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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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Schritt zurück, um seiner verwirrenden Nähe zu entkommen. Allein seine bloße Anwesenheit ließ mich keinen klaren Gedanken fassen.
    Eine Weile standen wir nur da, er mit einer Kiste Bier in der Hand, so als ob sie nichts wiegen würde, und ich, mit meinem Zeigefinger in meinen Haaren drehend. Diese Angewohnheit hatte ich bereits als Kind gehabt. Als ich bemerkte, was ich tat, schnappte ich mir zwei Flaschen, damit ich nicht erneut in Versuchung kam. Mein Retter griff sich daraufhin eine zweite Kiste Bier und ging die Treppe hoch. Er hielt mich jetzt bestimmt für ein naives Ding oder so was in der Art. Wie konnte man auch nur dermaßen peinlich sein? Die sterbend kleine Chance, dass er mich in irgendeiner Weise anziehend finden könnte, hatte ich wahrscheinlich soeben verspielt. Mist!
    Nach einer kurzen Pause voller Selbstzweifel folgte ich ihm nach oben. Der Lärm und der Mief der Kneipe brachten mich in die Realität zurück. Apropos Realität: War mein Tiger wirklich echt? Oder existierte dieser Mr. Perfect nur in meiner Fantasie – die oftmals lebendiger war, als ich es mir wünschte?
    Nachdem er die Kisten unter den Tresen gestellt hatte, kam er zu mir. Siedend heiß fiel mir wieder ein, dass er ja ein Zimmer wollte.
    »Ich bin gleich zurück!«, rief ich Sam zu und verließ die Kneipe, meinen Helden an der Seite.
    »Hier um die Ecke ist der Eingang«, erklärte ich ihm, als wir aus der Tür traten und die kühle Nachtluft mir eine Gänsehaut einbrachte. Wir sprachen ansonsten kein Wort und bogen in eine dunkle Seitengasse. Vor einem schlecht beleuchteten Hauseingang sperrte ich auf. Leider gab es keine direkte Verbindung von der Kneipe ins Treppenhaus.
    Im zweiten Stock hatte ich ein »Büro«. Es war nur ein winziger Raum ohne Fenster und früher eine Abstellkammer gewesen, aber mehr Platz brauchte ich nicht, um die wenigen Zimmer zu vermieten, in denen kaum mehr als ein Bett stand.
    Aus einer Schublade des Schreibtisches holte ich einen altmodischen Schlüssel – keine dieser zeitgemäßen Chipkarten – mit einem silbernen Anhänger, der die Zahl drei darstellte.
    »Wie viele Nächte?«, fragte ich ihn.
    »Keine Ahnung.« Er sprach ruhig, dennoch spürte ich seine Verlegenheit. Hier waren wir allein und das machte anscheinend nicht nur mich nervös, was ich gar nicht nachvollziehen konnte. Der Mann war der Frauenmagnet schlechthin. Er musste doch wissen, dass er unsereins extrem beeindruckte.
    Nachdem ich ihm ein E-Pad sowie einen Senso-Pen gereicht hatte und hoffte, dass er meine zitternden Hände nicht bemerkte, zeigte ich ihm die Stelle, wo er unterschreiben sollte.
    »Ich zahle eine Woche im Voraus, ist das okay?« Eindringlich blickte er mich an. Wow, seine Augen waren so
grau
!
    Kein Wort wollte aus meinem Mund kommen, also nickte ich nur. Natürlich, im Voraus bezahlen war mehr als okay. Manchen Leuten musste ich wochenlang nachlaufen, um an mein Geld zu kommen.
    Er legte ein paar zerknitterte Scheine auf den Tisch. Ohne nachzuzählen steckte ich sie ein und erinnerte mich daran, dass auch in diesem Staat die Ära des Bargelds bald endgültig vorbei war. Der Abschluss aller Geschäfte war in Zukunft ausschließlich mit Daumenscan zu tätigen, was es der Regierung ermöglichte, alle Aktivitäten jeder einzelnen Person zu überwachen. So weit war es in unserem Land schon gekommen. Ich fühlte mich wie in einem Gefängnis.
    Ich warf einen kurzen Blick auf die Schreibtafel, bevor ich sie in der Schublade verschwinden ließ. Er hatte seinen Namen darauf geschrieben. Instinktiv wusste ich, dass es nicht sein richtiger war: Jack Sheridan.
    Irgendetwas hatte er zu verbergen. Aber hatten wir das nicht alle? Selbst Sam verheimlichte mir was, das spürte ich deutlich. Bei meinem Onkel wollte ich allerdings nicht nachbohren und schon gar nicht meine Fähigkeit benutzen. Sam würde schon seine Gründe haben.
    Plötzlich fühlte ich mich in Jacks Gegenwart leicht unwohl. Vielleicht lag es an den negativen Schwingungen, die er aussandte. Die Adjektive »geheimnisvoll« und »gefährlich«, die ich zuvor zur Beschreibung seines attraktiven Äußeren gebraucht hatte, bekamen jetzt einen düsteren Sinn.
    Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, brachte ich ihn zum Zimmer. »Die Dusche ist dort hinten.« Ich deutete ans andere Ende der Etage. Dann gab ich ihm den Schlüssel, wobei sich unsere Hände für einen kurzen Augenblick berührten.
    Helles Licht blendet mich, neben mir stehen ein Mann und eine Frau in

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