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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Ärmel. Die Menschen, die hereinkamen, rochen nach Sonne und Schweiß. Frank Frølich träumte von einem Badeausflug nach Feierabend nach Huk oder Ingierstrand, verbrachte allerdings den Vormittag damit, das gesamte Material, was er bislang über Welhavens letzte Aktionen gesammelt hatte, zu systematisieren. Als die Mittagspause nahte, stand er auf, sah aus dem Fenster und stellte fest, dass schon der Gedanke daran, sich im Auto oder mit der Straßenbahn durch die Stadt zu bewegen, ihm Schweißausbrüche verursachte, und er nicht die geringste Lust dazu hatte.
    Um überhitzte und verspätete Verkehrsmittel zu vermeiden, hatte Frank Frølich ein Abonnement für Mietfahrräder. In der Munkegata fand er ein freies Rad an einem Ständer und strampelte in etwas mehr als zwanzig Minuten nach Briskeby. Er erreichte das Restaurant fast pünktlich.
    Es gab Dinge, die Frank Frølich direkt durch Mark und Bein fuhren. Heiße Gitarrenriffs. An zweiter Stelle kam dann bald schon ein schönes, kaltes Bier. Und auch Frauenbeine in engen Jeans – auf hohen Absätzen – hatten für ihn etwas magisch Anziehendes.
    »Frølich?« Die Frau mit den langen Beinen hatte einen breiten Mund und sah ihn aus etwas schrägen Augen an, als er ihre ausgestreckte Hand ergriff. Ihr Haar war dunkel, voll und schulterlang. Ihr Bauch wurde von einer riesigen Gürtelschnalle geschützt, die die Blicke auf sich zog.
    »Ich habe mir Psychologen immer als etwas ältere Herren mit Uhrkette über der Weste und Spitzbart vorgestellt«, sagte er keck.
    »Auch ältere Herren mit Uhrkette und Spitzbart waren einmal jung und frisch examiniert«, sagte sie in einem sehr abgeschliffenen Trøndelag-Dialekt.
    »Sind Sie frisch examiniert?«
    »Soll das ein Kompliment sein?«
    Frølich war darauf nicht vorbereitet. Da ihm keine schlagfertige Replik einfiel, fingerte er an der Serviette herum und sah sich im Lokal um.
    Sie zeigte die Zähne in einem kurzen Lächeln und fügte hinzu: »Ist schon merkwürdig. Aber ich habe tatsächlich über zehn Jahre Praxis hinter mir.«
    Er ergriff die Chance, sich am Fall festzuhalten. »Wie lange hatten Sie Arne Werner Welhaven in Therapie?«
    Zögernd sagte sie: »Bevor wir anfangen, muss ich leider einiges herunterleiern, was Sie sicherlich schon oft gehört haben: Ich unterliege der Schweigepflicht. Im norwegischen Gesundheitswesen gibt es viele merkwürdige Dinge, aber was die Schweigepflicht angeht, sind wir gut erzogen.«
    Frank Frølich nickte und leierte seinerseits seinen Spruch herunter: »Welhaven ist verschwunden, und es besteht die Möglichkeit, dass er einer kriminellen Handlung zum Opfer gefallen ist. Deshalb sucht die Polizei nach allen Anhaltspunkten, die diese Möglichkeit entweder ausschließen oder bestätigen können.«
    Sie sah ihn einen Moment lang an. »Sind Sie mit dem Wagen da?«
    »Nein.«
    Plötzlich stand eine Kellnerin neben ihnen. »Ein Glas Chablis für mich«, sagte sie und sah Frølich fragend an.  
    »Mineralwasser«, sagte er und fühlte sich wie ein Pfarrer.
    Sie betrachtete ihn aufmerksam. Ihre Augen waren eher grün als braun.
    »Also, was können Sie mir über Welhaven berichten?«, fragte er locker.
    »Das kommt darauf an, wonach Sie mich fragen.«
    »Vorläufig ist noch nicht auszuschließen, dass sich Welhaven das Leben genommen hat.«
    Die Kellnerin kam mit den Getränken. Maria Hoff bestellte einen Salat, und er nickte ebenfalls zustimmend.
    Als die Kellnerin wieder gegangen war, sagte sie: »Das Beste wird wohl sein, wenn Sie konkrete Fragen stellen, dann werde ich antworten, so gut es geht.«
    »Wie lange hatten Sie Welhaven in Therapie?«
    »Zwei Jahre.«
    Er zog überrascht die Augenbrauen hoch. »Zwei Jahre?«
    »Ja, zwei Jahre.«
    »Warum ist Welhaven damals zu Ihnen gekommen?«
    »Hier hindert mich leider die Schweigepflicht zu antworten.«
    Sie zwinkerte ihm über den Rand ihres Glases zu, und er fragte sich, was sie mit dieser Koketterie eigentlich bezweckte. Er war verdammt noch mal Polizeibeamter. Und der Vermisste hatte seine gequälte Seele jede verdammte Woche vor ihr ausgebreitet. Wenn jemand wusste, was im Kopf von Welhaven vorgegangen war, dann ja wohl sie.  
    Die Kellnerin brachte den Salat. Maria Hoff genoss den Anblick und kommentierte Farben und Zutaten.
    Frank Frølich fand, dass der Koch mit dem Hähnchen gegeizt hatte. Er sagte es aber nicht, sondern bat um mehr Brot.
    Die Tür ging auf. Fride Welhaven kam herein. Als sie erkannte, wer an seinem Tisch saß,

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