeigte auf das Warnschild, und ich ließ flugs das Gitter los. Mercer nahm meine Hand und drückte sie leicht.
    Als Mike das sah, lachte er. »Coop stammt jedenfalls nicht von den Stoikern ab.«
    Der Aufzugführer legte den Hebel um, und der Käfig setzte sich langsam in Bewegung.
    Golden fuhr sich mit dem Finger über die Nase und beobachtete mich, als der lärmende Käfig immer schneller wurde. Um mich seinem aufmerksamen Blick zu entziehen, legte ich den Kopf in den Nacken und konzentrierte mich auf die kreisrunde Öffnung und das Tageslicht über mir.
    »Man merkt immer sofort, wer sich im Tunnel nicht so wohl fühlen wird«, sagte er. »Mir geht’s gut.«
    »Wenn da unten Platz für eine Bar, einen Spiegel und einen Lippenstift ist, dann ist Coop mit von der Partie«, sagte Mike.
    Als wir dreißig Meter zurückgelegt hatten, war die Öffnung über uns beträchtlich geschrumpft, und ich fühlte mich durch die dicken, dunklen Wände beengt. Ich schloss die Augen und öffnete sie dann wieder, um einen Blick nach unten zu riskieren. Alles, was ich durch das Metallgitter sehen konnte, waren winzige Lichtpunkte - wahrscheinlich die Glühbirnen unten im Tunnel.
    »Nicht nach unten sehen, Alex«, sagte George. Seine Stimme hallte zwischen den feuchtglänzenden Felswänden.
    »Tun sich auch manche der Jungs schwer damit, hier zu arbeiten?«, fragte Mercer.
    »Viele sogar. Man muss schon dafür geboren sein. Manche fahren runter und checken, dass sich die Tunnel kilometerweit in beide Richtungen erstrecken, voller Tunnelarbeiter sind und dass dieser Aufzug, in den maximal acht Leute passen, der einzige Ausweg aus diesem Höllenloch ist. Manche würden die Wände hochkriechen, wenn sie könnten. Dann noch das ständige Tropfen des Wassers. Das gibt einem den Rest.«
    »Sechzig Meter«, rief der Auf Zugführer.
    Ich verrenkte mir den Hals, konnte aber kein Tageslicht mehr sehen.
    »Kommt das Tropfen aus den alten Rohrleitungen über uns?«, fragte Mercer.
    Noch eine angsteinflößende Vorstellung, die ich nicht bedacht hatte. Ich hörte das Pling-Pling, wusste aber nicht, was um Himmels willen

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