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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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unversöhnliche
germanische Schwertkämpfer gegenüber.
    »Da haben wir wohl etwas unüberlegt gehandelt, was, Kollege
Haderlein und Kollege Schmitt?«, fuhr Fidibus stichelnd fort, während
Honeypenny bereits eilig den Text in ihren Computer tippte. »Das könnte teuer
für Sie werden, Haderlein. Ich hoffe, da ist Ihnen kein Missglück passiert.«
    Synchron drehten sich die Köpfe der beiden Kontrahenten zu Fidibus
um. Mit einem leicht verwirrten Stirnrunzeln fragte Lagerfeld: »Ein Missglück?«
    »Was ist das denn?«, fragte nun auch ein misstrauischer Haderlein.
    »Na, meine Herren«, wunderte sich der Leiter der Dienststelle, »ein
Missglück eben … eine Verkettung anderer Umstände, wenn Ihnen das etwas sagt,
ein Ungeschick eben.«
    Haderlein blickte Fidibus undefinierbar an und sagte: »Ich glaube,
es ist besser, ich gehe jetzt wieder an die Arbeit.« Sprach’s und machte sich
auf den Weg zu seinem Schreibtisch.
    »Sehr löblich, mein lieber Haderlein«, freute sich Suckfüll und
blickte zu Lagerfeld. »Und wir, mein lieber Kollege Schmitt, wollen wir uns
nicht auch wieder auf Verbrecherjagd begeben? Der Feind sündigt nicht, wenn Sie
verstehen, was ich meine.« Lagerfeld glotzte ihn an. Fidibus wurde ein wenig
ungeduldig und klatschte in die Hände. »Aufwachen, Herr Kollege, der frühe
Vogel fängt den, den, na den …« Er schnippte nervös mit den Fingern.
    »… den Wurm«, half ihm Honeypenny aus der Patsche.
    »Bin schon weg«, sagte Lagerfeld zu Fidibus, bevor dieser noch mehr
in Sachen deutscher Sprichwörter unternehmen konnte, und machte sich umgehend
auf die Socken. Er war froh, dem übellaunigen Haderlein für eine Weile
entkommen zu können. Außerdem musste er über diesen plötzlichen
Vertragsabschluss erst mal in Ruhe nachdenken. Konnte es sein, dass er soeben
ernsthaft behauptet hatte, mit dem Rauchen aufzuhören?
    Haderlein war zwar weniger verunsichert, aber dafür immer noch
geladen. Aber was half’s. Schließlich gab es einen neuen Fall zu lösen.
    Kaum war die Tür hinter Lagerfeld zugefallen, griff er zum
Telefonhörer und wählte die Nummer, hinter die er in seinem Notizbuch seit
Jahren einen kleinen Totenkopf gemalt hatte. Dieser war nicht etwa durch das
Berufsbild des Telefonnummernbesitzers inspiriert worden, wie man hätte
vermuten können, sondern stellte das persönliche Verhältnis zwischen ihm und
diesem Mann ziemlich treffend dar. Eigentlich müsste ich noch eine kleine
Giftspritze dazuzeichnen, dachte Haderlein, während er darauf wartete, dass
endlich der Telefonhörer abgenommen wurde.
    »Siebenstädter, Gerichtsmedizin Erlangen«, meldete sich am anderen
Ende der Leitung eine näselnde Stimme, bei der Haderlein irgendwie immer
Schüttelfrost bekam. Sie hatte auf ihn den gleichen Effekt, wie wenn er mit dem
Fingernagel an einer vergipsten Wand entlangkratzte. So eine Art
psychosomatische Allergie seines Egos gegen das pathologische Gegenüber.
    Er holte tief Luft und meldete sich möglichst freundlich mit seinem
Namen. »Kriminalhauptkommissar Haderlein, Herr Professor, wie geht es Ihnen?«,
flötete er und versuchte dabei so fröhlich zu klingen, wie es nur ging. Es
entstand eine kleine Pause, die es immer gab, wenn Haderlein bei Siebenstädter
anrief. In diesen Sekunden kam dem Hauptkommissar zumeist der Vergleich des
Rechtsmediziners mit einem englischen Schlachtschiff von Königin Victoria in
den Sinn, welches während seiner Begrüßungsworte die Zeit nutzte, um die Luken
von den Schießscharten zu räumen und das Schiff klar zum verbalen Gefecht zu
machen.
    »Unser oberfränkischer Kriminalist meldet sich mal wieder, welch
freudige Überraschung«, vernahm Haderlein die vor Spott triefende Stimme des
Pathologen. »Lassen Sie mich raten, Herr Kommissar, Sie möchten von mir eine
Erklärung für diese vier toten Senilen, die hier säuberlich aufgereiht auf
meinen Tischen liegen und meine übrige Arbeit aufhalten. Richtig?«
    Haderlein versuchte, ruhig zu bleiben. Gut, es war heiß, er war
müde, und er hatte nicht viel Zeit, aber er würde Ruhe bewahren. »Wenn Sie es
in Ihrer unbeschreiblich pietätvollen Art so ausdrücken wollen, Herr
Siebenstädter, ja, in der Tat. Falls Ihnen Erkenntnisse über die Ursache des
Todes dieser armen Menschen vorliegen, dürfen Sie mir diese gern und sofort
weiterreichen.« Eigentlich wollte er gar nicht so geschwollen wie der Chef der
Erlanger Gerichtsmedizin daherreden, musste aber sofort feststellen, dass er
sich hier auf einem

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