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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Palästinenser. Das waren die, denen der Herrscher am meisten vertraute, weil die damals die gemeinsten Dreckskerle in der ganzen Region waren. Aber was er nicht wusste, war, dass die Palästinenser uns gehörten. Und dein Alter hat geholfen, die meisten von denen zu rekrutieren. Und als ein bestimmter palästinensischer Banker zu Konsultationen mit dem hohen Herrn nach Bagdad fuhr, rate mal, wer mitgezockelt ist?»
    «Frank Hoffman?»
    «Erraten. Und stell dir vor, der Herrscher und ich sind prächtig miteinander ausgekommen. Es hat sich herausgestellt, dass wir einige gemeinsame Interessen in Sachen Erotik hatten. Bei meinem nächsten Besuch brachte ich dann ein paar Mädchen mit, die ihm gefallen könnten, wie ich meinte. Und beim nächsten Mal wieder ein paar. Und ziemlich bald waren wir Freunde. Er hat mir Aufträge verschafft, irakisches Öl zu fördern und deutsches Bier zu importieren, und ich hab ein bisschen was für ihn und seine Familie auf die Seite gelegt und dann ein bisschen mehr. Und uns geht’s prächtig. Und schließlich macht er mich mit seinem Freund, diesem Schleimbrocken Nassir Hammud, bekannt und sagt, wir sollen miteinander Geschäfte machen. Und ab geht die Post!»
    «Hat er gewusst, dass du für die Agency gearbeitet hast?»
    «Natürlich. Das hat einen Teil der Anziehung ausgemacht. Wie alle Araber hat er gedacht, in Wirklichkeit seien die Juden die Oberbosse, die überall auf der Welt das Sagen haben; er dachte, man könne sich dagegen nur schützen, indem man mit der CIA ins Bett geht. Die sind nicht nur verrückt nach Juden, die Araber, sondern auch nach der CIA . Er hatte die CIA als Banker, und das fand er herrlich.»
    Nachdem er diesen letzten Triumph preisgegeben hatte, lehnte Frank sich in seinem Sessel zurück und sah Sam erwartungsvoll an, in der Hoffnung auf eine anerkennende Reaktion. Aber es kam keine. Sam starrte seinen Vater wie eine Eule an.
    «Aber zu welchem Zweck, Dad?»
    «Was soll das denn heißen, ‹zu welchem Zweck›?», brüllte Frank. «Einen Maler würdest du auch nicht fragen, zu welchem Zweck er ein Bild malt. Einen Musiker würdest du auch so etwas nicht fragen. Die tun es einfach. Bei mir ist das genauso. Du wirst mich auslachen, aber das ist meine Kunst. Das ist das, was ich mit meinem Leben gemacht habe. Das bin ich. Und ich bin stolz darauf.»
    Sam blinzelte. «Ich lache dich nicht aus, aber was hat es uns gebracht? Den Vereinigten Staaten, meine ich.»
    «Wir haben den Iran in Schach gehalten.»
    «Wie meinst du das?»
    «Ich meine, dass Bagdad die Hauptverteidigungslinie für unsere diversen schwanzlosen Freunde am Persischen Golf wurde. Das waren die Iraker. Ohne die wäre Khomeini innerhalb von vierundzwanzig Stunden in Riad gewesen. Ohne Scheiß! Glaub mir, zu der Zeit konnten wir gar nicht genug für unsere irakischen Brüder tun. Wir ließen sie Waffen kaufen, mit dicken Kommissionen für Nassir Hammud, besten Dank. Wir haben ihnen Kredite gegeben, über Italien. Wir haben unsere eigene gottverdammte Marine losgeschickt, um die Iraner im Golf anzugreifen. Wir haben ihnen sogar Geheimdienstinformationen gegeben. Wir waren ineinander verschossen, sag ich dir. Verschossen.»
    «In Ordnung. Aber was haben die Iraker für die USA
getan?
»
    «Sie haben Iraner getötet, mein Junge. Mehr wollten wir eigentlich gar nicht von ihnen. Unsere Satelliten haben diese verrückten halbwüchsigen Revolutionären Garden zur Front marschieren sehen, dann haben wir auf einen Knopf gedrückt, und – Hokuspokus – war die Info in Bagdad. Die Irakis haben mit ihrer schweren Artillerie losgeballert. Eine ganze Generation iranischer Kinder ist gestorben, einfach so. Die haben fünfhunderttausend Männer und Jungs verloren, aber das ist Allahs Problem, nicht meins. Es reicht wohl, wenn ich sage, dass es ein Sieg für die Ungläubigen war. Oder wäre es dir vielleicht lieber, wenn der Iran in der Welt das Sagen hätte?»
    «Ich hör bloß zu», sagte Sam. Und in seiner Stimme lag eine gewisse Akzeptanz. Der trockene moralische Zunder, der das Feuer zwischen den beiden hätte entfachen können, war jetzt vom Alkohol und dieser Geschichte aufgeweicht.
    «Und dann wurde die Sache hässlich. Der Herrscher ist total durchgedreht. Er hat Kuwait angegriffen, hat Saudi-Arabien bedroht. Dieses Arschloch. Möglicherweise ist ihm das zu Kopf gestiegen, dieser ganze Quatsch, den wir ihm aufgetischt haben, dass er den Westen vor den tollwütigen Ajatollahs gerettet habe. Also

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