Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)
vergingen also vier bis fünf Stunden, bis Sie sie eingewiesen haben. Was geschah in dieser Zeit?«
»Ich habe mir ein Bild von ihrem Zustand gemacht. Das hat eine Weile gedauert. Ich musste zuerst versuchen, sie zu beruhigen. Wir haben etwas gegessen, und dann mussten wir ja auch noch hinfahren.«
»Sind Sie zusammen gefahren?«
»Ja. Mit meinem Auto.«
»Sie sind zur Notaufnahme der psychiatrischen Abteilung der Uniklinik Ullevål gefahren?«
»Nein, wir sind direkt hierhergefahren. Sie war hier schon früher Patientin, und ich hatte festgestellt, dass sie dringend eingewiesen werden musste. Es hätte keinen Sinn gehabt, irgendwelche Umwege zu machen, bevor sie hierherkam.«
»Sind Sie bei ihr zu Hause vorbeigefahren?«
»Nein.«
»Waren Sie bei ihrer Großmutter?«
»Ich weiß sehr wenig über ihre Familienverhältnisse.«
»Bitte seien Sie so freundlich, auf die Frage zu antworten.«
»Nein, ich glaube nicht.«
»Sie glauben?«
»Sie hat überhaupt nicht von ihrer Großmutter gesprochen.«
»Haben Sie unterwegs angehalten?«
»Ja.«
»In Ullevål Hageby?«
»Das ist möglich, ja.«
»Sie wissen nicht, wo Sie angehalten haben?«
»Ich kenne mich mit den Straßennamen hier nicht so gut aus. Ich komme nicht aus Oslo.«
»War es in der Nähe vom Ullevål Stadion?«
»Ja.«
»Ein rotes zweistöckiges Holzhaus?«
»Ja.«
»Sie kannten den Ort nicht, sind dort noch nie gewesen?«
»Nein.«
Vibeke Starum drehte sich zu Gunnarstranda um. Er schlug eine Mappe auf und nahm ein Blatt heraus. Es war eine Fotografie. Er reichte sie ihr.
»Kennen Sie die Person auf dem Bild?«, fragte Vibeke Starum.
Maria Hoff holte tief Luft. Sie errötete. »Das bin ich.«
»Sie erkennen sich auf diesem Bild?«
Sie nickte.
»Das Bild wurde in Ivar Killis Wohnung aufgenommen?«
»Ja.«
»Ivar Killis Wohnung ist unter der von Veronikas Großmutter. Sie sind also dort gewesen. Haben Sie das Haus nicht wiedererkannt, als Sie am Sonntagmorgen vor seiner Wohnung hielten?«
Maria Hoff schwieg.
»Bitte seien Sie so freundlich, auf die Frage zu antworten.«
»Doch, ich habe es wiedererkannt.«
»Als ich eben gefragt habe, haben Sie gesagt, Sie würden den Ort nicht kennen und seien dort auch noch nie gewesen. War das eine Lüge?«
»Ja, ich habe gelogen.«
»Warum haben Sie gelogen?«
»Ich schäme mich wegen der Bilder. Ich möchte möglichst nicht daran denken. Er hatte versprochen, sie zu vernichten. Nach der Nacht, in der die Fotos entstanden sind, wollte ich nichts mehr mit diesem Mann zu tun haben. Ich nehme an, dass meine vorherige Antwort automatisch kam, ausgelöst durch … dieses Unbehagen.«
»Warum haben Sie am Sonntagvormittag vor dem Haus gehalten?«
»Veronika wollte etwas holen, von ihrer Großmutter.«
»Also hat sie doch von ihrer Großmutter gesprochen?«
Maria Hoff schloss die Augen, bevor sie antwortete. »Nein, aber sie sagte, dass sie etwas holen wollte.«
»Und Sie deuten es so, dass sie etwas von ihrer Großmutter holen wollte, als sie vor Killis Wohnung hielten?«
»Ich weiß, ihre Großmutter wohnt über Killi, und ich habe gesehen, dass sie mit etwas zum Anziehen zurückkam.«
»Sind Sie ganz sicher?«
Maria Hoff schwieg lange, bevor sie sagte: »Ja, ich bin mir ganz sicher.«
»Sie haben also nicht gelogen, als Sie gerade behaupteten, dass sie nicht von ihrer Großmutter gesprochen hätte?«
»Nein, ich habe nicht gelogen.«
»Sie haben in diesem Verhör bereits einmal eingeräumt, gelogen zu haben. Warum sollten wir Ihnen jetzt glauben?«
»Ich bin nicht jemand, der lügt. Aber was spielt das für eine Rolle, ob wir über ihre Großmutter gesprochen haben oder nicht?«
»Eine Rolle spielt, ob Sie die Wahrheit sagen oder nicht. Wir erfassen die Grundlagen für Ihre Aussage. Sie wollen doch vor Gericht glaubwürdig erscheinen, oder?«
»Ja, das möchte ich.«
»Sind Sie in Killis Wohnung gegangen?«
»Nein.«
»Sie haben keine Gegenstände aus Killis Wohnung entfernt?«
»Ich habe gesagt, dass ich nicht hineingegangen bin!«
»Bitte seien Sie so freundlich, nur auf die Fragen zu antworten. Haben Sie einen oder mehrere Gegenstände aus Killis Wohnung entfernt?«
»Nein. Ich habe nichts entfernt. Ich war nicht in der Wohnung.«
»Wie haben Sie Killi kennen gelernt?«
Maria Hoff seufzte tief. »Das war die banalste Geschichte der Welt. Ich wurde von einem Mann angebaggert, der mehrere Absichten hatte, aber das habe ich anfangs nicht verstanden. Es war im Odeon an
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