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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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ein
Kühlschrank, ein Campingkocher, und hier hab ich eine alte Federkernmatratze
für Notfälle. Der Notfall bist jetzt du«, lachte ihn Pechmann an. »Die
schlechte Nachricht ist, dass es nur ein Plumpsklo gibt, hinten in einem
Klohäuschen. Im Winter friert noch dazu das Wasser ein, aber dieses Problem ist
jetzt ja eher sekundär.«
    Rosenbauer schaute wohl reichlich deppert aus der Wäsche, denn
Pechmann brach trotz des mitleiderweckenden Erscheinungsbildes seines
Fachkollegen in Lachen aus. »Ach ja, hätte ich fast vergessen«, fiel ihm noch
ein. »Wenn du telefonieren willst, musst du hinter dem Haus auf die Steinmauer
steigen, sonst hast du keinen Empfang hier. Und selbst da geht’s eher schlecht
als recht. Besser ist ne SMS .
Verstanden?«
    Rosenbauer nickte mechanisch.
    Pechmann legte ihm eine Hand auf die Schulter und schaute ihm
aufmunternd in die Augen. »Du legst dich jetzt dort hin und schläfst dich erst
mal aus. Ich hau wieder ab und melde mich morgen wieder, dann schaun wir mal,
ob und wie wir deinem Problem beikommen.«
    »Danke, Leonhard«, flüsterte Rosenbauer mehr, als dass er sprach,
und nickte. »Das werde ich dir nie vergessen.«
    Der große Pharmakologe schloss die Tür hinter sich, und Sekunden
später konnte Rosenbauer hören, wie draußen der Roller wieder davonfuhr. Er
holte sich ein kühles Bier aus dem Kühlschrank und stürzte es in einem Zug
hinunter. Er stand mitten im Raum, und die Frage nach dem Aufenthaltsort seiner
Tochter drängte sich ihm auf. Immer wieder versuchte, er die schmerzlichen Gefühle
über das ungewisse Schicksal Theresas zu verdrängen. Heute würde es ihm ganz
sicher nicht mehr gelingen, sie zu finden. Eine tiefe Hoffnungslosigkeit
breitete sich in ihm aus. Er ließ sich auf die alte Pritsche mit der
ausgeleierten Matratze fallen. Er war völlig kaputt. Seine Augen schlossen sich
wie von selbst, und seine Gedanken kamen zur Ruhe. Innerhalb weniger Sekunden
war Christian Rosenbauer eingeschlafen.
    »Les des amal vor«, lallte Lagerfeld und schob Haderlein den
»Fränkischen Tag« vor die Nase, den er, ohne zu fragen, vom Nebentisch geklaut
hatte.
    Es handelte sich um den Sportteil mit einem großen Bericht über die
knappe Niederlage der Brosst Baskets, den Bamberger Bundesligabasketballern,
die wieder einmal unglücklich, aber nichtsdestotrotz verloren hatten.
Lagerfelds Finger ruhte auf dem Namen eines hoffnungsvollen Nachwuchsspielers
aus dem Bamberger Umland.
    »Karsten Tadda«, las Haderlein pflichtgemäß vor. Alle am Tisch
grinsten.
    »Nein, mein Lieber«, hob Manuela Rast den Finger. »Das war Hochdeutsch,
nicht Fränkisch. Also, wie heißt das, altbayerischer Schüler Haderlein?« Sie
hob den Finger noch etwas höher und imitierte einen strengen Pädagogenblick.
    Der Gemaßregelte wirkte bemüht, brachte aber nur ein ratloses »Hm?«
zustande.
    Lagerfeld übernahm bereitwillig die undankbare Rolle des fränkischen
Lehrmeisters. »Also, Franz, des haasd auf Fränkisch – Kasdn Dada.«
    »Karsten Tadda«, wiederholte Haderlein reichlich verkrampft.
    »Nein, Kasdn Dada«, wiederholten drei ungeduldige Münder synchron.
    Haderlein nahm einen sehr langen Schluck von seinem Bier, holte tief
Luft und versuchte es noch einmal. »Gasdn Data«, würgte er verbissen in die
Runde.
    Manuela Rast verzog angewidert das Gesicht, Lagerfelds Kopf fiel
verzweifelt mit der Stirn auf den Tisch, und Ute von Heesen lachte, dass ihr
die Tränen zu beiden Seiten hinunterkullerten.
    »Mensch, Franz, Kasdn Dada, des is doch wirklich ned so schwer.
Kannst du ka weiches D, oder was? Aber bitte, lassen mer des amal. Versuch mer
mal was anneres. Vielleicht dusd du dir mit aam ganzen Satz a weng leichter.«
Lagerfeld holte seinen dienstlichen Notizblock und einen Kugelschreiber hervor,
kritzelte etwas darauf und schob ihn seinem älteren Kollegen unter die Nase.
Der zog die Stirn in Falten. Nein, Falten war ein zu unpräzises Substantiv für
diesen zerrütteten Gesichtsausdruck. Die Höhen und Tiefen auf Haderleins Stirn
ähnelten eher der Fränkischen Schweiz oder, noch besser, dem Grand Canyon.
Regelrechte Faltengebirge der Nachdenklichkeit hatten sich dort aufgeworfen.
    »Keine Ahnung, was das heißen soll«, sagte Haderlein schließlich
entmutigt und schob den Notizblock wieder zurück.
    Sein junger Kollege schaute ihn streng an und las mit leicht
lallender Stimme: »Baba, auf daaner Bladdn babt a Bombombabirla. Des hasd des.«
    Haderlein musterte Lagerfeld, als hätte der ihm

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