Blutflüstern: Novelle (German Edition)
»Und vergebt mir, falls es zu viel ist.«
Ich nickte, dann kauerte ich mich wieder zusammen und versuchte, mit dem Boden zu verschmelzen. Mir stockte der Atem, als ein silbernes Band aus Jenseitsenergie durch mich hindurchschoss und den Geschmack von Alufolie auf meiner Zunge hinterließ. Pierce’ Körper bedeckte meinen und schützte mich.
Ein zweites Kawumm donnerte über uns hinweg, und eine sichtbare Wolke aus Staub und zerbrochenem Holz wehte zu uns herüber. Hustend sah ich zu Pierce auf, als er seine Hand in meine schob und mir auf die Füße half. Der Vampir lag bewusstlos an der Wand neben der Tür. Aber noch überraschender war das gut einen Meter große Loch im Boden zwischen uns.
Pierce sah mir in die Augen, und mir wurde bewusst, welche Sorgen er sich machte. »Geht es Euch gut? Habe ich Euch verletzt?«
Ich schüttelte den Kopf. »Da ist ein Loch im Boden.«
Pierce zog mich darauf zu. »Ich werde Euch auffangen.«
Ich hielt den Atem an, als er lässig über die Kante trat und verschwand. Auf der anderen Seite des Raums erklang ein leises Stöhnen, und der Vampir bewegte sich.
Mit rasendem Puls setzte ich mich auf den Boden und ließ meine Füße in das Loch baumeln. »Ich komme!«, warnte ich, dann ließ ich mich fallen.
Ich unterdrückte einen Schrei, aber als er mich auffing
und wir in einem Gewirr aus Armen und Beinen landeten, konnte ich das Geräusch nicht mehr zurückhalten. Wir befanden uns in einem Wohnzimmer mit weichem Teppich und sanfter Beleuchtung. Teure Gemälde hingen an den Wänden. In einer Ecke stand ein Mediatower. Es gab zwei Türen, eine direkt neben uns, die andere am anderen Ende des Raumes.
»Ihr seid schwerer, als Ihr ausseht«, keuchte Pierce und ich kletterte von ihm herunter.
»Na ja, du bist aber auch ein furchtbarer Fänger.« Ich schaute zu dem Loch über uns, dann sah ich zu den Bildschirmen. Es waren einige und ich riss den Mund auf, als ich ein Schwarz-Weiß-Bild meines kleinen Autos entdeckte, das vor dem großartigen Anwesen irgendwie fehl am Platz wirkte. Ein Stück näher am Haus war der Schneehaufen, in den ich Pierce geworfen hatte. Der Anblick sorgte dafür, dass ich froh war, dass wir von vorne angegriffen hatten.
Ein verängstigtes Wimmern erregte meine Aufmerksamkeit. Gemeinsam drehten Pierce und ich uns zu einer dämmrigen Ecke mit einer kleinen Lampe um. Meine Hoffnungen lösten sich in Nichts auf, als ich Sarah im Griff eines kleinen, elegant gekleideten Mannes entdeckte. Er hatte einen Arm um sie geschlungen und hielt ihr den Mund zu. Tränen liefen ihr über das Gesicht und sie war steif vor Angst.
»Gordian Pierce«, sagte der Vampir mit leiser, fast weibischer Stimme. »Du hättest tot bleiben sollen.«
Ich drückte mich gegen Pierce, aber als mir klarwurde, dass ich ängstlich wirkte, trat ich vor. Ich hielt immer noch seine Hand. Ich erklärte mir selbst, dass er so seine
Magie wirken konnte, aber in Wahrheit war ich genauso verängstigt wie Sarah.
»Ihr habt Euch nicht verändert«, sagte Pierce und ein neuer Akzent lag in seiner Sprechweise. »Immer noch dieselbe Schwuchtel, die kleinen Mädchen ihr ekelhaftes Selbst aufdrängt, wie ich sehe.«
Sarah gab ein herzzerreißendes Geräusch von sich und der Vampir – Christopher, wie ich vermutete – versteifte sich. Die Knöchel an der Hand, die er über ihren Mund gelegt hatte, wurden weiß. »Ich habe euch kommen sehen«, sagte er bitter. »Du solltest nicht hier sein.«
Pierce drückte in kalter Wut meine Hand. »Euer erster Fehler war, mich in entweihter Erde zu begraben«, sagte er knapp. »Das hinterließ in mir den Wunsch, zurückzukehren. Eure dreckige Existenz zu beenden ist es wert, den Himmel dafür aufzuschieben.«
Christopher hob das Kinn und verzog knurrend den Mund. Ich wusste, dass er mehrere Hundert Jahre alt war, aber er sah aus wie dreißig. Hexenmagie vom Feinsten.
»Gut«, sagte er und schubste das Mädchen auf eine Couch, wo es schluchzend zusammenbrach. »Ich werde es genießen, dich wieder schreien zu hören, während die Erde mit einem wundervollen, dumpfen Knall auf deinen Sarg fällt.«
Die Vorstellung jagte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Pierce’ Hand war nass vor Schweiß. Wahrscheinlich meiner.
»Ihr unreiner Bastard«, sagte Pierce mit zitternder Stimme. »Ich werde nicht ohne das Mädchen gehen.«
Intuition und eine leichte Lichtveränderung lenkten meine Aufmerksamkeit auf das Loch in der Decke. »Vorsicht!
« , schrie ich und
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