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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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sagte Frank. «Reiß dich zusammen, mein Junge! Und schenk mir endlich diesen Drink ein.»
    Sam hob die Flasche und kippte sie zum Glas hin. Während er das tat, erhaschte er einen Blick von seinem Vater, der sich mit einem Ärmel ans Auge tupfte, als er dachte, dass sein Sohn gerade wegsah.
    «Also, auf dich und mich», sagte Frank und hob das Glas. «Und scheiß auf alle andern.»
    «Auf dich und mich», sagte Sam. Er stieß mit seinem Vater an und leerte sein Glas. Mit diesem letzten Schlag des flüssigen Hammers spürte er, wie sich ihm im Schädel alles zu drehen begann. Sam stellte sein Glas ab und starrte auf seine Uhr. Es waren schon fast drei Stunden vergangen, seit sie Lina allein gelassen hatten. Er schüttelte den Kopf. «Wir müssen wieder nüchtern werden, Dad. Da gibt’s noch eine Sache, über die wir reden müssen, bevor wir beide das Bewusstsein verlieren.»
    «Und welche? Hilf mir auf die Sprünge.»
    «Das Problem mit Lina ausbügeln. Sie ist immer noch bei Mercier.»
    «Ach ja, Miss Gumbah. Ich weiß nicht. Was willst du tun? Sie Hammud übergeben? Das ist das, was er will. Wie wär’s damit?»
    «Nein, kommt nicht in Frage. Sie wird weder Hammud übergeben noch der Schweizer Polizei. Sie hat nichts verbrochen.»
    «Von wegen. Sie ist der CIA in die Quere gekommen, ganz zu schweigen vom MI 6 und ganz zu schweigen von Frank F. Hoffman.»
    «Sie ist Irakerin. Diese ganze Geschichte geht ihr sehr nahe. Sie hat in Bagdad einen Albtraum durchgemacht …»
    «Sie ist eine Nervensäge.»
    «Du auch. Hör jetzt auf, Lina zu beschimpfen, sonst gehe ich.» Er stand auf, als wollte er gehen, aber er hatte schon wacklige Beine.
    «Setz dich hin, mein Junge, bevor du umfällst. Das Trinken hast du nie gelernt.»
    Sam setzte sich. Er war verwirrt. Er hatte schon längst vergessen, was Lina zu ihm gesagt hatte, bevor sie Mercier verlassen hatten. Er wusste nur noch, dass er ihr helfen wollte. «Die Sache mit Lina ist ernst. Was ist erforderlich, damit Hammud und alle anderen die Hunde zurückpfeifen?»
    «Ganz einfach. Du bringst deine kleine Freundin dazu, sich zurückzuziehen. Sie soll mit der Herumschnüffelei aufhören. Vergessen, was sie weiß. Diese Dinge weiseren Händen übergeben. Sie soll aufhören, die heilige Johanna zu spielen, Himmelarsch. Und alles wird bestens.»
    «Wird damit das Problem gelöst sein? Meinst du, die werden sie in Ruhe lassen?»
    «Klar. Wieso nicht? Hammud ist schließlich nicht dumm. Mach dir deswegen keine Sorgen.»
    «Aber das sind Irakis, Dad. Die haben ein langes Gedächtnis. Wenn die so sauer sind, wie du behauptest, dann könnten die auch noch nach sechs Monaten hinter ihr her sein, um alte Rechnungen zu begleichen. Wer wird sie schützen?»
    «Ich habe dir doch gesagt, lass das mal meine Sorge sein. Wenn Onkel Frank allen sagt, dass sie die Pfoten von ihr lassen sollen, dann lassen sie sie in Ruhe. Ehrlich.»
    «Was ist, wenn sie wieder in London ist? Sie kann nicht mehr bei Hammud arbeiten. Was soll sie tun? Wer wird sie einstellen?»
    «Wieso gibst du ihr nicht einen Job, Loverboy?»
    «Sie würde ihn nicht nehmen. Sie würde das für Mitleid halten. Ich muss ihr was Richtiges anbieten.»
    «Ich kenne einen bestimmten Bankier in London, der ihr einen Job geben könnte. Zufälligerweise ist er gerade hier in Genf und macht ein bisschen Beratung für Mercier, hilft uns, ein bisschen Geld umzuschichten für … na, du weißt schon. Er könnte einen Job für deine Freundin haben, wenn sie ihren Lebenslauf auf Vordermann bringt.»
    «Was für ein Bankier? Von wem redest du?» Aber Sam hatte das ungute Gefühl, dass er die Antwort schon kannte.
    «Ein Herr namens Barakat. Ich glaube, ihr beide kennt euch sogar.»
    «Herr und Heiland!» Wieder einmal spürte Sam, wie sich seine Welt zurückbog, wie eine Doppelhelix. «Gibt es irgendjemanden, der nicht Teil deiner Operation ist?»
    «Ich hoffe nicht. Und sage nichts gegen Asad! Einen Besseren findest du momentan nicht. Ich rufe ihn an und lasse ihn herkommen. Er wohnt ein paar Zimmer weiter. Was hältst du davon?»
    Sam war nicht nur betrunken, sondern auch benommen. «Wieso nicht?»
    Frank nahm den Telefonhörer in die Hand und bat die Hotelvermittlung, ihn mit Mr. Barakats Zimmer zu verbinden. Als sich eine Stimme am anderen Ende der Leitung meldete, dröhnte Frank in den Hörer: «Hallo, Kumpel. Hast du eine Minute Zeit? Kannst du vielleicht kurz hier bei mir im Zimmer vorbeikommen? Ich hab hier jemanden, der mit dir

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