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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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war ich völlig nackt. Ich fühlte mich hilflos, ausgeliefert
.
    Mein Atem stockte, als ich Jacks Körper durch seine Augen sah. Sein flacher Bauch bewegte sich heftig und ich erkannte die zahlreichen Narben. Aber der Anblick seines Geschlechts trieb mir die Schamesröte ins Gesicht.
    Jack neben mir räusperte sich, machte jedoch unbeirrt mit seiner »Übertragung« weiter.
    Meine Arme und Beine kribbelten höllisch, während sich das Blut den Weg durch meine eingeschlafenen Glieder bahnte. Als die Schmerzen langsam nachließen, zog ich die Infusionsnadel aus dem Arm
.
    Erst als ich jeden Zentimeter meines Körpers wieder spürte, ging ich über die kalten Fliesen zur Tür und erkannte schnell, dass sie sich nur mit einem autorisierten Daumenscan öffnen ließ. Ich war also gefangen. Gefangen – aber am Leben. Was sollte ich tun?
    Durch die Scheibe erkannte ich lediglich einen kleinen Teil des schwach beleuchteten Flures. Alles schien wie ausgestorben. Die Scheibe war sehr dick – Panzerglas wahrscheinlich. Es hätte in diesem Raum sowieso nichts gegeben, womit ich sie hätte einschlagen können. Hier stand nur das Bett …
    Jacks Gedanken rissen immer wieder ab. Er war unendlich müde, doch er kämpfte dagegen an, weil er mir unbedingt alles erzählen wollte.
    Jack, du kannst nicht mehr, ich merke doch, dass du total erschöpft bist
.
    Dir kann man nichts vormachen
, dachte er.
Aber ich muss dir jetzt alles zeigen, denn ab morgen möchte ich endgültig ein neues Leben beginnen und nie wieder davon sprechen, was mir diese Leute angetan haben. Ich will das alles schnell verdrängen, falls das überhaupt möglich ist
.
    »Das verstehe ich … Also, wie konntest du entkommen?«
    Ich sah wieder durch seine Augen den Raum mit dem Fenster zum Flur und sein/
mein Blick wanderte nach oben zur Decke. Ein Lüftungsschacht! Ich schob das Bett unter die Öffnung und entfernte so mühelos das Gitter. Das Loch war groß genug, um sich hindurchzuzwängen. Ich robbte blind durch die Dunkelheit. Schon kurze Zeit später hörte ich, wie Leute ins Zimmer stürmten. Immer schneller kroch ich durch die Finsternis, wobei sich die Haut an meinen nackten Ellenbogen und Knien abschürfte. Aber das war mir egal – ich wollte nur noch raus!
    Plötzlich nahm ich einen Luftzug wahr und sah einige Meter vor mir einen schwachen Lichtschein. In der Hoffnung, ins Freie zu gelangen, zog ich mich schneller darauf zu. Der Lüftungsschacht war zu Ende, doch da war ein Gitter
.
    Ich klappte es auf, drehte mich auf den Rücken und rutschte so weit hinaus, bis ich kopfüber an den Knien in den Raum hing, denn in dem engen Schacht hatte ich mich nicht umdrehen können. Die letzten anderthalb Meter ließ ich mich fallen. Mit den Händen voran kam ich am Boden auf und rollte mich ab. Ein stechender Schmerz in meinem Handgelenk sagte mir, dass ich mir vielleicht eine Kapsel eingerissen hatte – aber das würde heilen. Wieder bemerkte ich, in welch schlechter Verfassung ich war, doch ich rappelte mich sofort auf und schaute mich um
.
    Der Raum, der nur durch eine Notbeleuchtung erhellt wurde, erinnerte mich an meine Schulzeit und den Chemie-Unterricht: Unzählige Glasgefäße, Mikroskope, Computer, Monitore und Schränke mit den verschiedensten Flüssigkeiten und Stoffen standen darin. Ich betete, dass das hier das Labor war, in dem sie mein Blut aufbewahrten
.
    Ich begab mich zur Tür – aber sie war verschlossen und ließ sich natürlich nur mit Daumenscan öffnen. Ich konnte nicht entkommen, also wollte ich wenigstens größtmöglichen Schaden anrichten, damit ich sie dadurch vielleicht hinderte, mit meiner Hilfe ein Massenvernichtungsmittel zu entwickeln. Erst die Blutkonserven finden, dachte ich mir. Nach kurzem Suchen fielen mir in einem Klimaschrank mehrere Flaschen mit einer gelbgrünlich-klaren Flüssigkeit ins Auge, mit der Aufschrift: HAYES-PLASMA-PROTEINE. Mit einem Stuhl gelang es mir die Scheibe einzuschlagen. Ich entnahm die Flaschen und warf sie in den Müllschacht; sie verpufften sofort. Danach suchte ich in den Schränken nach brennbaren Flüssigkeiten, die ich über die Tische, Stühle und den Boden des Labors ausgoss. Der ätzende Geruch des chemischen Potpourries stieg mir in die Nase und reizte meine Lungen. Zum Glück wurde auch hier noch mit Bunsenbrennern gearbeitet und es dauerte nicht lange, da hielt ich den entzündeten Brenner in der Hand und überlegte, wie ich weiter vorgehen könnte. Der Gasschlauch war zu kurz. Ich

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