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Blutfeuer

Titel: Blutfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Was soll
denn des sein?«, fragte Lagerfeld, der sich in Botanik nun wirklich nicht gut
auskannte, verwirrt dazwischen.
    »Ein Speierling ist ein
Franke, wenn er zu viel gesoffen hat«, antwortete Haderlein genervt. Natürlich
wusste er als Hobbybrenner um die Besonderheiten der seltenen Obstsorte, aber
er war nicht hier, um den Kollegen Lagerfeld in Baumkunde zu unterrichten. Er
wandte sich wieder an Brosst und beschloss, das Tempo etwas zu erhöhen.
»Arbeiten Sie eigentlich auch etwas Richtiges, oder halten Sie hier nur diese
seltsamen Vorträge?«, fragte er den smarten Hobbyheiligen.
    Brosst lächelte nachsichtig
und gelassen. »Ich arbeite mit Energien, mein Kind.«
    »Äh, beim Überlandwerk, oder
was?«, fragte Lagerfeld in der Hoffnung, auch einmal mitreden zu können.
    Daniel Brosst stutzte das
erste Mal in der Unterhaltung, fuhr aber gleich darauf wieder gefasst fort.
»Nein, ich versuche, die Energien der Mutter zu nutzen, um die Erdenkinder von
ihrem fatalen Verhalten abzubringen. Die Kinder sägen an dem Ast, auf dem sie
sitzen.« Er hatte die Hände in einer dramatischen Geste zu offensichtlich
weiteren, dramatischen Ausführungen erhoben.
    Kriminalhauptkommissar
Haderlein hatte genug. »Herr Brosst, wo waren Sie vor zwei Tagen in der Nacht
von Donnerstag auf Freitag?«
    Daniel Brosst antwortete
ruhig: »Da war ich hier, bei meinen Kindern.«
    »Und tagsüber?« Lagerfeld
hatte eigentlich schon resigniert. Natürlich hatte der Typ massenweise Zeugen
hier herumlaufen, der konnte alles behaupten.
    »Nun, des Tags war ich in
Bamberg, um vom falschen Treiben der Menschen zu künden. Ich wollte ein Zeichen
setzen.« Er wirkte traurig.
    Haderlein wurde hellhörig.
»Ein Zeichen? Wo haben Sie denn dieses Zeichen gesetzt, wenn ich fragen darf?«
    Daniel Brosst hob wieder
beide Hände. »Ich war im Tempel der Lästerei, bei den Priestern Babylons.«
    Lagerfeld musste sich sehr
beherrschen, sich nicht einfach vom Acker zu machen. Der Typ war ja
unerträglich! Aber er musste ihn noch etwas fragen, bevor er hier Leine zog,
und ihm war es wurscht, ob Haderlein das jetzt billigte oder nicht. »Sie, Herr
Prediger, Sie haben nicht zufällig diesen Babylonspruch, der hier auf den
Fahnen steht, in St. Getreu an die Wand gepinselt, oder?« Lagerfeld hätte so
gern gehabt, dass der Typ seine Vermutung bestätigen würde, aber das war
natürlich nur ein Wunschgedanke.
    »Du hast recht, mein Kind,
das war ich.« Das Gesicht Brossts zeigte keinerlei Regung.
    Haderlein glaubte, sich
verhört zu haben. Sicherheitshalber fragte er noch einmal nach: »Habe ich das
jetzt richtig verstanden? Sie haben dieses Zeichen in St. Getreu an die Wand
gepinselt?«
    »In der Tat, das war der
Gesalbte«, antwortete Brosst, »in grüner Farbe, wie es die große Mutter
vorgibt. Mit biologisch abbaubarem –«
    Haderlein unterbrach ihn mit
einer ungeduldigen Bewegung, erhob sich, ging einen Schritt auf den mit
feierlich erhobenen Händen vor ihm sitzenden Brosst zu und musterte ihn genau.
Was sollte das? War das ein freiwilliges Geständnis? So blöd konnte doch selbst
dieser Typ nicht sein. »Sie wissen schon, dass Sie das mit einem Schlag an die
Spitze der Verdächtigen in einem Mordfall befördert?«, fragte er.
    Auch Lagerfeld war jetzt
näher gerückt, da er genauso glaubte, sich verhört zu haben.
    Doch Daniel Brosst blieb bei
dem ruhigen Tonfall seiner seit Jahren praktizierten Verkündigung. Er hob seine
Hände noch ein wenig höher und schloss die Augen. »Ich wollte auf die
gefährlichen Irrwege der Kinder aufmerksam machen. Ich musste es tun, ich bin
ein Gesegneter.« Ein vibrierendes Beben lag in seiner Stimme.
    »Nein«, sagte Lagerfeld
trocken, »Sie sind ein Verhafteter.« Dann legte er mit metallischem Knacken die
Handschellen um die Hände des selbst ernannten Zukunftsbeauftragten.
    Honeypenny schaute tief in
die Augen ihres Chefs, der in stiller Verzweiflung vor ihr in seinem
Ledersessel saß. Irgendetwas schien Fidibus zutiefst zu bedrücken. Das
Telefongespräch mit seiner Frau war offensichtlich nicht besonders gut
verlaufen. Die gute Fee der Dienststelle, Marina Honeypenny Hoffmann, stand am
Schreibtisch und hatte ihre Hände entschlossen auf die Tischplatte gestützt.
    »Es ist doch nur ein
Schnupfen. Ich weiß nicht, warum meine Frau wegen eines lächerlichen Schnupfens
einen solchen Aufstand macht. Meine Tochter wollte eben auch mal baden«,
nörgelte ihr der Dienststellenleiter vor.
    »Aber Chef, einjährige
Säuglinge

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