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Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
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Seiten der Berghänge erstreckten.
    »Ich glaube nicht, dass es ihm darum ging, die Opfer zu kontrollieren. Ich glaube, er wollte die Kinder lebendig sehen. Als seien sie so etwas wie seine Trophäen.«
    »Trophäen?«, echote Jenna. Ihre Stimme erstarb, als ihr die volle Bedeutungsschwere von Lucys Worten bewusst wurde.
    »So wie ein Serienmörder, der seine Verbrechen immer wieder durchleben kann, weil er Andenken an seine Opfer aufbewahrt hat?«
    Lucy nutzte das gerade Stück Fahrbahn, auf dem sie sich befanden, um Jennas Blick zu erwidern.
    »Genau.«
    »Aber warum? Um sich zu vergewissern, dass sie genauso verdreht und pervers werden wie er?« Jenna atmete scharf ein und schüttelte sich. »Aber warte mal. Wissen die Kinder Bescheid? Wer ihr Vater war? Was er war? Wissen sie überhaupt, dass da draußen Halbbrüder und Halbschwestern von ihnen existieren?«
    Endlich kam die Wahrheit ans Licht. Vor vier Jahren hatte sie gedroht, damit an die Presse zu gehen, aber Hamilton hatte sie davon abgehalten. Mittlerweile bereute sie das. »Nein. Es war ein behördenübergreifender Alptraum, zu viele konkurrierende Zuständigkeitsbereiche. Weil der Täter als tot galt, wurde der Fall zu den Akten gelegt. Keiner hat je die DNA der Kinder überprüft, und nach weiteren Kindern wurde erst gar nicht gesucht. Kein Budget, kein Personal. Und keiner wollte dafür verantwortlich sein, das Leben dieser Kinder zu ruinieren.«
    »Ja, aber trotzdem …« Jenna schüttelte ruckartig den Kopf und ihr Pferdeschwanz schwang wieder hin und her. »Würdest du nicht wissen wollen, dass dein Vater ein Serienmörder ist?«
    Darauf wusste Lucy keine Antwort.

    Jenna hatte im Vorfeld mit dem Sheriff von Huntingdon County abgeklärt, dass sie mit einem Beamten, der damals an dem Fall mitgearbeitet hatte, würde sprechen können. Lucy setzte sie an der kleinen Nebendienststelle in New Hope ab. Sie war erleichtert darüber, dass die Neugier der Postbeamtin stärker war als ihr Verlangen, Adam zu finden.
    »Das sollte nicht zu schwierig werden«, sagte Jenna, als sie aus dem Wagen stieg. »Nicht in einer Stadt, die zu klein für eine eigene Postleitzahl ist.« Das war Postbotenhumor. Nicht sehr hilfreich. Nicht, wenn es Dutzende nicht verzeichneter Forstwege gab, die sich kilometerlang durch endlose Wälder zogen, abgeschiedene Anglersiedlungen entlang der Flüsse und überall diese Höhlenverstecke in den Bergen. Lucy hoffte inständig, dass die Suche nicht darauf hinauslaufen würde. Sie könnte gut den Rest ihres Lebens zubringen, ohne jemals wieder den Fuß in eine Höhle zu setzen. Wie zur Warnung zog es stechend in ihrer Seite.
    »Ruf mich an, wenn etwas passiert«, sagte Lucy. »Aber ich sag’s dir gleich: Der Handyempfang ist hier ziemlich schlecht.« Seit Alexandria hatten sie keinen Masten mehr gesehen. »Ich bin, so schnell es geht, wieder zurück.«
    Zuerst wollte Lucy Adams Haus finden. Soweit sie sich erinnern konnte, stand das zweigeschossige Backsteinhaus in den Außenbezirken der Kleinstadt, mit einer offenen Wiese als Garten hinter dem Haus, wo ein großer, knorriger Ahornbaum wuchs – die Art Baum, die Lucys Dad einen Märchenbaum zu nennen pflegte. Auf einer Seite des Hauses befand sich eine zur Garage umfunktionierte Scheune. Dichte Bäume zogen sich hinter der Wiese den Hang hinauf und ließen das Anwesen wie ein hoffnungsvolles Gemälde des Landschaftsmalers Norman Rockwell aussehen, das ein genügsames Leben versprach.
    Lucy war in einer Kleinstadt auf dem Land aufgewachsen, kaum größer als New Hope. Sie kannte die Lügen hinter diesem Versprechen. Hier draußen, wo die Jobs dünn gesät waren, musste man hart arbeiten, um eine Familie zu ernähren. Noch schwieriger wurde es, wenn man versuchte, sich mit einem kleinen landwirtschaftlichen Betrieb über Wasser zu halten und von allen Seiten von den Mächtigen aus der Agrarindustrie bedrängt wurde. Und trotzdem war es Clinton Caine gelungen, seinen Fernfahrerjob und die Krebsbehandlung seiner Frau unter einen Hut zu kriegen und, so oft er konnte, zu Hause zu sein. Trotzdem war er vor vier Jahren zu spät gekommen, um seine Frau zu retten. Unter dieser emotionalen Belastung war er förmlich zusammengebrochen.
    Lucy parkte auf der Auffahrt. Unkraut drang durch Risse im schwarzen Asphalt und sie erkannte sofort, dass hier niemand mehr wohnte. Wie bei so vielen anderen Anwesen, die sie auf der Fahrt nach New Hope passiert hatten, kündete ein Schild von der

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