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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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sich die Eingangstür zur Dienststelle, und ein frisch
geduschter, aber nichtsdestotrotz griesgrämig blickender Kriminalhauptkommissar
Haderlein polterte herein.
    »Was ist denn hier los?«, brummte er etwas irritiert in die Runde,
als er die Versammlung in Fidibus’ Büro bemerkte. »Ist heute Fernsehstunde mit
Preisrätsel, oder was?« Er knurrte unausgeschlafen in Richtung Honeypenny, doch
Lagerfeld kam ihr mit einer Antwort zuvor.
    »Du wirst es nicht glauben, aber es gibt einen leibhaftigen Hurrikan
über dem Mittelmeer. In ein paar Stunden zieht er über Sizilien«, berichtete
Lagerfeld.
    »Ja, und?«, fragte Haderlein immer noch knurrig. »War doch klar,
dass das irgendwann mal passiert. Heiß genug dazu isses ja inzwischen.« Dabei
wischte er sich den Schweiß von der Stirn, der sich in der schwülen Luft
draußen schon wieder gebildet hatte. »Dann wird die Mafia dort unten wenigstens
gleich mit von der Insel gespült«, meinte er mit sarkastischem Unterton. Als er
jedoch den besorgten Blick seines jungen Kollegen bemerkte, schaute er ihn
fragend an.
    »Der Sturm zieht weiter nach Norden, Franz«, meinte Lagerfeld mit
belegter Stimme. »In zwei Tagen wird er mit über zweihundert Stundenkilometern
die Alpen überqueren.«
    Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Franz Haderlein begriffen hatte.
»Manuela!«, kam es tonlos über seine Lippen.
    Lagerfeld nickte. »Wir müssen versuchen, die Mädels heute noch
irgendwie zu erreichen. Immerhin haben wir noch zwei Tage Zeit, und die sind ja
nicht blöd, die zwei, die werden bei dem Sturm schon nicht im Freien
übernachten.«
    »Haha, im Freien übernachten!«, tönte eine Stimme hinter ihnen, und
die beiden Kriminalisten fuhren herum. »Da machen Sie sich mal keine Sorgen, meine
Herren. Bis dieser Hurrikan in Bamberg ist, ist der schon zu einem kleinen
Lüftchen mutiert. Da können Sie beruhigt wieder draußen schlafen. Haben wir als
Kinder oft gemacht!« Fidibus strahlte und legte Haderlein und Lagerfeld in
väterlicher Geste jeweils eine Hand auf die Schulter. »Wer Kinder sät, wird
Stürme ernten«, dozierte er mit erhobener Zigarre, dann hielt er inne, führte
die Zigarre vors Gesicht und betrachtete grüblerisch seine Handinnenfläche.
»Äh, Kinder sät, Würmer ernten?«, sprach er dann mehr zu sich selbst, als zur
um ihn herum versammelten Büroöffentlichkeit und heftete seinen Blick unbewegt
auf die Zigarrenspitze, die nun nur noch wenige Zentimeter vor seiner
Nasenspitze in der Luft schwebte. »Na, ich habe als Kind jedenfalls draußen immer
geschlafen wie ein tiefer Stein«, faselte er noch halblaut, ohne den Blick
wieder seinem Umfeld zuzuwenden. Noch bevor irgendwer etwas sagen oder ihn gar
berichtigen konnte, machte Fidibus auf dem Absatz kehrt und entschwand in
leicht gebückter Haltung in sein inzwischen wieder von den Mitarbeitern
verlassenes Büro, in dem er sich sofort in bedeutsame Akten vertiefte, die sich
auf seinem Tisch stapelten.
    »Irgendwie ist ihm seine Vaterschaft nicht gut bekommen«, meinte
Honeypenny und verzog stirnrunzelnd das Gesicht. »Und das mit dem Sturm wirft
ihn jetzt so richtig aus der Bahn. Er war ja vorher schon keine Leuchte als
Poet, aber so schlimm war es noch nie.« Sie schüttelte etwas hilflos den Kopf,
griff nach der Leine von Riemenschneider und begab sich zurück zu ihrem
Schreibtisch. Dem kleinen Schwein verkündete sie lächelnd: »Komm, Süße, es gibt
Apfel!« Sie begann sofort, denselbigen zu schälen, was bei der
Riemenschneiderin allergrößte Zufriedenheit auslöste. Apfel war immer noch das
allerbeste Mittel gegen schalen Unterhosengeschmack.
    »Warum wächst sie eigentlich nicht?«, überlegte Lagerfeld laut.
    »Wie bitte?« Haderlein war noch ganz in Gedanken versunken, weil er
darüber nachgrübelte, wie er seine Manuela am schnellsten erreichen konnte. Er
hatte es bereits mehrmals auf ihrem Handy versucht, aber vergeblich.
Wahrscheinlich war der Empfang einfach zu schlecht.
    »Werden Schweine denn noch größer als Riemenschneider?«, fragte er
abwesend und bedeutete Honeypenny, indem er Richtung Kaffeeautomat zeigte, dass
er eine XXL -Portion Koffein
benötigte.
    »Unser Großstadtkommissar, der Landökonom schlechthin«, lachte
Lagerfeld. »Natürlich werden Schweine größer. Riemenschneider ist jetzt schon
fast ein Jahr alt und dürfte eigentlich längst nicht mehr unter Honeypennys
Schreibtisch passen. Stattdessen bleibt sie, wie sie ist, und wächst keinen
Zentimeter, zumindest nicht in die

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