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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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zwei zugedrückten
Augen des Sportbeauftragten der Polizei. Die Raucherei hatte über die Jahre ein
Übriges zu seiner katastrophalen Fitness hinzugetan.
    Lacroix machte ungerührt weiter und begab sich wie ein Kampfrichter
in die Mitte des Raumes. »Nun, ich möchte die beiden Herrschaften bitten, für
eine Demonstration zu einem kleinen Wettkampf anzutreten.«
    Lagerfeld verzog das Gesicht. Doch nicht in aller Herrgottsfrühe!
Immerhin: Er hatte erst vorhin sicherheitshalber wieder eine der gelben Pillen
eingeworfen. Aber eigentlich bräuchte er erst einmal einen großen Kaffee und
keine sportlichen Übungen. Außerdem war sowieso klar, wer von den beiden den
Kürzeren ziehen würde. Was sollte also der Quatsch?
    Doch Lacroix blieb unerbittlich. »Jetzt werden Sie so lange
Liegestütze machen, bis einer von Ihnen beiden aufgibt. In Ordnung?« Fragend
lächelte er in die Gesichter der beiden Morgenathleten.
    Lagerfeld lachte. »Wenn Sie unbedingt wollen. Aber das wird ein
ziemlich kurzer Wettkampf werden, Herr Blutarzt.« Alle anderen im Kreis nickten
zustimmend und kapierten nicht, worauf Lacroix hinauswollte.
    »Ich setze zehn Schweizer Franken auf Kriminalkommissar Bernd
Schmitt, wer hält dagegen?«, sagte Lacroix laut. Ungläubiges Gemurmel war in
der Runde zu hören, dann wurden hektisch Geldbeutel herausgekramt. Nach kurzer
Zeit lag neben dem Schein des Schweizers ein großer Haufen Euroscheine, alle
von den Unterstützern Huppendorfers. Nur Honeypenny ließ sich schlussendlich
noch dazu hinreißen, ihre zehn Euro zu den Franken des Schweizers zu legen.
natürlich nur aus tief empfundenem Mitleid für den armen Lagerfeld, wie sie
öffentlich zugab.
    Lacroix bat nun Haderlein, den Schiedsrichter zu spielen. Der
Kriminalhauptkommissar hatte alles schweigend von der Seite aus betrachtet.
Auch er hatte keinen Schimmer, worauf der Mann hinauswollte, aber er wollte ihm
eine Chance geben, seine Demonstration durchzuführen.
    »Also, ihr beiden Superkommissare!«, bellte er wie ein
professioneller Galeereneinpeitscher. »Dann wollen wir mal. Es kann nur einen
geben.« Zu Lagerfeld meinte er noch leise, aber gut hörbar und mit
unverhohlenem Sarkasmus: »Also dann, Bernd, möge die Macht mit dir sein.«
    Alle im Büro wieherten, und selbst Lagerfeld musste an sich halten.
Die Chancen waren einfach zu ungleich verteilt.
    Dann hob Haderlein den Arm, senkte ihn wieder und rief: »Auf
geht’s!«
    Huppendorfer legte in seinem weißen Muscleshirt sofort los wie die
Feuerwehr. Lagerfeld war nur unwesentlich langsamer, aber das war bei ihm am
Anfang immer so. So bis zum Liegestütz dreiundzwanzig – wenn es gut lief, auch
vierundzwanzig, fünfundzwanzig – war er dabei. Doch dann kam der große
Leistungsknick. Das Nikotinloch. Dann ließ er sich auf seinen Bauch fallen und
war der vollen Überzeugung, er müsse sterben. Und genauso würde es heute auch
wieder ablaufen.
    Die Umstehenden feuerten beide an. Bei Übungsstütz zwanzig fing
Lagerfeld an, auf das bekannte taube Gefühl in seinen schlaffen Armen zu
warten. Auf den Schmerz, den die Milchsäure verursachte, die aufgrund der
Belastung seine Muskelfasern besetzte. Doch der Einbruch kam nicht. Zwei Tage
nicht geraucht, und schon hatte sein Körper an Widerstandskraft zugelegt,
dachte Lagerfeld stolz. Er beschloss, einen kleinen Zwischenspurt einzulegen
und dann, nach dem kurzen Feuerwerk, das Handtuch zu werfen. Wenigstens wollte
er mit fliegenden Fahnen untergehen.
    Das kurze Feuerwerk dauerte unter allgemeinem Beifall bis Liegestütz
zweihundertneunundsiebzig. Dann brach Haderlein den ungleichen Wettkampf ab.
Huppendorfer lag ausgepumpt in seinem eigenen Schweiß am Boden, während
Lagerfeld nur leicht angefeuchtet die ersten großspurigen Sprüche vom Stapel
ließ. Man hatte den Eindruck, als sei er ehrlich enttäuscht über das viel zu
frühe Ende des Wettbewerbs.
    »Da seht ihr mal, was ein paar Zigaretten weniger alles ausmachen!«,
rief er frohlockend in die Runde und hüpfte von einem Bein auf das andere.
    Lacroix sagte nichts, sondern ging mit dem gewonnenen Geld
spitzbübisch grinsend auf Honeypenny zu. »Hier, Madam, das ist unser
gemeinsamer Anteil. Verfahren Sie damit, wie Sie möchten.« Honeypenny nahm den
Haufen Scheine an sich und beschloss, den Betrag für die Honigkasse zu
verwenden. Die litt eh permanent an chronischem Unterzucker. Haderlein wartete
ebenso gespannt wie alle anderen auf die Erklärung für diese sensationelle
Vorführung.
    Lacroix

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