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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Unfall ist erst sechs Monate her. Es ist noch viel zu frisch für ihn. Ich lasse mir schon ständig etwas einfallen, um ihn aus seiner trübseligen Stimmung zu locken, damit er wieder der Alte wird. Mir kommt es vor, als hätte ich meinen rechten Arm verloren«, sagte ich und ging in Richtung meines Schlafzimmers.
    Nina drückte den Korken in die Flasche. »Ich weiß, was du tun kannst, damit er wieder der Alte wird, Alex. Du weißt es auch, stimmt’s?«
    Ich winkte ab.
    »Du fliegst mit Mike für ein Wochenende hierher, an diesen unglaublich romantischen Ort. Ein kleines Feuer im Kamin, ein paar Gläser von diesem tollen Wein. Und danach fühlt ihr euch beide besser. Du hast doch nicht vergessen, wie es geht, oder?«
    »Hör auf, Nina.« Ich drohte ihr lachend mit dem Finger. »Mike und ich arbeiten zusammen. Wir haben es mit den schlimmsten Fällen in der Stadt zu tun, du weißt genauso gut wie ich, dass es das Ende unserer beruflichen Beziehung wäre, wenn… wenn…«
    »Wenn du es endlich riskieren würdest? Im schlimmsten Fall müsstest du bei den großen Prozessen mit jemand anderem zusammenarbeiten.«
    »Sollen der Richter und die Geschworenen etwa auch noch über meine sexuellen Eskapaden spekulieren? Du kennst doch Lern Howell - Mr Dreierpack? Auf das Kreuzverhör freue ich mich jetzt schon.« Ich ging auf und ab und tat mein Bestes, um Howells Art und Sprechweise nachzuahmen. »Habe ich nicht Recht, Detective Chapman, dass Ms Cooper Sie gebeten - nein, angewiesen, Ihnen befohlen hat, meinem Mandanten ein Geständnis zu entlocken? Habe ich nicht Recht, dass Sie diese Aussage manipuliert haben, um in ihre Arme, zwischen ihre Beine, in ihr Bett zu gelangen?« Ich hielt kopfschüttelnd inne. »Kaum zu glauben, dass ich mir tatsächlich Gedanken darüber mache, wie kompliziert meine Freundschaft mit Mike ist.«
    »Das kann man sowohl negativ als auch positiv sehen.«
    »Was? Dass die Beziehung genauso wenig wie meine bisherigen funktionieren würde und dass ich obendrein auch noch meinen Job verlieren würde?«
    »Negativ daran ist, dass du natürlich Recht hast, was das Kreuzverhör eines guten Verteidigers angeht«, sagte Nina. »Das Positive daran ist, dass du überhaupt darüber nachdenkst.«
     
    17
     
    »Heißt es nicht, dass Regen am Hochzeitstag Glück bringt?«
    Es war Samstagabend, sechs Uhr, und Nina und ich halfen Joan in meinem Schlafzimmer beim Ankleiden. Unsere Freunde versammelten sich auf der großen Rasenfläche, an dem strahlend blauen Himmel war weit und breit kein Wölkchen zu sehen.
    »Kurz nach Mitternacht hat es ein bisschen getröpfelt«, sagte Nina. »Das muss dir reichen. Der kleinste Regenguss, und meine Frisur wäre hinüber.«
    »Hier, Joan. Etwas Geliehenes und etwas Blaues in einem Aufwasch.« Ich nahm Nina den Saphirarmreif ab, den sie von ihrem Mann zum zehnten Hochzeitstag geschenkt bekommen hatte, und legte ihn der Braut ums Handgelenk. »Du siehst absolut umwerfend aus.«
    »Ich kann kaum atmen in diesem Ding.« Joan rückte ihr trägerloses, elfenbeinfarbenes Kleid zurecht und warf einen Blick zu den Gästen hinaus, die paarweise auf das Zelt zusteuerten, in dem die Trauungszeremonie stattfinden würde. »Ich hätte gestern Mittag nie und nimmer dieses Hummerbrötchen essen sollen. Wo ist mein Jimmy?«
    »Er ist da draußen und unterhält sich gerade mit deiner Mutter«, sagte Nina.
    »Trägt er Socken?«, fragte Joan.
    »Warum fragst du?«
    »Vielleicht hat er ja kalte Füße bekommen.« Joan ging ins Bad.
    »Er sieht überglücklich aus, Darling. Entweder ist es wegen dem dreihundertfünfzig Pfund schweren Fuchshai, den die Männer heute gefangen haben, oder er freut sich wirklich darauf, in den Hafen der Ehe einzulaufen. Bist du bereit, die Sache zu legalisieren?« Ich griff nach der Ledermappe mit meinem Text. Obenauf lag die Bescheinigung des Staatssekretärs von Massachusetts, die mich autorisierte, die Trauung zu vollziehen.
    Nina und ich musterten uns gegenseitig von Kopf bis Fuß, so wie wir es schon zig Male gemacht hatten, wenn wir zusammen ausgingen.
    Sie legte mir die Hände auf die Schultern und sah mir in die Augen. »Bist du sicher, dass du es kannst?«
    Nach Adams tödlichem Unfall auf der Fahrt zum Vine-yard war es Nina gewesen, die mir die Nachricht von seinem Tod überbringen musste. Eine Zeit lang war dieser Ort, an dem ich damals hätte heiraten sollen, das Sinnbild meines größten Schmerzes gewesen. Jetzt würde er mit neuem Glück erfüllt.

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