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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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auf dem Meer, der regelmäßig rauchte, die Luftschichten.
    Hätte mich meine Blase nicht so gedrückt, wäre ich wohl ewig auf der Veranda stehen geblieben. Ich schloss die Augen, nahm einen tiefen Zug der frischen Nachtluft und lauschte dem Zirpen der Insekten und dem »Schuhuu« irgendeines Nachtvogels. Wie friedlich hier alles war und diese Natur um mich herum … herrlich. Erdbeben sollten hier laut Ron auch unwahr-scheinlicher sein, fernab von jeglichen Bruchlinien. Von den unheimlichen Erschütterungen hatte ich genug.
    Ich machte mich auf den Weg. Gruselig war es schon, hier draußen in der Wildnis. Zum ersten Mal an diesem Tag wurde mir richtig bewusst, dass wir auf uns gestellt waren. Keine Menschen- oder Mutantenseele im Umkreis von hundertfünfzig Meilen. Zum Glück hatten wir über unser MP Kontakt zur Zivilisation.
    Plötzlich kam ich mir klein und allein auf dieser Welt vor.
    Den hellen Lichtschein der Lampe hielt ich ein Stück vor meine Füße gerichtet, damit ich nicht über eine der unzähligen Wurzeln stolperte, die aus dem Waldboden ragten wie halb verrottete Arme toter Menschen. Mir kam es fast so vor, als wollten sie nach mir greifen.
    Ein Schauer überlief mich. Sonst war ich nicht so leicht zu erschrecken, aber dieser unheimliche Ort brachte meine Fantasie zum Erblühen. Zu tief sollte ich mich auch nicht zwischen die Bäume wagen, weil ich ja zurückfinden wollte.
    Ich blickte mich um. Da in der Hütte kein Licht brannte, hatte ich keine Ahnung, wie weit ich schon von ihr entfernt war. Also zog ich gleich hinter dem nächsten Baum meine Hose runter und erleichterte mich.
    Plötzlich hörte ich ein merkwürdiges Kratzen über mir. Mein Herz pochte wild, als ich einen Blick nach oben wagte. Natürlich war es viel zu dunkel, um irgendetwas zu sehen, aber ich spürte Tannennadeln auf mich herabrieseln.
    Da! Da war es schon wieder gewesen. Dieses unheimliche Kratzen! Ich hielt die Luft an, damit ich besser in die Dunkelheit lauschen konnte. Auf einmal schien der Wald um mich herum zu leben. Überall raschelte es, ich hörte ein Scharren, Vögel, die ihr dumpfes Rufen in die Nacht schallten, und das Knarren der Baumstämme.
    Mein Herz ratterte; panisch schwenkte ich das Licht der kleinen Lampe zwischen den Stämmen hindurch, wobei ich versuchte, mir mit der anderen Hand die Hose hochzuziehen. Bestimmt würde ich gleich in die funkelnden Augen eines wilden Tieres blicken. Gab es hier noch Wölfe? Waren die nicht schon lange ausgestorben? Plötzlich hoffte ich das mehr als alles andere.
    Wieder ein Rascheln – diesmal hinter mir! Ich wirbelte herum und blickte geradewegs in das kleine pelzige Gesicht von … »Chipsy!« Erleichtert stieß ich die Luft aus. »Hast du mich erschreckt! Tu das nie wieder, du unanständiges Nagetier. Hörst du?«
    Chipsy nahm meinen Tadel gleichmütig entgegen, starrte mich eine Weile genauso erschrocken an wie ich mich fühlte, und trollte sich davon in die Dunkelheit. Ich sah zu, dass ich zurück zur Hütte kam.
    Als ich kurze Zeit später nur mit Slip und T-Shirt bekleidet neben Jack in meinen Schlafsack kroch, konnte ich trotz der Anstrengungen des Tages nicht einschlafen. Jack schien es nicht anders zu gehen. Arm in Arm lagen wir beisammen und starrten durch die geöffnete Dachluke hinauf zum Nachthimmel.
    »Da, eine Sternschnuppe! Hast du sie gesehen?«, fragte ich Jack begeistert.
    »Ja … jetzt dürfen wir uns was wünschen. Aber du musst es für dich behalten, sonst geht es nicht in Erfüllung.«
    Ich schmunzelte. »Das weiß ich doch.«
    »Und ich will meinen Wunsch auch für mich behalten.« Jack versuchte ernst zu bleiben.
    »Ich schummle nicht. Versprochen.«
    »Na dann ist ja alles geklärt«, sagte er. »Wehe du schnüffelst in meinem Kopf rum, während ich meinen Wunsch …«
    »Schon gut! Ich hab dich ja verstanden. Ich respektiere deine Privatsphäre. Aber wenn es dir lieber ist: kein Körperkontakt. Dann kann nichts passieren.« Grinsend rutschte ich ein Stück von ihm weg. Sein Wunsch hatte vielleicht etwas mit mir zu tun, und es wäre ihm bestimmt peinlich, wenn ich ihn erfuhr.
    Was ich mir wünschte, war ja wohl klar: Eine gemeinsame Zukunft mit Jack. Eine glückliche Zukunft. Und natürlich Kinder. Vielleicht würde Jack seine Einstellung eines Tages ändern.
    »Fertig!«, rief er und ehe ich mich versah, lag er schon auf mir.
    »Jack!« Lachend trommelte ich mit den Fäusten auf seinen Rücken, aber dann legte ich meine Arme um ihn, damit ich

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