Blutfehde
sein sollte. Sie ist gerade auf dem Weg hierher, und ich werde mein Bestes tun, um sie den Rest des Tages abzulenken. Wie lief’s bei dir gestern Nacht?«
»Es ist ziemlich unheimlich, wie nah man an diese Reservoirs rankommen kann. Die beiden Verdächtigen sind zäh. Bis jetzt haben sie noch keinen Ton gesagt.«
»Glaubst du, dass sie auch etwas mit der Explosion in der Stadt zu tun haben?«
»Mir sind gerade die Kristallkugeln ausgegangen, Herzchen. Die Polizei von Westchester hält sie fürs Erste wegen unbefugten Betretens fest, während wir versuchen, die Sache aufzuklären. Dein nächster Gerichtstermin wurde übrigens um noch einen Tag verschoben.«
»Warum?«
»Duke Quillians Beerdigung ist für Montag angesetzt.
Katholisches Kirchenrecht - es darf kein Sonntag sein, und die Familie hat es einfach nicht bis morgen geschafft.«
»Also verliere ich noch einen Tag? Woher weißt du das? Die Sekretärin des Richters hat noch nicht einmal Laura informiert.«
»Lieutenant Peterson erhielt eine entsprechende Benachrichtigung von der Strafvollzugsabteilung. Er hat mir zwei Ausflüge mit deinem Angeklagten aufs Auge gedrückt: einmal am Samstagnachmittag, damit Brendan zur Totenwache gehen kann. Nur die Familie, keine Außenstehenden. Danach geht’s zurück in U-Haft. Und dann muss ich ihn am Montagmorgen zur Beerdigung kutschieren. Gottesdienst und Friedhof.«
»Hoffentlich in Handschellen.«
»Nicht so hitzig, Coop. Du willst doch nicht, dass die Geschworenen ein Foto zu Gesicht bekommen, auf dem der trauernde Angeklagte in Hand- und Fußschellen am Grab seines Bruders steht.«
»Ist der Lieutenant denn nicht der Meinung, dass jemand von der Mordkommission diese Geschwister vernehmen sollte, von denen wir bisher nichts wussten?«
»Dein Kumpel Lern Howell hat schon an alles gedacht. Keiner der Quillians ist auch nur annähernd daran interessiert, uns Rede und Antwort zu stehen. Sie sagen alle nur, dass ihr kleiner Bruder Quillian schon seit Jahren nichts mehr mit der Familie am Hut hatte.«
»Haben sie einen Grund dafür genannt?«
»Wie wär’s, wenn du dich dieses Wochenende um deine Pflichten kümmerst, und ich versuche dir bis Montag deine Fragen zu beantworten?«
»Darf ich dir wenigstens noch eine Sache aufs Auge drücken?«
»Schieß los.«
»Lawrence Pritchard, der Ingenieur des Wasserprojekts, der wegen des Bestechungsskandals gefeuert wurde. Ich weiß, du hast dich gestern über George Golden geärgert, aber du musst dich mit jemandem darüber unterhalten, was da genau passiert ist.«
»Entspann dich, Blondie. Brüh dir zur Abwechslung mal einen koffeinfreien Kaffee, okay? Ich weiß bereits alles von Teddy O’Malley. Das Ganze ist vor drei Jahren passiert, als Duke Gewerkschaftsvertreter war. Anscheinend versuchte Pritchard einen Sachbearbeiter in der Behörde zu bestechen. Bei so was steht die Gewerkschaft natürlich schlecht da, also haben er und Duke sich in die Haare gekriegt. «
»Aber Max hat sich heute Nachmittag in der Abteilung für organisiertes Verbrechen und Wirtschaftskriminalität umgehört«, sagte ich. »Es gab nie eine Anklage, es gibt nicht einmal Unterlagen über eine Ermittlung.«
»Bronx County, Coop. Battaglia hat die Sache nie in die Finger gekriegt.«
Ein großer Abschnitt des Tunnels wurde in der Bronx fertiggestellt, bevor man in Manhattan überhaupt mit den Bauarbeiten begonnen hatte. Ich hätte selbst darauf kommen müssen. »Und Duke zeigte sich nie kooperativ?«
»Er schwieg wie ein Grab. Was vielleicht damit zu tun hatte, dass Lawrence Pritchard androhte, Duke ins Jenseits zu befördern, sollte er ihn jemals verpfeifen. Vielleicht will Brendan Quillian ihn deshalb ausfindig machen.«
16
»Du solltest jetzt wirklich schlafen gehen«, sagte Nina. »Es ist kurz vor Mitternacht.«
»Wie oft kann ich denn die ganze Nacht aufbleiben und mit euch quatschen?«
Joan und Jim hatten für die dreißig Hochzeitsgäste ein Sonnenuntergangspicknick am herrlichen Black Point Beach am Atlantischen Ozean organisiert. Wir hatten große Lagerfeuer gemacht und uns die Muscheln und Schalentiere aus dem Tisbury Great Pond schmecken lassen, dazu gab’s heiße Muschelsuppe vom Bite, Burger vom Galley und Dutzende Hummer von Larsen’s Fish Market.
Als ich nach dem Fest nach Hause kam, war Nina nach ihrer langen Anreise aus Kalifornien gerade dabei, es sich in dem riesigen Sessel in der Wohnzimmerecke gemütlich zu machen. Wir waren am College durch das Los zu
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