Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)
in ihrer Handtasche, als Dad sie mit einem Arm fest umklammerte und mit einem Elektroschocker, den er in der anderen Hand hielt, betäubte. In der Zeit, in der Dad sie in den Lieferwagen gelegt und die Türen geschlossen hatte, hatte Adam gerade einmal ihre heruntergefallene Handtasche vom Bürgersteig aufgehoben. Mit der Tasche in der Hand blieb er wie angewurzelt stehen. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt tun sollte. Niemand hatte sie beobachtet oder auch nur etwas mitbekommen. Dad kletterte von der Ladefläche auf den Fahrersitz.
»Willst du, dass ich dich hier stehen lasse, du Schwachkopf?« Er fuhr vom Bordstein weg und Adam rannte hinterher, riss die Beifahrertür auf und sprang in den Wagen.
»Du bist wirklich der letzte Idiot.« Dad brummte vor sich hin, während sie aus der Stadt herausfuhren. »Du kannst doch nicht ewig da rumstehen und mit ihr quatschen. Sieh zu, dass du das verdammte Telefon in die Finger bekommst, damit sie niemanden anrufen können, und lenke ihre Aufmerksamkeit weg von der Straße. Himmel, Arsch und Zwirn, ich wünschte, deine Mutter wäre hier. Die solltest du sehen. Aalglatt, zack, und die Fische sind im Wagen, schneller als du gucken kannst. Aber du? Ich kann nicht glauben, dass du mein Sohn sein sollst.«
»Tut mir leid. Ich wusste nicht …« Auf dem Beifahrersitz machte Adam sich so klein er nur konnte. Die Worte seines Vaters verletzten ihn mehr, als der Gürtel das je könnte. Er war so glücklich gewesen, heute Abend mitkommen zu dürfen, aber ganz offensichtlich erwartete Dad von ihm, dass er wusste, was zu tun war.
Auf der Ladefläche rumpelte es. Die große Kühltruhe auf Rädern schwankte hin und her und Adam realisierte, dass Dad die junge Frau dort hineingequetscht hatte. Er hoffte, dass sie genug Luft bekam, traute sich aber nicht zu fragen. Dad hielt ihn jetzt schon für einen Idioten, weil er nicht gewusst hatte, wie er sie ansprechen sollte. Wohin fuhren sie überhaupt? Was würden sie mit ihr anstellen? Adams Mund wurde ganz trocken, als er die möglichen Antworten auf diese Fragen durchspielte. Und dann machte er sich in die Hosen. Dad wurde nicht wütend. Aber er lachte, lachte und lachte. Adam nahm sich fest vor, dass er es beim nächsten Mal besser machen würde. Damit Dad stolz auf ihn sein könnte. Und Mom auch.
Kapitel 13
Bob ging Jenna voraus, während sie die Höhle durchquerten. »Folgen Sie genau meinen Schritten.«
Ein enger Pfad schlängelte sich an drei großen Stalagmiten vorbei, die aus dem Boden aufragten. Um sie herum waren überall tiefe Spalten. Jenna hielt an und leuchtete in eine hinein. Wenn man ausrutschte und dort hineinfiel, wäre ein gebrochenes Bein die geringste Sorge. Aber die größere Gefahr stellte der steile Abhang dar, der auf die Höhle folgte. Bob geleitete sie entlang eines Felsvorsprungs, der so schmal war, dass sie die Rücken gegen die Felswand pressen mussten. Dann leuchtete er über die Kluft. Sie war so breit, dass das Licht seiner Taschenlampe die andere Seite nicht erreichen konnte. Als er die Lampe auf den Abgrund richtete, konnte sich das Licht auch dort nicht gegen die tiefe Schwärze durchsetzen.
»Bodenlos.«
»Nicht ganz. Aber ideal, um Opfer zu entsorgen. Hören Sie den Fluss?«
Jenna lauschte. Das Geräusch, das sie ausmachen konnte, klang allerdings nicht wie ein Fluss, sondern eher wie ein schwaches Seufzen, das manchmal zu einem lauten Jammern anschwoll.
»Wenn man dort weitergeht«, er zeigte mit der Taschenlampe hinüber zu dem engen Pfad, »gelangt man in zwei weitere Höhlenkammern. Sie ähneln der ersten, sind nur etwas kleiner.«
»Der Killer hat hier mehrere Frauen gleichzeitig festgehalten?«
Bob nickte. Die Schatten, die im Licht der Lampe von seiner Hutkrempe auf sein Gesicht flatterten, sahen aus, als legte sich ein Grabtuch darüber.
»Nancy Townsend, die Studentin aus North Carolina, die Sie auf dem Band gehört haben, sagte, er habe sie zuerst hier festgehalten. Sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, in welcher Kammer, aber sie hörte eine andere Frau in nicht allzu großer Entfernung schreien. Dann verlegte er beide Frauen in die große Kammer. Er hatte sie so aneinandergefesselt, dass die Ketten wie ein Flaschenzug funktionierten und er die Lage und Position der Frauen verändern konnte. Die eine Frau stand auf ihren Zehenspitzen, und Nancy konnte sich nicht aufrichten, sie konnte nur knien oder sitzen. Dann schnürte die Kette, die um den Hals der anderen Gefangenen lag, dieser
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