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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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hatten. Hauptsache, sie waren voller
Blut. Sie flog ein Stück und setzte sich auf ein gelbes Schild am Ortsrand, um
sich umzuschauen. Dass darauf in großen Buchstaben das Wort »Memmelsdorf«
geschrieben stand, interessierte sie nicht im Geringsten. Sie hatte genug
gesehen. Es war angerichtet.
    *
    Sie saßen beim Frühstück und besprachen die Pläne des heutigen
Tages. Lagerfeld sollte sich mit Huppendorfer um Dr. Rosenbauer kümmern, der
das ominöse Projekt »Yellowstone« geleitet hatte. Haderlein würde noch einmal
die Gerichtsmedizin Erlangen besuchen und sich die seltsamen Leichen ansehen.
Ute und Manuela erklärten sich bereit, mit Riemenschneider die nächsten Tage in
Neuendettelsau zu verbringen und an der dortigen Polizeihundeschule den Tests
beizuwohnen. Riemenschneider quittierte den Beschluss mit einem dankbaren
Lächeln. Weiblicher Beistand war ihr bei dieser anspruchsvollen Aufgabe sowieso
lieber als blöde männliche Anfeuerungssprüche.
    Aber vorher wollten alle noch einmal in die Dienststelle, um sich
bei Fidibus abzumelden. Außerdem war Samstag, da gab’s wieder Honigbrote bei
Honeypenny abzuholen. Sie wollten gerade den Frühstückstisch verlassen, als
Haderleins Handy klingelte. Vielmehr klingelte es nicht, sondern gab Beethovens
Neunte von sich.
    »Haderlein bei der Arbeit«, meldete er sich jovial und seit Langem
wieder gut gelaunt. Die gute Stimmung schien sich jedoch sofort wieder radikal
einzutrüben. Seine Gesichtszüge versteinerten sich. »Das ist jetzt nicht Ihr
Ernst, Siebenstädter?«, konnte man den Kriminalhauptkommissar fragen hören.
Doch es schien sich nichts am negativen Gehalt der Nachricht zu ändern, denn
kurz darauf legte er missgelaunt auf.
    »Und, was gibt’s?«, fragte Lagerfeld genauso besorgt wie neugierig.
    »Die Fahrt nach Erlangen können wir uns sparen«, sagte Haderlein.
»Jemand hat heute Nacht die drei orangefarbene Leichen geklaut.« Er blickte zu
seinem Kollegen und grübelte. »Ich werd noch verrückt«, sinnierte er vor sich
hin. »Da hatte Siebenstädter also doch recht mit seinen Ahnungen. An diesen
Todesfällen ist was oberfaul.«
    »Und was fangen wir jetzt damit an?«, fragte Lagerfeld. »Ohne
Leichen auch keine Chance auf eine Spur, oder?«
    Haderlein nickte grimmig. »So ähnlich, ja. Da muss ich jetzt erst
mal drüber nachdenken. Aber auch gut, dann soll es eben so sein. Wir werden
also den Fall St. Getreu zusammen weiterverfolgen. Es hilft ja nichts.«
    »Nix«, korrigierte Lagerfeld.
    »Wie bitte?«
    »Nix, der Franke sagt nicht nicht, sondern nix«, schaltete sich
Manuela Rast in die sprachliche Diskussion ein.
    Ute von Heesen musste schon wieder über den Gesichtsausdruck von
Franz Haderlein lachen. Entschlossen nahm sie die Leine von Riemenschneider in
die Hand und sagte: »Komm, Manuela, wir stören hier bloß. Tschau, die Herren,
wir werden jetzt unseren Resturlaub zusammen mit diesem süßen Ferkel in
Neuendettelsau antreten. Ist sowieso die Frage, ob in Coburg bei der HUK jemand arbeitet, wenn ein Drittel
des Gebäudes fehlt. Wünsche frohes Schaffen.«
    »Und dass ihr bitte die Bösen gefangen habt, wenn wir wieder mit dem
Superschweinchen zurück sind«, verabschiedete sich auch Manuela Rast. Zu dritt
verschwanden sie durch die Tür und stiegen ins MINI Cabriolet. Der Titel Superschweinchen ging Riemenschneider natürlich runter wie
Öl. In Gedanken ließ sie sich schon einen roten Umhang nähen und einen blauen
Anzug mit der Aufschrift » RSS «
    vorn drauf. » R iemenschneider S uper S chwein«. Von diesen und ähnlichen
Gedankenschlössern trennten sie allerdings noch zwei Tage Grundausbildung mit
großen, ausgewachsenen Schäferhunden und Labradoren. Aber was konnten die schon
gegen ein Superferkel ausrichten?, dachte Riemenschneider selbstbewusst. Hoch
erhobenen Hauptes und mit stolz geschwellter Brust saß sie auf dem Rücksitz des
Cabrios und ließ sich den warmen Fahrtwind um die rosa Ohren wehen.
    *
    Das Quattroballturnier in Memmelsdorf hatte gerade begonnen. Um zehn
Uhr war Anpfiff auf allen Spielfeldern gewesen. Es war gerade noch einmal gut
gegangen. Einen Tag zuvor war das schreckliche Unwetter durchgezogen und hatte
so ziemlich alle Anlagen verwüstet. Handballtore lagen auf den Fußballfeldern,
Volleyballnetze hatten sich um die Basketballkörbe gewickelt. Ein einziges
Chaos, doch die hoch motivierten Organisatoren waren gerade noch mit dem
Herrichten aller Sportstätten fertig geworden. Jetzt, beim allgemeinen

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