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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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hatte während des Fluges auch nur ein Wort mit uns gesprochen. Blind stolperte ich vor mich hin, wurde immer wieder in eine andere Richtung gezogen oder geschubst.
    Kurze Zeit und mehrere Stockwerke später, drang eine gespielt freundliche Stimme an mein Ohr, die mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. »Ah, Mr. Hayes, wie schön, dass wir uns wiedersehen!«
    Als mir jemand das Tuch von den Augen riss, glaubte ich mich in einen von Jacks Albträumen.
Oh Gott, bitte lass mich nur träumen!
, wünschte ich mir, doch ich träumte nicht. Vor uns stand in einem weißen Kittel und bestialisch grinsend: Dr. Harcourt! Genauso wie ich ihn aus Jacks Erinnerungen kannte. Und wir waren uns so sicher gewesen, dass er tot war!
    »Was sagen Sie zu meinem neuen Daumen, Mr. Hayes? Was die moderne Medizin doch alles vermag, dank der Unterstützung Ihrer Artgenossen.« Harcourt sagte es, als wären Mutanten eine Tierrasse, wobei er Jack diabolisch anlächelte und mit seinem Finger fröhlich vor unseren Augen wackelte.
    Dann richtete er den Blick auf mich. »Verzeihen Sie meine Manieren, aber Mr. Hayes und ich sind gute alte Freunde. Und Sie sind …« Er winkte einen der umstehenden drei MH-Männer zu sich, der ein Plastikbeutelchen in seiner Hand hielt. Darin lag, von blutigem Gewebe umgeben, unverkennbar ein ID-Chip.
Mein
Chip!
    Ich hielt den Atem an. MALVE würde uns finden!
    Lächelnd legte Harcourt das Tütchen unter ein Gerät, das wie eine Lupe aussah. »Mrs. Anderson!« Er schüttelte mir euphorisch die Hand. Angewidert ließ ich es zu, denn das gab mir die Gelegenheit, in diesem kurzen Augenblick seine Gedanken zu lesen. Sofort wusste ich, was er vorhatte: Er wollte sich an Jack rächen, ihn so lange quälen, bis das letzte Fünkchen Leben in ihm erloschen war – und dabei natürlich an das wertvolle Protein kommen. Mit perverser Ungeduld sehnte er sich diesem Augenblick entgegen. Er wirkte auf mich wie ein kleiner Junge, der es kaum erwarten konnte im Vergnügungspark eine Runde mit dem Battle-Ship zu fahren, um die anderen Raumschiffe abzuschießen. Nur dass dies hier kein Spiel war. Was war dieser Dr. Harcourt nur für ein abartiger, kranker Mann!
    Erneut wurde mir schwarz vor Augen. Was konnte ich tun, um das zu verhindern? Ich musste Harcourt so lange hinhalten, bis Rettung kam.
    Falls sie kam.
    »Was für ein reizender Zufall, auch die Frau an Mr. Hayes Seite kennenzulernen. Da haben Sie aber einen besonders hübschen Fang gemacht«, sagte er zu Jack.
    »Wenn Sie sie auch nur anrühren!« Jack ballte die Hände zu Fäusten. Er war erfüllt von unsäglicher Angst und noch größerer Wut. Seine Aura war so dunkel, wie ich es nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. Interessant war Harcourts Aura: Sie schien kaum vorhanden zu sein. Ein grauer Schleier, mehr nicht.
    Er tat so, als hätte er die Bemerkung nicht gehört, und fuhr grinsend fort: »Ihre Freunde werden denken, Sie stecken in der Nähe von Petite Ville fest. Dort laufen zwei unserer Leute mit Sendern durch die Gegend, in denen wir zuvor die Daten Ihrer ID-Chips transferiert haben. Zu dumm, nicht wahr? Nur falls Sie hoffen, Ihre Freunde könnten Ihre wahre Lage über Ihre Sender orten …« Er gab das Tütchen an den Mann zurück. »Ich denke,
unsere
Seite besitzt die höher entwickelte Technologie. Deswegen werden wir euch armseligen Mutanten immer überlegen sein.«
    All meine Hoffnungen zerplatzten soeben wie eine Seifenblase und ich fühlte mich einer Ohnmacht nah.
    Es war aus, vorbei.
    Deutlich spürte ich Jacks Wut und Hass auf diesen Mann. In diesem Moment, als er seinem Peiniger erneut begegnete, musste Jack sich vorkommen wie in einem seiner schlimmsten Albträume. Und auch mir erging es nicht besser.
    Harcourts Brauen zogen sich zusammen. »Sie wollten wohl unser kleines Geheimnis nicht für sich behalten, Mr. Hayes? Was sind Sie für ein dreckiger Verräter! Aber unsere Leute sind überall. Ihnen entgeht nichts.«
    Wieder blickte der Doktor mich an. »Es tut mir sehr leid, wenn ich Ihren Freund jetzt entführe, aber wir müssen noch eine gemeinsame Sache zu Ende bringen. Danach habe ich Zeit für Sie, meine Liebe.«
    »Nein!«, schrie Jack, die Augen in Panik weit geöffnet, und riss sich von dem Mann los, der ihn immer noch am Arm hielt, doch vergeblich. Einer dieser MUTAHELP-Klone, der sehr große Ähnlichkeit mit Nummer eins, zwei und drei aufwies und ebenfalls diese dunkelblaue Uniform trug, verpasste Jack mit einem kleinen Stab einen

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