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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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saubere Gläser hervorgesucht und in jedes davon einen Teebeutel gehängt.
    Der Polizeibeamte versuchte, den Trödler zu beruhigen. »Wir müssen so reagieren«, erklärte er. »Die Polizei nimmt Leute, die Waffen mit sich herumtragen, außerordentlich ernst. Besonders wenn die Waffe benutzt worden ist, um jemanden zu erschießen. Wir können Sie und andere nicht in Gefahr bringen. Unsere Männer tragen kugelsichere Westen, Helme und andere Sicherheitsausrüstung. Sie und ich halten einfach den größtmöglichen Abstand, wenn etwas passiert – falls es passiert.«
    Mustafa war wie immer wie ein Minister gekleidet: dunkler Anzug und weißes Hemd. Jetzt saß er auch da wie ein Minister, in Pose, die eine Hand ums Kinn gelegt und mit einem Gesichtsausdruck, der große Wichtigkeit ausstrahlte.
    Die Teekanne auf dem alten Propankocher begann zu pfeifen. Das Wasser kochte. Mustafa drehte den Brenner aus, goss Wasser auf die Teebeutel, gab reichlich Zucker in sein Glas und hielt ihn Gunnarstranda hin, der abwehrend den Kopf schüttelte. »Ich trinke ihn so.«
    Schließlich sagte Mustafa, er verstehe Gunnarstrandas Argumentation und respektiere sie, würde aber seinerseits bitten, darauf Rücksicht zu nehmen, dass er als Gewerbetreibender auch an seine Kunden denken müsse.
    Gunnarstranda nickte. »Aber jetzt ist es nicht mehr zu ändern«, argumentierte er. »Wenn der Mann mit der Waffe nicht wieder auftaucht, wird ja kein Schaden angerichtet.«
    »Aber«, entgegnete Mustafa. » Falls er zurückkommt, nachdem Sie wieder gegangen sind, und wenn er begreift, dass ich Sie angerufen habe, was dann?«
    »Ein wahrer Politiker beantwortet nie hypothetische Fragen.«
    Mustafa nickte Gunnarstranda als Antwort anerkennend zu, nippte am Tee und begann: »Aber …«
    »Mustafa«, unterbrach Gunnarstranda ihn genervt. »Kein Aber hier und kein Aber da. Sehen Sie irgendwo Polizei? Nein. Aber sie ist da. Wenn der Kerl nicht auftaucht, ist nichts passiert.«
    Mustafa hielt den Augenblick für gekommen. Er fischte eine seiner zahlreichen Armbanduhren aus der Tasche. »Hier habe ich ein Schmuckstück für Sie, Gunnarstranda. Eine Heuer Carrera Kaliber 12 , eine der letzten Automatikuhren, bevor die Quartz-Revolution manuellen Uhrwerken den Garaus machte – genauer gesagt 1974. Wie Sie sehen, ist die Krone auf der linken Seite des Gehäuses, das signalisiert Originalität und Stil …«
    »Nein danke.«
    »Wie wär’s mit einer Omega Constellation in achtzehnkarätigem Gold von 1966? Frisch überholt, mit Chronometer-Zertifikat. Eine Uhr, die Ihnen steht, mit oder ohne Uniform.«
    »Nein danke.«
    »Oder eine Rolex Submariner , ein schöneres Uhrwerk findet man nirgendwo auf …«
    »Nein danke.«
    Die Glocke der Ladentür bimmelte. Mustafa stand auf und flüsterte: »Was soll ich tun?«
    »Husten Sie, wenn es derselbe Mann ist.«
    Mustafa stapfte hinaus. Zwei Sekunden vergingen. Dann ertönte ein kleines Husten aus dem Laden.
    Er dachte an Ivar Killi, als er die Delta-Einheit agieren sah. Der Mann, mit dem die Polizisten recht unsanft verfuhren, war mager, zerlumpt und zahnlos. Seine Lippen stachen wie ein Entenschnabel aus dem verwüsteten Gesicht hervor. Seine Haare glichen einem an Land gespülten, vertrockneten Seetangknäuel, und die Beine, die unter dem Haufen bewaffneter Polizistenkörper herausragten, waren jämmerlich weiß und dürr und übersät mit hellroten Ekzemen.
    Der Unterschied war, dass Killi keine Grenzen gekannt hatte, dachte er. Killi hatte noch mehr Pfefferspray gesprayt, als Salman zu schreien anfing. Er hatte weitergeschlagen, als Salman schon still dalag. Killi hatte bei der Festnahme nicht nur seine Dienstmacht ausgeübt, sondern sich einen erschreckenden Übergriff erlaubt.
    Als die Polizisten den Mann in den Einsatzwagen bugsierten, startete Mustafa seine Vorstellung. »Das können Sie doch nicht machen!«, schrie er mit hoch erhobenen Händen. Dann schlug er sich auf die Schenkel und rief: »Auf diese Art und Weise mit meinen friedlichen Kunden umzuspringen! Was soll aus mir und meinem Geschäft werden! Sehen Sie nicht, was Sie anrichten?«
    »Nun reicht es, Mustafa«, sagte Gunnarstranda, als der Polizeiwagen davonfuhr. »Und danke für die Hilfe.«
    »Nicht so laut«, zischte Mustafa. »Stellen Sie sich vor, jemand …«
    Gunnarstranda blickte um sich. »Es ist niemand hier, Mustafa, niemand, der etwas hören kann. Sie haben gute Arbeit geleistet. Der König und die Regierung danken Ihnen.«

34
     
    An der

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