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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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gerade ein Glas
voller Blutegel zum Frühstück angeboten. Ute von Heesen keuchte, und Manuela
Rast übersetzte nun doch leicht entrüstet den Satz. »Du stellst dich aber schon
ein bisschen blöd an, Franz«, rügte sie ihn. »Papa, auf deiner Glatze klebt ein
Bonbonpapierchen, das soll das heißen. Ist doch nun wirklich nicht so schwer.«
    Haderlein schaute nochmals angewidert auf den fränkischen Satz,
ergriff dann ansatzlos seinen Bierkrug und leerte ihn.
    Lagerfeld konnte sich einen bissigen Kommentar nicht verkneifen.
»Sach bloß nix mehr über mei Zigaretten, Franz«, giftete er von der Seite.
    »Nie mehr.« Ute von Heesen fiel vor heiterer Erregung fast von der
Bank.
    Damit waren die Sprachübungen für diesen Tag vorläufig wegen
Hoffnungslosigkeit beendet. Auch die Riemenschneiderin war mit ihrem
alpenländischen Obst fertig, also zahlten die vier kurz danach, und die Damen
der Schöpfung fuhren ihre Männer nach Hause, wo jede Partei dann auch recht
zügig in dem Zimmer verschwand, in dem das Bett wohnte. Nur Riemenschneider
schlief allein, aber satt und zufrieden auf dem Teppich neben der Haustür.
    Kurz nach Mitternacht fuhr am Hintereingang der Erlanger
Gerichtsmedizin ein dunkelblauer Lieferwagen mit der Aufschrift »Eilige Arzneimittel«
vor. Fünf Personen stiegen aus, von denen sich eine umgehend am Türschloss zu
schaffen machte. Sekunden später verschwanden vier der fünf Personen im Inneren
des gerichtsmedizinischen Instituts, eine hielt aufmerksam Wache. Bald darauf
wurden eilig, aber routiniert drei Metallsärge herausgetragen und in den
Lieferwagen verfrachtet. Dann wurde das Fahrzeug wieder verschlossen, und es
fuhr so unauffällig, wie es gekommen war, wieder vom Gelände.
    Der Bärtige blickte dem Fahrer des roten Golf GTI tief in die Augen. »Was soll das
heißen, abgehauen? Ist das alles, was du Trottel zu berichten hast?«
    Der Angesprochene duckte sich unter dem schneidenden Klang der
Stimme und schaute zu Boden. »Na ja, abgehauen halt. Die sind mit nem Roller
weg, da hatte ich in dem Verkehr keine Chance.«
    Ohne Vorwarnung schlug ihm der Bärtige hart mit der Faust ins
Gesicht, sodass der Fahrer quer durch den kahlen Raum geschleudert wurde.
Entsetzt befühlte er seine aufgeplatzte Lippe und starrte angsterfüllt und
rückwärtskriechend sein Gegenüber an, das jetzt drohend näher kam. Noch einmal
traf eine Faust seinen Kopf, und ein Stöhnen entrang sich seiner Kehle.
    »Mensch, Udo, du bist ja so was von blöd! Dafür, dass du uns die
ganze Scheiße eingebrockt hast, tust du verdammt wenig für die
Wiedergutmachung.« Angewidert betrachtete er den angsterfüllten Mann, der ihm
da zu Füßen kroch und wimmerte. Er beugte sich drohend zu ihm hinunter, und der
Angesprochene hob schützend den Arm vors Gesicht. Gleich würde er wieder
geschlagen werden.
    »Pass auf, Kümmel, du wirst dich umgehend an Pechmann hängen und
schauen, was da im Busch ist. Der wird uns schon noch irgendwann den Weg
zeigen. Und wehe, er haut dir wieder ab, dann kannst du mich mal richtig
kennenlernen, verstanden? Dann wird Udo Kümmel sein blaues Wunder erleben. Und
an niemanden hier ein Wort, das ist ein kleiner Privatauftrag von mir, damit
Pechmann nicht alles auf eigene Faust macht. Und jetzt an die Arbeit, du
Idiot.« Sein Kopf näherte sich dem am Boden Liegenden. »Sofort!«
    Udo Kümmel nickte heftig, rappelte sich auf und stürzte aus dem
Raum.
    Auch gut, dachte sich der Bärtige, während er dem Versager
hinterherblickte. Solange sich Rosenbauer versteckte, konnte er wenigstens
keinen Schaden anrichten. Und wenn die Polizei ihn auch nicht fand, war bis auf
Weiteres alles im Lot. Es klopfte an der Tür, bevor ein Mann mit Lederjacke
durch die Tür trat. Er lächelte kurz und nickte. Auch der Bärtige war erfreut.
Sehr gut, die Polizei hatte soeben drei Beweisstücke weniger. Blieb nur zu
hoffen, dass keine weiteren dazukamen.
    *
    Der frühe Morgen brach an, und Anopheles die Siebte hatte nun genug
geruht. Die morgendliche Wärme drang allmählich durch ihren Chitinkörper, und
die Bewegungen wurden minütlich flüssiger. Sie entfaltete ihre dünnen
Hautflügel und dehnte sich. Es war so weit. Anopheles die Siebte würde sich
heute in diesem fremden Land einmal umschauen und auf Nahrungssuche gehen. Die
Rasse hier schien eine weiße Haut zu haben. Bisher kannte sie nur den dunklen
Teint aus dem heimatlichen Afrika, aber eigentlich war es ihr vollkommen egal,
welche Hautfarbe ihre menschlichen Opfer

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