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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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sprachlos, während sich der Rest des
Büros hochinteressiert um die beiden Kommissare versammelte. Selbst Fidibus
hatte seinen Glaspalast wieder verlassen, um zu sehen, was da draußen vor sich
ging.
    Die Verblüffung Haderleins war jedoch nur von kurzer Dauer. Dann
kochte der unausgeschlafene Zorn in ihm hoch. Was bildete sich dieser Jungspund
eigentlich ein? »Bernd Schmitt«, redete er Lagerfeld nun betont förmlich an,
»du verlangst von mir Disziplin? Ausgerechnet du? Du armseliger Sklave deiner
Zigarettensucht?« Haderleins Augen blitzten. Er kannte den wunden Punkt seines
Gegners und bohrte jetzt genüsslich darin herum. »Da fordert jemand von mir
Disziplin, der selbst ein Äußeres pflegt wie aus einem billigen Musketierfilm?
Der ein Auto fährt, als wäre es in einem Puff groß geworden?«
    Haderlein redete sich immer mehr in Rage, und die Umstehenden sahen
genüsslich zu. Honeypenny machte bereits heimlich eine Videoaufnahme mit dem
Handy, als Bernd Schmitt Lagerfeld verbal zurückschlug. Das mit den Zigaretten
sei ja wohl wirklich eine ganz miese Nummer!
    »Und wer lebt denn jetzt hier scho seit Jahrzehnten in Bamberch und
kann noch kein einziges fränkisches Wort? Wie ignorant muss mer denn da sei,
hä? Geh doch ham in dei oberbayrische Heimat!«
    »Bravo!«, kam es lautstark von links, und jemand klatschte in die
Hände. Haderlein fuhr herum und blickte Honeypenny ins Handy. »Da hat der Bernd
schon irgendwie recht«, konnte Haderlein von ihr hören. Außerdem sah er aus dem
Augenwinkel, wie der ein oder andere Umstehende zustimmend nickte.
    Als er sich wieder umdrehte, blickte Lagerfeld ihn triumphierend an.
Haderlein ballte seine Hände zu Fäusten und stapfte wutentbrannt auf seinen
Kollegen zu. Als ihre Nasen sich fast berührten, zischte er mit mühsam
unterdrückter Wut: »So, ich soll also Fränkisch lernen? Gut, nichts leichter
als das. Ich werde jedenfalls eher Fränkisch gelernt haben, als du mit dem
Rauchen aufhören kannst, du willenloses Bamberger Räucherstäbchen!«, belferte
er.
    Lagerfeld wurde blass. Ob der gelungenen Retourkutsche Haderleins
wurde nun lautstark Beifall von den Umstehenden bekundet. Lagerfeld,
normalerweise die Ruhe in Person, hatte seinen normalen Erregungsdurchschnitt
nun weit überschritten, und keine Sucht der Welt hätte ihn jetzt dazu bewogen,
sich geschlagen zu geben. So nicht, Bruder der Sonne! Willenlos,
Räucherstäbchen! Pah, das wäre ja gelacht! »Okay! Okay! Ab heute werde ich bis
zum Ende der Ermittlungen in dieser Rentnersache keine Zigarette mehr
anrühren«, knurrte er zurück. »Und wenn doch, zahle ich freiwillig hundert Euro
in die Gemeinschaftskasse im Büro.«
    »Für jede Zigarette?«, fragte Haderlein sicherheitshalber nach.
    Lagerfeld nickte wild entschlossen.
    Die Umstehenden johlten, selbst Fidibus konnte sich ein erstauntes
Grinsen nicht verkneifen, und Haderlein zog überrascht die Augenbrauen hoch.
    »Für jede Zigarette?«, äffte Lagerfeld Haderlein nach. »Aber dafür,
mein lieber Vorgesetzter, dafür wird ab heute Fränkisch gelernt. Und wenn du
des dann net kannst, wovon ich ausgehe, mein lieber Chef, dann zahlst du mir
die Zigaretten fürs ganze nächste Jahr. Abgemacht?« Lagerfeld strahlte
Haderlein mit dem Ausdruck absoluter Siegesgewissheit an. »Na, was ist,
Feigling?«, frotzelte er noch hinterher.
    Unter großem Beifall der versammelten Büromannschaft trat Haderlein
mit grimmiger Miene auf Lagerfeld zu und schlug ein. Die Kollegen waren außer
sich, allseits wurden Fotos von diesem geschichtsträchtigen Moment geschossen.
    Dann kam der Chef der Dienststelle, Robert Fidibus Suckfüll, auf die
beiden Wettkandidaten zu. »So, meine Herren«, konnte das umstehende Polizeivolk
von seinem schmunzelnden Herrn und Meister vernehmen, »so, meine Herren, dann
wollen wir das mal auf eine amtliche Ebene heben. Frau Hoffmann, Sie werden
sogleich ein Schriftstück aufsetzen, das umgehend von den beiden Herren zu
unterzeichnen ist. Danach kommt es dann sofort zu mir in den Tresor.« Fidibus
blickte väterlich von einem zum anderen. »Tja, und wenn der St.-Getreu-Fall
hoffentlich zeitnah in Form eines verhafteten Schuldigen gelöst ist, dann
werden wir ja sehen, wer hier willenlos und charakterschwach ist, meine
Herren.« Lächelnd blickte er die beiden Streithähne an, während er seine nicht
angezündete Havanna zwischen Daumen und Zeigefinger hin und her rollte.
Haderlein und Lagerfeld standen sich indes noch immer wie zwei

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