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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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erreichte zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts sein Limit. Also verlegten die Ingenieure ihre Grabungen einfach weiter nördlich, in die Berge, und zapften den Catskill River und den Delaware River an.«
    »Ich habe eine ganz neue Wertschätzung für das flüssige Gold«, sagte Mike.
    Die Tür ging auf und ein Arbeiter steckte den Kopf herein. »Hey, George! Du kannst jetzt runter. Der Schacht ist freigegeben.«
    »Danke. Haben die Cops sonst noch etwas gesagt?«
    Wir drehten uns alle um, gespannt auf die Antwort. »Sie machen schon den ganzen Tag diese Tests - wie nennt man das schnell wieder?«
    »DANN«, sagte ich. Meine drei Lieblingsbuchstaben. Bis 1989 war die Methodologie noch nicht verlässlich genug, um sie vor Gericht zuzulassen, und damals dauerte es sechs Monate, bis die wenigen Labors, die für DANN-Analysen eingerichtet waren, der Polizei und Staatsanwaltschaft die vorläufigen Ergebnisse lieferten. Heutzutage konnten wir das Erbgut von Leichen, die im Morgengrauen gefunden wurden, noch am selben Tag identifizieren.
    »Ja, sie untersuchen die… äh, die Leichenteile in einem Transporter, der ein Stück weiter auf der Straße steht. Es muss Duke sein. Duke und die beiden Jungs aus Tobago.«
    »Welche beiden Jungs?«, fragte Mike.
    George stand auf und nahm eine Regenjacke vom Wandhaken. »Es ist wirklich ein Jammer! Mit Duke Quillian hat jeder gern zusammengearbeitet. Er machte den Job in der dritten Generation - ein Tunnelbauer durch und durch. Die anderen beiden waren noch Kinder. Cousins aus der Karibik, die zuerst nach London gegangen waren, um mit ihrem Onkel zu arbeiten. Sie haben dort beim Bau des Kanaltunnels mitgemacht. Vor zwei Monaten sind sie dann hierhergekommen.«
    »Wer hat sie vermisst gemeldet?«, fragte Mike. »Ihre Familien?«
    »Nein. Sie hatten hier keine Verwandten. Sie teilten sich eine Wohnung in Queens und waren gestern zur Spätschicht eingeteilt. Nach Aussage des Vermieters sind sie nicht nach Hause gekommen.«
    »Es wird auch nachts gearbeitet?«, fragte ich. Der Gedanke, bei Tageslicht so tief unter der Erde zu sein, war schlimm genug, aber die Vorstellung, nachts in diesem Tunnel zu sein, war noch gruseliger.
    »Sieben Tage die Woche, rund um die Uhr, Alex. Wir sind ein paar Jahre im Verzug.«
    Mike folgte George zur Tür. »Was soll’s, Coop? Dort unten gibt es doch sowieso kein Tageslicht.«
    »Sind Sie bereit, mit runterzukommen?« George zeigte mit dem Finger der Reihe nach auf Mike, Mercer und mich.
    Mir blieb die Antwort im Hals stecken, aber Mike und Mercer sagten sofort zu.
    George stand neben der ernsten Gruppe Tunnelarbeiter, die soeben die Neuigkeiten über ihre Kollegen aus Tobago gehört hatten. »Einer von euch muss uns runter bringen, okay?«
    Fünf von ihnen standen auf, als hätten sie die Bitte nicht gehört und gingen hinaus. Die anderen stützten den Kopf auf die Hand und verfolgten die Werbung für Hämorrhoidencreme mit der gleichen Aufmerksamkeit, die sie zuvor den Nachrichtenberichten von der Explosion gewidmet hatten.
    »Bobby - Bobby Hassett«, sagte Golden zu dem Mann, der als Erster durch die Tür ging. »Sei ein Gentleman, ja? Wir gehen so oder so runter.«
    »Tut mir leid, Georgie. Ich habe seit heute früh ausgeholfen. Ein Kumpel wartet auf mich, um mich im Auto mitzunehmen.« Hassett hielt die Tür für die anderen auf und folgte ihnen nach draußen.
    »Kommt schon, Freiwillige vor«, sagte Golden zu den Zurückgebliebenen. »Helft mir. Die Detectives sind hier, um uns zu helfen, damit so etwas nicht noch mal passiert.«
    Keiner antwortete.
    Golden klopfte seinem Nebenmann auf den Rücken. »Zieh deine Ausrüstung an und komm mit.«
    Der Arbeiter stand mürrisch auf und stieß dabei seinen Stuhl um. »Nicht, wenn sie auch nach unten geht«, sagte er mit starkem Akzent und grinste höhnisch in meine Richtung.
    Ich wollte gerade antworten, dass ich ohnehin lieber hierbleiben würde.
    Meine Angst vor einer Reise tief ins Innere der Erde war größer als meine übliche Neugier, den Tatort mit eigenen Augen zu sehen, um mir ein besseres Bild von dem Tathergang machen zu können.
    »Wieso stört Sie das?«, fragte Mike. »Sie war schon an Orten, an die Sie sich nie hintrauen würden, nicht mal dann, wenn ich Sie mit vorgehaltener Kalaschnikow dazu zwinge.«
    Golden winkte ab und griff nach dem Türknauf. »Hören Sie nicht auf ihn, Alex. Es ist ein altes Ammenmärchen. Diese Kerle klammern sich alle an ihre Mythen und Machoscheiße. Angeblich

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