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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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waren. Ich war verrückt nach »echten« Büchern, und wann immer ich eines dieser seltenen Exemplare aufspürte, musste ich es haben. Natürlich waren E-Books eine tolle Sache, doch konnte kein Gerät der Welt den Geruch von Druckerschwärze, Buchbinderleim und altem Papier ersetzen.
    Die restlichen Möbel stammten fast alle von meinen Eltern, nur ihren uralten Plasma-Fernseher hatte ich gegen einen 3D-Beamer getauscht. Ansonsten glich mein restliches Wohnzimmer eher einem Dschungel, denn an jeder freien Stelle wucherten die verschiedensten Blumen und kleine Bäumchen. Sogar an der Decke rankte sich wilder Efeu um eine große blaue Lampe, die eigentlich keine Lampe war. Am Bücherregal zog ich ein besonders dickes Exemplar in einem dunklen Leinenumschlag hervor – »Shakespeares Werke« stand darauf. Ich drückte dahinter auf einen kleinen Knopf in der Wand und schob den Wälzer zurück. Sofort senkte sich die runde Lampe geräuschlos an einer dicken Metallstange auf den Holzfußboden und hinterließ ein metergroßes Loch in der Decke.
    Jack staunte nicht schlecht. »Dein
Dachboden
, ja?« Den Mund leicht geöffnet und die Augen aufgerissen, starrte er in den dunklen Ausschnitt.
    Der Ausdruck auf seinem Gesicht brachte mich zum Lachen. »Na ja, eigentlich wohl eher so was wie ein geheimer Raum, denn er ist weder auf dem Grundriss des Gebäudes verzeichnet noch irgendwie von außen erkennbar. Als Kind musste ich mich ein paar Mal dort verstecken, wenn mein Vater Spezial-Besuch bekam, wie er es immer nannte. Keine Ahnung, was das sollte; ich fand es lustig. Wir haben da ein Spiel draus gemacht. Jetzt ist das Versteck ungemein nützlich für mein ganzes Gerümpel.«
    »So, so … ein Geheimversteck, wie praktisch.« Jack brannte mit Sicherheit darauf zu erfahren, was meinen Vater dazu bewogen hatte, mich vor anderen zu verstecken, so fragend, wie er mich ansah.
    Ich zuckte nur mit den Schultern, denn ich wusste es nicht genau. Vielleicht hatte er nur Angst gehabt, dass meine Fähigkeiten auffliegen würden. »Spring auf, Tiger, und ich entführe dich in noch unentdeckte Galaxien des Universums! Aber zieh den Kopf ein, wenn du deine neue Frisur nicht gleich ruinieren willst.«
    Lachend hielt sich Jack an der Stange fest; ich drückte auch dort einen Knopf und wir fuhren nach oben.
    Der Raum war sehr niedrig und etwas kleiner als das darunterliegende Wohnzimmer. Es gab zwar keine Fenster, doch wenigstens helles Licht und eine Unmenge von Kartons, die sich bis unter die Decke stapelten. Hier drin war es heiß und stickig, da die Sonne schon den ganzen Tag auf das darüberliegende Dach brannte. Wir mussten uns beide bücken, ich weniger, aber Jack war über einen Kopf größer als ich. Während ich ihm einiges zum Anziehen raussuchte, interessierte er sich für drei verstaubte Monitore, die in einer Ecke des Zimmers auf einem Tisch standen.
    »Schalte sie an«, sagte ich, während ich ein hellblaues T-Shirt aus einer Kiste zog. Als ich es ausschüttelte, musste ich kräftig niesen.
    Jack ließ sich kein zweites Mal bitten. Schon flackerten die vergilbten Monitore auf, die jeweils ein anderes Bild zeigten: den Hauseingang, meine Wohnungstür und das Wohnzimmer, zwar etwas zittrig und in schwarz-weiß, aber deutlich erkennbar.
    »Du kannst sogar hören, was gesprochen wird, wenn du auf diesen Knopf drückst.« Ich zeigte auf eine rote Taste neben jedem der Monitore. Bei den Bildschirmen stand ein altmodischer schwarzer Kasten, mit einer Menge silberfarbener Knöpfe und Hebel daran, sowie ein Sprechfunkgerät, das mit einem spiralförmigen Kabel mit dem Kasten verbunden war. Keine Ahnung, wofür mein Vater das alles gebraucht hatte.
    »Das sieht schon mega-alt aus«, sagte Jack in einem bewundernden Tonfall. »War dein Dad Geheimagent oder so was?«
    Ich grinste. »Das hab ich mir als Kind auch immer vorgestellt. Schließlich verbrachte er viel Zeit allein hier oben. Wahrscheinlich war es nur ein Hobby. So wie ich Bücher sammle, hatte er vielleicht eine Leidenschaft für veraltete Technik. Aber das werde ich nun nie mehr erfahren.«

    Nachdem der Cleaner das T-Shirt ausgespuckt hatte, starteten wir endlich unsere »Tour«. Arm in Arm schlenderten wir durch das Einkaufsviertel von Greytown, wo es in jeder Ecke nach Fisch und feuchten Tauen roch.
    Im Mega-Store, dem einzig richtigen Geschäft in dieser Stadt, besorgten wir Jack anständige Klamotten. An der Selbstbedienungskasse scannten wir die Artikel ein und ich bezahlte

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