Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
Ermittlungen oder als Killis Vorgesetzter, diese Fakten einfach ignorieren?«
Rindal saß stumm und mit zusammengebissenen Zähnen da.
»Eines habe ich noch vergessen zu sagen«, sagte Gunnarstranda. »Ich habe noch eine Information, die dich im Fall Killi einen großen Schritt weiterbringen wird.«
»Spuck’s aus.«
Gunnarstranda zögerte.
Jetzt wurde Rindal wütend. Er knallte seine große Faust auf den Tisch. »Es ist deine verdammte Pflicht, jede Information weiterzugeben, die die Ermittlungen voranbringen kann!«
»Ich habe Informationen. Aber du bekommst sie nicht umsonst.«
»Nein«, brüllte Rindal, sodass es von den Wänden widerhallte. »Die Antwort ist NEIN . Du wirst einen Scheißdreck mit den Ermittlungen im Mordfall Killi zu tun haben! Einen Scheißdreck!«
Gunnarstranda hob resigniert die Arme.
»Ist das klar?«
Gunnarstranda antwortete nicht.
»Und du hast alles, was du weißt, weiterzugeben, du hast verdammt noch mal einen Job, der verpflichtet?«
Das letzte Wort erstarb in einem Flüstern. Rindal setzte sich in seinem Stuhl gerade hin. Er hatte sich den Hals trocken geschrien und musste husten. Tränen traten ihm in die Augen, und er hustete wieder. Die Adern an seiner Stirn waren bis zum Platzen angeschwollen. Er versuchte, den obersten Knopf seiner Uniformjacke zu öffnen, zerrte an seinem Schlips und drehte den Kopf hin und her.
Gunnarstranda sah die Ähnlichkeit mit Hackman und versuchte sich an den Namen des Films zu erinnern, an den er denken musste.
Aber Rindal simulierte nicht. Er stand mit einem Ruck auf, riss sich den Schlips vom Hals und hustete wieder.
»Geht’s dir nicht gut?«, fragte Gunnarstranda.
Rindal stolperte zur Tür hinaus, die weit offen stehen blieb. Gunnarstranda stand auf, ging zur Tür und sah, wie Rindal zur Toilette wankte. Gunnarstranda ging ihm nach und fand ihn über das Waschbecken gebeugt, wo er Wasser aus dem Hahn schlürfte und sich dann das Gesicht mit Papiertüchern abwischte. Er atmete schwer aus und stützte sich gegen die Wand, seufzte und rang wieder nach Luft. Als er sprach, war seine Stimme kaum zu hören: »Dieses Gebäude ist verdammt noch mal nicht groß genug für uns beide.« Er riss mehrere Papiertücher ab und presste sie vor sein Gesicht. »Entweder du oder ich, Gunnarstranda. Aber ich habe nicht vor, dir die Freude zu bereiten, mich im Dienst sterben zu sehen.«
Rindal wankte zurück in sein Büro, Gunnarstranda stapfte ihm nachdenklich hinterher. Sie setzten sich wieder auf ihre Plätze. »Waren wir nicht fertig?«, fragte Rindal müde.
»Da war noch diese Spur.«
Rindal seufzte. »Die du nicht kostenlos preisgeben wolltest.«
»Du weißt, wie das ist. Frølich läuft weg und versteckt sich, sobald er mich sieht. Und ich werde in diesen Mordfall verwickelt, egal, wohin ich mich drehe und wende. Wenn nicht Starum mich nach etwas fragt, dann jemand anders. Ist das richtig, dass ich hier mein Gehalt dafür beziehe, Lottoscheine auszufüllen – während ich in Wirklichkeit heimlich für dich an dem Fall arbeite?«
Rindal holte tief Luft und blickte zur Decke, wie um dort Kraft zu tanken. Schließlich sagte er: »Ich schlage einen Deal vor. Was ich jetzt sage, bleibt ganz und gar unter uns! Und weiter wird nicht verhandelt. Es wird so sein, wie ich es dir jetzt sage: Du erzählst alles, was du weißt. Wenn das, was du zu sagen hast, die Ermittlungen weiterbringt, werde ich über deinen Wunsch nachdenken. Dann werde ich, sobald ich darüber nachgedacht habe, bezüglich deiner zukünftigen Rolle in diesem Fall auf dich zukommen.«
Gunnarstranda stand auf und streckte seine rechte Hand aus. Rindal ergriff sie.
»Abgemacht«, sagte Gunnarstranda und räusperte sich. »Das Motiv für den Mord an Killi, das heißt jedenfalls ein Teil der Erklärung, findet sich im Fall Welhaven. Ich habe einen neuen Link, der Welhaven nicht nur mit Ivar Killi, sondern auch mit dem Mädchen auf dem Foto, Veronika Lange, in Verbindung bringt. Es gibt da jemanden, den sie beide kennen. Eine Frau. Die Psychologin, die das Mädchen wenige Stunden nach Killis Tod in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen hat. Sie heißt Maria Hoff und hat auch eine private Praxis. Arne Werner Welhaven war seit zwei Jahren ihr Patient.«
Rindal starrte unbeweglich über den Tisch.
»Und du hast noch nicht angefangen, die Spur mit dem › Konto auf den Bermudas ‹ zu verfolgen«, sagte Gunnarstranda grinsend auf dem Weg zur Tür.
42
Nachdem Gunnarstranda
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