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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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Gefangenschaft allein. Die anderen sperrte er mit einer oder zwei weiteren Frauen zusammen ein. Von diesen Frauen hat nie wieder irgendjemand etwas gehört. Selbst seine Foltermethoden variierten, als sei jedes Opfer oder jede Gruppe von Opfern ein neues Experiment für ihn, wie er noch verdorbener und brutaler sein konnte. Die Erinnerungen aller Frauen wiesen große Lücken auf.«
    »Hat er sie unter Drogen gesetzt?«
    »Ja. Allerdings kam ich später zu dem Schluss, dass das nicht der einzige Grund gewesen sein konnte. Denk nur an den Entzug jeglicher Sinnesempfindung. Das verändert die Wahrnehmung entscheidend. Diese Frauen wurden wochen- oder monatelang in vollkommener Dunkelheit gehalten. Sie sahen nur Licht, wenn es ihm in den Kram passte, und dann war das Licht so gleißend hell, dass sie gar nichts erkennen konnten. Er gab ihnen nach Gutdünken zu essen und zu trinken. Er kontrollierte jeden Moment ihres Daseins.«
    »Aber schließlich hast du die Puzzlestücke zusammengefügt. Du hast herausgefunden, dass alle Frauen eine Gemeinsamkeit aufwiesen.« Jenna wollte, dass Lucy weitersprach. »Die nämlich, die er freiließ.«
    »Ich hatte einfach Glück. Das verbindende Element hatte nichts mit geographischen Daten zu tun.« Lucys Blick wanderte ab und streifte ziellos über die grau-braune Landschaft. »Alle Überlebenden waren schwanger.«
    »Aber warum?«, hakte Jenna nach. »Ich meine, ich bin natürlich froh, dass die Frauen am Leben blieben, aber warum hat er sie gehen lassen? Es ist so verdammt riskant. Wollte er Nachwuchs für eine Sekte?« Sie schüttelte den Kopf und beantwortete ihre Frage selbst. »Nein, sonst hätte er ja die Kinder und ihre Mütter bei sich behalten. Wie Warren Jeffs oder David Koresh, die Sektenführer.«
    Jenna schwieg und presste ihre Lippen aufeinander, als habe sie etwas Faules verschluckt und könne den schlechten Geschmack nicht loswerden.
    »Wenn wir das Profil von Serienbombenattentätern oder Stalkern bestimmen, suchen wir immer nach verräterischen Hinweisen. Diese Typen brauchen Aufmerksamkeit, deshalb verstoßen sie immer wieder gegen das Gesetz, und jedes Mal erfahren wir ein bisschen mehr über sie. Nicht so dein Täter. Der Typ kam nie aus seiner Deckung. Wenn er Aufmerksamkeit gewollt hätte, hätte er nur die Leichen irgendwo deponieren müssen. Wie viele Opfer hast du in New Hope gefunden?«
    »Wir haben DNA-Material gefunden, das zu drei als vermisst gemeldeten Frauen passte. Zusätzlich haben wir weitere Genspuren sichergestellt, die sich allerdings schon zu sehr zersetzt hatten. Mit diesen dürftigen Ergebnisse konnten wir die mindestens sechs weiteren Frauen nicht eindeutig identifizieren.«
    Wer konnte schon sagen, wie viele Genspuren durch die Zeit, die Kalksteinsäure und den großzügigen Gebrauch, den der Killer von Chlor machte, zerstört worden waren? Ganz davon zu schweigen, wie viele Tatorte es überall entlang der ganzen Ostküste wirklich gab.
    »Neun vermutete Todesopfer und sieben lebende Zeuginnen, und keiner ist dem Typen auf die Schliche gekommen.« Jenna atmete hörbar aus. »Sie hätten dir eine Medaille verleihen sollen.«
    Stattdessen hatte Hamilton ihr angeboten, dass sie statt der ihr eigentlich drohenden offiziellen Verwarnung ihren Job behalten und obendrein eine Beförderung bekommen würde, wenn er im Austausch dafür die Lorbeeren einstecken durfte. Es war Lucy nicht schwer gefallen, dem zuzustimmen.
    »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet«, fuhr Jenna fort. »Warum ließ er die schwangeren Frauen gehen?«
    Lucy zögerte. Die Antwort stand nicht im offiziellen Bericht – nicht einmal in ihren privaten Notizen. Außerhalb des FBI wusste niemand, dass sie die schwangeren Opfer miteinander in Verbindung brachte. Ohne die DNA des Vergewaltigers oder die der Kinder gab es auch keinerlei Beweis dafür, dass sie tatsächlich zusammengehörten. Aber Lucy hatte eine Theorie. Sie hatte sie nur Nick gegenüber erörtert und selbst damals nur in Form eines abstrakten, theoretischen Gedankenkonstrukts. New Hope hatte sie gar nicht erwähnt. Nick hatte ihre Idee allerdings unterstützt. Das sagte einiges.
    »Ich glaube, dass er die Kinder beobachtet hat. Dass er sie und ihre Mütter immer im Visier hatte.«
    »Im Visier? Wie ein Stalker, der die Kontrolle über seine Opfer nicht verlieren will?«
    »Nein.« Lucy lenkte den Wagen durch eine Haarnadelkurve. Vor ihnen lagen schneebedeckte Felder, flankiert von Tannen, die sich über beide

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