Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutflecken (Ein Lucy-Guardino-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CJ Lyons
Vom Netzwerk:
Die ganze Zeit über hatte Jenna ihre Füße auf den Schreibtisch gelegt und ließ sie nun mit einem dumpfen Knall auf den Boden fallen.
    »Sag mir nicht, du hast meine Zielperson entkommen lassen?«
    »Er ist nur ein Kind.«
    »Er ist mein Kind. Mein Zuständigkeitsbereich. Mein Fall. Offiziell hast du hier gar nichts zu suchen.«
    »Es war eine Ermessensfrage.«
    Jennas Gesichtsausdruck ähnelte dem, den Lucy normalerweise bei Megan sah, wenn ihr etwas nicht passte.
    »Beim nächsten Mal sei wenigstens so höflich und erkundige dich nach meiner Meinung über meinen Fall. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Leitende Spezialagentin Lucy Guardino.«
    Lucy ging darauf gar nicht ein. Für heute hatte sie genug von Pubertierenden.
    »Lass mich Walden anrufen und ihm sagen, dass wir nach Hause fahren.«
    Jenna runzelte enttäuscht die Stirn.
    »Ich dachte, du wolltest den New-Hope-Fall neu aufrollen?«
    »Ich wollte mich vergewissern, dass sich meine Familie nicht in Gefahr befindet. Das haben wir getan.«
    »Du hast das vielleicht getan. Aber ich habe den Vormittag damit zugebracht, den New-Hope-Fall noch mal durchzugehen. Da ist einiges passiert, seitdem man dich abgezogen hat.«
    Das war Jennas höfliche Art, Lucy daran zu erinnern, dass sie von einer Ermittlerin zum Opfer geworden war, das man nicht mehr in die Details der Nachberichte, forensischen Analysen oder Zeugenaussagen eingeweiht hatte.
    »Wusstest du, dass eine der beiden Frauen, die du damals gerettet hast, eine Amische namens Rachel Strohmeyer war?«
    »Mennonitin. Und die andere eine Studentin im Grundstudium an der Universität von North Carolina. Warum?«
    »Strohmeyers Familie wohnt direkt hier unten im Tal. Aber nachdem du sie gerettet hast, ist sie nicht zu ihr zurückgekehrt.«
    »Wo ist sie?«
    Lucy verfluchte ihre Neugier. Wenn sie jetzt losfuhren, würde sie es noch zu Megans Fußballtraining schaffen.
    »Hier in New Hope. Sie wohnt zusammen mit einem mutmaßlichen Meth-Dealer in einer Wohnwagenanlage. Ich habe eine Wegbeschreibung, falls du ihr einen Besuch abstatten möchtest. Nach allem, was Bob erzählt hat, braucht sie unsere Hilfe vielleicht mehr als der Caine-Junge.«
    »Warum ist das auf einmal so interessant für dich? Strohmeyer hat keine Drohbriefe mit der Post der Vereinigten Staaten verschickt.«
    »Hab noch nie eine Amische getroffen. Außerdem erwähnte Bob, dass er sich Sorgen um sie macht. Er ist sich ziemlich sicher, dass ihr Freund sie misshandelt, aber jedes Mal, wenn die Nachbarn ihn rufen und sich beschweren, sagt sie keinen Ton. Vielleicht kann weiblicher Charme da etwas ausrichten.«
    Jenna hatte also eine Schwäche für die Opfer häuslicher Gewalt? Lucy fragte sich, wie lang das wohl anhalten würde. Die Dinge, die man zu sehen bekam, wenn man wegen Sexualstraftaten und anderer Verbrechen an Kindern ermittelte, waren für die meisten Leute einfach zu viel, egal wie gut ausgebildet oder motiviert sie waren. Sie konnten es einfach nicht ertragen.
    »Okay. Auf dem Rückweg schauen wir dort kurz vorbei.« Lucy zog die Autoschlüssel aus der Tasche. Jenna schnappte sie sich flink.
    »Ich fahre.«

    Der Pick-up war wirklich eine reine Wohltat. So brauchte Adam nicht zu Thomsons Eisenwarengeschäft zu gehen, wo er riskiert hätte, von Lucy oder einem ihrer Bullenkollegen entdeckt zu werden, sondern er konnte über den Berg nach Huntingdon zum Walmart fahren. Dort gab es alles, was er brauchte. Ein Rundumschlag. Wegen des Geldes aus dem Gefrierfach von Sallys Mutter konnte er kaufen, was er wollte, und brauchte nicht zu stehlen.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, etwas aus dem Regal nehmen zu können, ohne sich Gedanken machen zu müssen, ob der Alarm losgehen oder bewaffnetes Sicherheitspersonal auftauchen und ihn verfolgen würde. Machte irgendwie weniger Spaß. Das ungute Gefühl im Magen vermisste er jedoch nicht. Nett auch, nicht ständig auf der Hut vor Überwachungskameras, Funketiketten oder neugierigen Verkäufern sein zu müssen. Zum ersten Mal fühlte er sich, nun ja, normal, während er durch die Gänge lief, in denen ihm die bunten Auslagen von allen Seiten zuriefen: »Kauf mich, kauf mich!«
    Vielleicht lag das aber auch den Stiefeln. Die ließen ihn richtig gehen, nicht schlurfen. Verkündeten laut jeden Schritt. Klack. Klack. Ein Stiefelträger brauchte sich nicht zu verstecken. Allerdings schmerzten seine Fersen wegen der neuen Blasen. So schnell, wie er vor Lucy davongerannt war, würde er erst einmal nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher