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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Killi angezeigt habe. Diese Vorstellung beweist nur, dass du ein schwacher Leiter bist. Du schlägst dich in dem Konflikt auf eine Seite, statt ihn zu lösen. Du stimmst gegen besseres Wissen in das Heulen und Schreien der Mehrheit ein. Du bist ein Populist, der es nicht wagt, zu seinen eigenen Einschätzungen zu stehen. Du bist feige, Rindal. Du bist, was du schon immer warst – ein Wetterhahn.«
    Mit zitternden Fingern drückte Rindal ein neues Kaugummi aus der Packung und stopfte es zu dem anderen in seinen Mund. Seine Kiefer mahlten auf dem Kaugummi herum, und sein Blick war schwarz vor Wut. Als er den Mund wieder öffnete, sprach er mit ruhiger, aber eiskalter Stimme: »Ich fasse es nicht, dass du so schwer von Begriff bist, Gunnarstranda. Ich werde dir jetzt die letzten Geschehnisse beschreiben – so, wie sie sich von außen betrachtet darstellen. Versuch, mir zu folgen: Du hattest einen Konflikt mit einem Kollegen. Der Mann wurde erschossen. Du wurdest Leiter der Ermittlungen – ein Fehler, für den ich verantwortlich bin – das gebe ich zu. Wofür ich nichts kann, sondern wofür du die Verantwortung übernehmen musst, ist, dass Beweise ausgerechnet immer dort verschwinden, wo du auftauchst. Die Serviererin vom Asylet zeigt uns, wer die Schlägerei vor dem Mord angefangen hat. Du ignorierst das völlig. Stattdessen gehst du in Killis Wohnung und schnüffelst in seinen Privatsachen herum. Hinterher ist weder sein verdammter Laptop noch seine Waffe aufzufinden, die dasselbe Fabrikat hatte wie die, mit der er erschossen wurde. Auch die Fotos, die auf Killis Kamera waren, sind spurlos verschwunden –«
    Gunnarstranda konnte nicht weiter zuhören, ohne ihn zu unterbrechen: »Was behauptest du da?«
    Rindal überhörte die Frage. »Und das ist nur die eine Seite der Geschichte«, fuhr er mit hochrotem Gesicht fort. Seine Stimme war nicht mehr leise und kalt. Die Lautstärke stieg mit jedem Wort an: »Du besitzt nicht die nötige Autorität. Du genießt nicht das nötige Vertrauen bei den Kollegen. Was dich und Starum betrifft, habt ihr noch Dreck im Gepäck von früher und kommt nicht gut miteinander aus. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen. Der Fall Killi wird von jetzt an von der Kripo und von Starum geleitet – ohne deine Mitarbeit.«
    Die letzten drei Worte schrie er heraus. Es gab fast ein Echo von den Wänden.
    Rindals Hände flatterten unruhig. Er drehte sich auf dem Absatz herum und ließ sich schwer auf den Schreibtischstuhl fallen. Dort saß er und sah aus dem Fenster.
    Gunnarstranda betrachtete ihn, reglos.
    Rindal murmelte, mehr zum Fenster als zu Gunnarstranda gewandt: »Das wird auch die Luft reinigen. Sowohl die Öffentlichkeit als auch die Jungs hier im Hause werden verstehen, dass eine größere Neutralität bei den Ermittlungen erforderlich ist.«
    Gunnarstranda brauchte Klarheit und fragte: »Ist das dein Ernst? Glaubst du wirklich, ich lasse Beweise verschwinden?«
    »Hier geht es nicht darum, was ich glaube oder nicht glaube.«
    »Sieh mich an!«
    Rindal ließ seinen Stuhl herumschwingen, langsam. Sie betrachteten einander abschätzend. »Wir sind fertig«, sagte Rindal steif.
    »Was soll ich stattdessen tun?«
    »Das wird sich zeigen.«
    »Wie bitte? Hast du bedacht, dass wir hier im Haus einen Betriebsrat haben?«
    »Es gibt zwei Typen von Leitern, Gunnarstranda. Die, die sich nur an die Regeln halten, und die, die ihren Verstand gebrauchen.«
    »Wenn es zwei Typen von Leitern gibt, dann die, die ihre Angestellten führen und motivieren, und die, die all ihre Energie darauf verwenden, sie zu verfolgen.«
    »Das reicht, es ist genug. Ich habe nicht vor, mir noch mehr Beleidigungen von dir anzuhören.«
    »Wenn dein verdammter Verstand mich aus dem Fall Killi rauskickt, was sagt dein Verstand dann dazu, was ich stattdessen tun soll?«
    »Du kannst Frølich bei den Vermisstenfällen unterstützen. Er ist, soweit ich es bis jetzt überblicken kann, der Einzige hier im Haus, der es mit dir aushält.«
    »Er wird sich sicherlich freuen«, sagte Gunnarstranda bissig.
    »Er hat Anordnungen zu befolgen, genau wie du.«
    Frank Frølich war darin vertieft, alle Informationen, die er über Welhavens Aktivitäten vor seinem Verschwinden besaß, zu systematisieren, als das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelte. Es war die Wachhabende Ingrid Kobro, die ihn nur davon in Kenntnis setzen wollte, dass er einen neuen Kollegen bekommen würde: Gunnarstranda war von den Ermittlungen im Fall Killi abgezogen

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