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Blutflucht - Evolution

Blutflucht - Evolution

Titel: Blutflucht - Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loreen Ravenscroft
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auf mich zu.
    »Mein Name ist Torri Anderson«, antwortete ich kühl, wobei ich meine Stimme kaum erkannte.
    »Machen Sie mir nichts vor. Sie sind Rose wie aus dem Gesicht geschnitten. Nur nicht Ihre Augen. Die haben Sie von Ihrem Vater, nicht wahr?« Schwester May starrte mich eindringlich an. Irgendwie wirkte sie traurig.
    »Ich weiß, dass Rose eine Tochter hatte, doch es hieß, sie sei tot«, sprach sie mehr zu sich, als zu mir.
    »Ich bin sehr lebendig, wie Sie sehen«, erwiderte ich trotzig.
Aber nicht mehr lange
.
    Was brachte es jetzt noch, sich selbst zu belügen. Ich war sowieso schon so gut wie tot. Meine Seele würde mit Jack sterben und schon bald würde mein Körper folgen.
    Ein weiterer Krampfanfall durchzuckte meinen Unterleib. Oh Gott, waren das Schmerzen! Aber das geschah mir recht. Ich hatte es nicht anders verdient. Und was jammerte
ich
überhaupt? Jacks Schmerzen waren in diesem Moment unendlich Mal größer.
    »Was ist mit Ihnen?«
    Ich brachte nur ein halb gekeuchtes »Baby« heraus.
    »Sie sind also schwanger«, stellte sie nüchtern fest.
    »Wahrscheinlich nicht mehr lange«, murmelte ich und ging in die Knie. Ich verlor nicht nur den Mann, den ich über alles liebte, sondern auch unser gemeinsames Kind.
    Oh, Baby, tu mir das nicht an!
, schickte ich meine Gedanken in meinen Unterleib. Wie dumm von mir, aber was tat man nicht alles, wenn einen die Verzweiflung in den Wahnsinn trieb. Seltsamerweise schien es zu helfen.
    »Legen Sie sich auf den Boden!«, ermahnte mich die Schwester. »Ich bringe Ihnen etwas, dann werden Sie sich gleich besser fühlen.«
    Was sollte das jetzt? Ich verstand die Welt nicht mehr. Warum war Schwester May auf einmal so besorgt?
    Kurze Zeit später tauchte sie mit einem Glas Wasser und einer weißen Tablette auf, die ich schlucken sollte. Jetzt verstand ich. Ihre nette Art war nur vorgetäuscht, damit ich ohne großen Aufstand in den Tod ging. Doch ich fühlte deutlich, dass sie mir nichts vorspielte. Ich war verwirrt. »Warum tun Sie das?«, fragte ich sie.
    »Deine Mutter war meine beste Freundin.« Sie reichte mir das Medikament.
    »Und warum haben Sie es zugelassen, dass Sie getötet wurde?«, fuhr ich sie an und schluckte die Tablette.
    »Ich hätte es nie zugelassen. Ich wusste nicht, dass Rose und John Spione waren. Jahrelang glaubte ich, es sei wirklich ein Unfall gewesen, bis Dr. Harcourt mich vor ein paar Jahren in alles einweihte. Er brauchte einfach jemandem, mit dem er sein grausames Geheimnis teilen konnte. An dem Tag brach meine heile Welt zusammen.« Sie blickte auf den Boden.
    Wie verzweifelt musste Schwester May sein, mir so etwas anzuvertrauen? Oder erzählte sie mir alles, weil sie wusste, dass ich nicht mehr lange zu leben hatte?
    »Und da können Sie nachts noch schlafen?«, erwiderte ich angewidert.
    Sie starrte auf den Boden. »Was hatte ich für eine Wahl?«
    »Sie hatten eine Affäre mit ihm, nicht wahr?« Ich wusste es seit dem Moment, als sie mir das Glas Wasser in die Hand gedrückt hatte.
    Sie nickte. »Der größte Fehler meines Lebens. Ein einmaliger Ausrutscher.« Gedankenverloren fasste sie sich an die Brust. Dr. Harcourt hatte seine perversen Spielchen nicht nur mit seinen Patienten gespielt. »Ich hänge viel zu tief mit drin, um auszusteigen.« Sie klang wirklich verzweifelt. Ich spürte, wie sie sich danach sehnte, dies hier alles hinter sich zu lassen.
    »Es gibt immer einen Ausweg. Helfen Sie mir und ich verspreche Ihnen, genauer gesagt unsere Organisation, Anonymität und Personenschutz bis an Ihr Lebensende.« Neue Hoffnung keimte in mir auf.
    »Keiner kann mich vor diesem Mann beschützen. Dafür kenne ich ihn zu gut. Er ist ein Monster!«
    »Bitte, Schwester May, dort stirbt gerade ein Mensch!« Ich deutete mit zitternder Hand auf die milchige Scheibe und stand wieder auf. Meine Krämpfe hatten aufgehört. »Sie können das verhindern! Dem Grauen jetzt und für alle Zeiten ein Ende setzen!« Schwester May war im Moment meine einzige Rettung.
    »Woher kennen Sie … wissen Sie überhaupt, dass Dr. Harcourt und ich … Sie sind ein Mutant!« Das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben.
    So
, dachte ich,
jetzt sind wir also wieder per Sie
.
    »Es war meine Mutter, Ihre beste Freundin, die mir diesen Gendefekt vererbte!«, schrie ich sie an. »Bitte helfen Sie mir – helfen Sie uns allen! Ich spüre es, Sie sind ein guter Mensch. Ich brauche die geheimen Aufzeichnungen aus dem Zentralcomputer. Das Codewort ist OPERATION

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