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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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trotzdem haben.« Ehe ich mich versah, ritzte er Jack mit dem Skalpell das Wort VERRÄTER quer über den Oberkörper.
    Jack schrie mehrere Male qualvoll auf und sein Atem ging rasend schnell. Dicke Schweißtropfen liefen ihm von der Stirn und vermischten sich mit seinen Tränen.
    »NEIN!«, schrie ich. »JACK!« Ich fühlte sein Leid fast so als ob es mein eigenes wäre. Ich wollte mir nicht ausmalen, was er in diesem Moment für unvorstellbare Schmerzen litt. Ich begriff nicht, wie jemand so grausam sein konnte.
    »Sie wissen doch sicher, was man mit Verrätern macht, oder, Mrs. Anderson?« Dr. Harcourt grinste mich an, einen irren Glanz in den Augen.
    Durch diese grauenvolle Szene war ich unfähig, ihm zu antworten. Ich war wie gelähmt. Diesmal sah ich nicht einfach eine von Jacks Erinnerungen, sondern war ein Teil davon. Es übertraf alles Grauen, das ich bis jetzt erlebt hatte.
    »Nein«, hauchte ich ununterbrochen gegen das Glas, das deshalb leicht beschlagen war. »Aufhören … bitte hören Sie auf!« Ich konnte meinen Blick nicht von Jack abwenden und diese grauenvolle Szene brannte sich tief in mein Gehirn ein.
    Jack drehte den Kopf und sah mir direkt in die Augen. Mit den Lippen formte er die Wörter »Ich liebe dich«. Ich hörte seine Stimme. Direkt im meinem Kopf. Wir konnten uns telepathisch verständigen, warum schaffte ich es dann nicht, dem Doktor etwas zu schicken?
    Ich versuchte es erneut – ohne Erfolg.
    Jack weinte, genau wie ich. Es war so furchtbar! Ihn derart hilflos unter unvorstellbaren Qualen in seinem Blut liegen zu sehen, zerriss mein Innerstes. Und dort war so
viel
Blut: Aus jedem der feinen Schnitte lief eine rote Spur an seinem Körper hinab oder bildete kleine Pfützen auf seinem Bauch.
    Bitte verzeih mir Jack, ich bin Schuld, dass es so gekommen ist. Es tut mir so leid!
    Da gibt es nichts zu verzeihen. Du sollst nur wissen, dass du das Beste bist, was mir je in meinem Leben passiert ist, Kate McAdams. Ich liebe dich mehr als du dir vorstellen kannst, aber noch einmal stehe ich das alles nicht durch! Ich … kann nicht mehr. Lebe … wohl …
Jack schloss die Augen.
    Was hatte er da eben gesagt? Lebe wohl?
    »NEIN!«, schrie ich und schlug gegen die Scheibe. »Ich schaff das nicht ohne dich, Jack! Du musst bei mir bleiben! ICH LIEBE DICH!«
    Harcourt zeigte kaum eine Gefühlsregung. »Mrs. Anderson, Sie lenken mich zu sehr ab. Deswegen muss ich leider Ihre Privatvorstellung beenden.« Er drückte auf einen Knopf an der Wand. Sofort wurde das Glas milchig und ich erkannte nichts mehr. Ich hörte nur noch Jacks Schreie und das sadistische Lachen des Arztes. Dann wurde der Lautsprecher ausgeschaltet.
    Weinend sackte ich auf den Boden und presste mir die Hände auf die Ohren. Ich hörte Jacks Schreie immer noch – tief in meinem Kopf. Seine Qualen spürte ich selbst durch diese dicken Wände. Wie hungrige Finger zerrten sie an meinem Körper, als wollten sie sagen: »Sieh nur, was du angerichtet hast!«
    Über mir brach alles zusammen. Meine Seele wurde aus den Angeln gerissen und unter meinen Füßen tat sich ein bodenloser Abgrund auf, der mich in die Tiefe zog. Von ganz fern hörte ich meine Schreie, denn ich schrie aus Leibeskräften und donnerte mit den Fäusten gegen die raue Wand, bis sich der Putz blutrot färbte.
    Das alles merkte ich kaum. Ich war nicht mehr in meinem Körper. Meine Hülle rebellierte, doch mein Geist wurde in einen unendlich schwarzen Strudel gerissen, immer tiefer und tiefer.
    Plötzlich verkrampfte sich mein Unterleib. Oh Gott, mein Baby! Ich würde es verlieren. Ein solcher Schock könnte eine Fehlgeburt auslösen! Und Jack – er wusste nicht einmal, dass er Vater wurde. Nur jetzt war es zu spät. Er hörte mich nicht mehr und solange wir keinen Sichtkontakt hatten, konnte ich ihm auch keine Botschaft schicken. Alles war aus, vorbei. Wir hatten verloren.
    In diesem Moment, als alles für uns zu Ende schien, öffnete sich die Tür meines kleinen Gefängnisses und ich erkannte sofort die grauhaarige Frau, die hereintrat: Es war Schwester May. Einen Moment lang starrte sie mich an, als hätte sie einen Geist gesehen: »Rose? … Rose McAdams?«, fragte sie mich.
    Das war der Name meiner Mutter. Hatten sie sich gekannt?
    Eine Hand immer noch auf meinen Bauch gepresst, erhob ich mich langsam, bereit, um mein Leben zu kämpfen. Doch Schwester May machte keine Anstalten, als wollte sie mir etwas antun.
    »Rose?«, fragte sie mich erneut und trat einen Schritt

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