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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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still blieb, schlich er sich hinaus. Es war sieben Uhr. Zeit, zur Arbeit zu gehen.

12
     
    Gunnarstranda fand schließlich die schmale Treppe gegenüber der Opernpassage. Die Treppe führte zu einer Tür im ersten Stock. Er war vor einigen Jahren schon einmal dort gewesen. Der neue Besitzer hatte den schweren Tresen behalten, aber die Flaschen und Bierzapfhähne waren durch einen Teekocher, Ketchupflaschen, Kräuterdosen, Stapel von Karten- und Brettspielen ersetzt worden. An einer Wand hing ein riesiger Flachbildschirm, von dem irakische und persische Musikvideos durch das Lokal dröhnten. Die schweren Möbel mit den Boxen für die Kunden waren herausgerissen und durch Plastiktische mit Sprossenstühlen ersetzt worden, an denen Männer in Gruppen Domino spielten und Tee tranken. Neben der Bar stand eine Kühltheke, in der Kebab, Grillspieße und verschiedene Gemüse darauf warteten, gegrillt und verspeist zu werden.
    Der Kerl am Teekocher war Mitte zwanzig. Er sprach Norwegisch. Sobald Salmans Name gefallen war, beteiligten sich allerdings sämtliche im Lokal Anwesenden an dem Gespräch, und der Junge am Teekocher übersetzte. Sowohl er als auch mehrere andere konnten beschwören, dass Salman den ganzen Samstagabend Billard gespielt hatte.
    Gunnarstranda fand nun den Zeitpunkt für die Zehntausendkronen-Frage gekommen. »Aber wie konnte Salman Billard spielen, wenn es hier gar keinen Billardtisch gibt?«
    »Aber wir waren ja gar nicht hier!«, sagte der Junge grinsend und übersetzte.
    Alle begannen zu lachen.
    Gunnarstranda wartete, während der Junge erklärte: Hier waren sie tagsüber. Billard spielten sie in dem anderen Club.
    Der Polizeibeamte nickte geduldig und zog einen Zettel aus der Tasche. »Bitte geben Sie mir die Namen und die Telefonnummern von allen, die mit Salman zusammen gespielt haben«, sagte er zu dem Jungen hinter dem Tresen.
    Eine halbe Stunde später war er wieder im Präsidium. Auf dem Flur bemerkte er den breiten Rücken von Petter Bull. Der Kollege hielt einen dampfenden Plastikbecher zwischen Daumen und Mittelfinger, steuerte auf den Cola-Automaten und den Tisch mit dem Leergut zu, blieb dort stehen und stellte den Becher ab. Er schüttelte seine Finger und blies sich theatralisch auf die Fingerspitzen, als Gunnarstranda ein paar Münzen hervorkramte und sie in den Automaten steckte.
    »Du hast nicht vielleicht die Fotos für mich rübergezogen?«
    »Fotos?«
    Petter Bull war ein riesiger Kerl: dicker Nacken, dicke Arme und ein tonnenförmiger Körper. Auch sein Gesicht unter dem Igelschnitt war rund, seine Augen waren schmal und fast zugewachsen. Wenn er angesprochen wurde, stand er oft mit offenem Mund da und entblößte eine sehr pralle, leicht feuchte Unterlippe.
    Gunnarstranda drückte auf den Knopf mit dem Fanta-Zeichen. Es donnerte, als die Flasche losgelassen wurde und hinter die Eingriffluke fiel. Er beugte sich hinunter und begegnete Petter Bulls Blick. Las in beiden schmalen Augen, dass Bull genau wusste, wovon er sprach – jedoch so tat, als wüsste er es nicht.
    Gunnarstranda griff nach der Flasche und richtete sich auf. »Ich habe gefragt, ob du computerkundig bist, weil –«
    »Ach ja, die Fotos …«
    Der Einwurf kam ein paar Sekunden zu früh. Gunnarstranda fuhr fort: »Weil ich ein paar Fotos von einem Speicherchip auf einen PC gezogen haben wollte. Dachte mir, dass Yttergjerde oder du es vielleicht für mich gemacht hätten …«
    »Warum sollten wir?«
    »Es war nur eine Frage«, sagte Gunnarstranda kurz. Bull hatte den Kaffeebecher ans Kinn gehoben und pustete auf den heißen Inhalt. Übertrieben.
    »Aber du verstehst nicht, wovon ich gerade rede«, sagte Gunnarstranda in einem leichteren Tonfall.
    Bull hielt den Blickkontakt und pustete zweimal auf den Kaffee, bevor er mit kühler Stimme sagte: »Ehrlich gesagt, das tue ich tatsächlich nicht.«
    »Ich dachte, du oder Yttergjerde, ihr hättet vielleicht die Fotos auf einen PC gezogen, weil ich euch darum gebeten hatte.«
    »Wie hätten wir das tun sollen, ohne den Chip?«
    »Das ist es ja gerade, der Chip ist nicht mehr da, wo ich ihn hingelegt hatte.«
    Sie standen weiterhin Auge in Auge.
    Petter Bull mit dem Becher vor dem Mund, ohne zu trinken.
    Gunnarstranda war jetzt vollkommen überzeugt. Der Mann, der da mit einem Plastikbecher in der Hand vor ihm stand, hatte den Chip aus seiner Schreibtischschublade genommen. Aber er brachte es trotzdem nicht fertig, das auszusprechen. Im Stillen fragte er sich, warum

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