Blutgeld
reden möchte. Rate mal, wer? Gee-nau. Besten Dank.»
Frank legte auf und wandte sich zu seinem Sohn. «Er kommt gleich.» Sam rieb sich den Schädel. Während er dem Geflachse seines Vaters zugehört hatte, hatte sich ein weiteres Stück des Puzzles eingefügt. «Dieser palästinensische Banker, von dem du vorhin geredet hast, ist Barakat, stimmt’s? Der hat dich mit dem Herrscher bekannt gemacht, oder?»
«Genau. Kluger Junge. Wieso habe ich eigentlich immer gedacht, dass du dumm bist?»
Barakat betrat Frank Hoffmans Zimmer wie ein Pascha, der aus einem anderen
villayet
des Osmanischen Reichs eintrifft, statt aus einem Zimmer im selben Hotel. Er trug einen voluminösen zweireihigen Anzug, dessen Farbe an Pfirsiche erinnerte. Er umarmte Frank und küsste ihn auf beide Wangen. Zum Erstaunen seines Sohnes erwiderte Frank die Geste. Der Vater flüsterte seinem Freund ein paar Worte ins Ohr und führte ihn dann zu seinem Sohn. Auch Sam küsste Barakat auf beide Wangen, etwas, das er noch nie vorher getan hatte.
Barakat lächelte, als habe er einen Sieg errungen. «Welch eine Freude, Vater und Sohn endlich versöhnt zu sehen. Das ist die Art des Orients.» Er berührte sein Herz, als er seine blumige Begrüßung beendet hatte.
«Hallo, Asad-bey. Es freut mich zu sehen, dass es Ihnen gutgeht.»
«Ihr Vater erzählte mir, dass Sie ein Problem haben, welches ich zu lösen das Vergnügen haben könnte.»
«Ich habe eine Menge Probleme, Asad. Aber das, was mich im Moment beschäftigt, ist, einen Job für die Frau zu finden, über die wir vor einiger Zeit in London geredet haben. Sie heißt Lina Alwan. Sie hatten mir den weisen Rat gegeben, vorsichtig zu sein. Aber ich habe ihn missachtet und sie auch, und wir sind beide in große Schwierigkeiten geraten. Jetzt muss ich für sie einen
sicheren
Job finden, und mein Vater meinte, Sie könnten uns vielleicht weiterhelfen.»
«Ihre Freundin Alwan ist aufsässig. Und neugierig. Das können bei einem Bankangestellten fatale Eigenschaften sein.»
«Sie ist nicht mehr neugierig», antwortete Sam. «Sie hat ihre Lektion erhalten. Wenn Sie ihr einen Job geben, wird sie eine loyale Angestellte sein. Nine-to-five, keine Eskapaden. Das verspreche ich Ihnen. Sie hat nur deswegen angefangen, sich Fragen über Hammud zu stellen, weil ich sie dazu gedrängt habe. Aber sie ist jetzt bereit, damit aufzuhören und ein geregeltes Leben zu führten.»
«Ist sie vertrauenswürdig? Wie ich Ihnen schon in London gesagt habe, ist Vertrauen das Einzige, was im Bankgeschäft zählt.»
«Ja, Sir. Vollkommen.»
Barakat wandte sich mit einem fragenden Blick zu Frank. Der alte Mann nickte. «Wenn mein Junge sagt, dass sie vertrauenswürdig ist, dann reicht mir das. Wir schlagen die Seite um, Sam und ich. Wenn er das also sagt, dann ist das in Ordnung. Und wenn er sich irrt, dann kriegen wir beide Ärger. Wie wär’s damit?»
«Das ist in Ordnung, mein Freund. Ich kann nicht mehr verlangen als das Wort eines Freundes, unterstützt von dem seines Vaters. Das irakische Mädchen kann nächsten Montag seine Arbeit beginnen. Ich gebe ihr ein Anfangsgehalt von fünfzigtausend Pfund.» Er machte eine großzügige Handbewegung, als würde er etwas für einen guten Zweck spenden.
Frank klopfte Barakat auf die Schulter. «Das ist wunderbar. Und jetzt setz dich, alter Freund, und trink was.»
«Das würde ich liebend gerne, mein lieber Frank. Aber ich bin im Moment ziemlich beschäftigt mit unserem gemeinsamen Projekt. Ich habe schon den ganzen Morgen mit unseren Bankierfreunden telefoniert, um sie zu benachrichtigen, dass wir größere Geldmengen aus dem Crédit Mercier transferieren werden. Die Jungs in der Karibik werden sich jetzt gerade an die Arbeit machen. Also vergib mir, wenn ich dir sage, dass du ohne mich trinken musst.» Er raffte die Falten seines pfirsichfarbenen Anzugs wie eine Wüstenrobe zusammen und entschwand.
Als der palästinensische Bankier gegangen war, packte Frank seinen Sohn wieder am Ellbogen und schlug vor, noch eine Flasche Whisky aufzumachen oder Fifi zurückzuholen oder zu einem Laden auf der anderen Seite der Stadt zu gehen, wo die Mädchen Sachen machten, die selbst Frank empörend fand. Aber Sam wehrte alle Vorschläge seines Vaters ab. Es war höchste Zeit, Lina abzuholen, und er spürte schon die Anfänge eines Katers.
«Na, dann zieh Leine», sagte Frank. «Wenn du schon so unterm Pantoffel stehst, dann geh deine Freundin holen. Ich rufe Mercier an und sag ihm,
Weitere Kostenlose Bücher