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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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mussten wir ihm einen Tritt in den Hintern geben. Haben ihn Hitler genannt, haben diesen seltsamen kleinen Krieg in Kuwait geführt. Als es vorbei war, haben wir ihn laufenlassen. Es war nicht die Mühe wert, ihn loszuwerden. Aber er war so arrogant, verstehst du? Er konnte es nicht lassen, uns zu piesacken, und er hatte auch immer noch dieses ganze Geld in der Schweiz gebunkert. Und dann haben wir irgendwann gedacht: Scheiße, jetzt reicht’s! Schließlich haben wir dann jemanden in seiner Familie gefunden, so einen gierigen Saftsack, der bereit war, den alten Knaben umzulegen, nur um mehr Geld zu bekommen. Voilà. Ende der Geschichte. Bis ihr beide daherkommt und alles versaut.»
    «Das war’s?»
    «Scheiße. Das reicht doch, oder etwa nicht?»
    Sam hatte Mühe, sein emotionales Gleichgewicht zu halten. Er hatte das Gespräch mit der Überzeugung begonnen, sein Vater sei ein Schuft, aber jetzt hatte er Schwierigkeiten, sich daran zu erinnern, warum Lina so wütend auf ihn war. Seine Gedanken gingen zurück an seine erste Begegnung mit Nassir Hammud, als er in dem Müll geangelt hatte und die leeren Papierschnitzel Firmenpapier herausgeholt hatte.
    «Was ist Oscar Trading?», sagte er. «Was ist damit?»
    «Oscar Trading war ich. Deine Freundin hat das richtig erkannt. Der Name kommt von meinem alten Decknamen, Oscar D. Fabiolo. Aber mit allem andern lag sie völlig daneben.»
    «Sie denkt offenbar, dass du dir durch Oscar Trading eine Menge Geld unter den Nagel gerissen hast.»
    Frank sah ihm direkt in die Augen. «Das ist Scheiße, mein Junge. Das ganze Geld, das an Oscar Trading ausgezahlt wurde, ist dafür verwendet worden, die Ermordung des Herrschers zu bezahlen. Wir haben damit Schmiergelder an die Mitglieder seiner Sicherheitstruppe gezahlt. Denk mal drüber nach. Wir haben sein eigenes Geld dafür benutzt, um ihn umzulegen. Was gibt’s daran auszusetzen?»
    «Und nichts von dem Geld ist an deinen Händen kleben geblieben?»
    Frank lächelte. «Nur ein bisschen. Und wen interessiert das schon? Niemand außer den Kongressabgeordneten und deiner israelischen Freundin. Also Schluss mit der Inquisition.»
    «Sie arbeitet nicht für die Israelis, Dad. Sie hat nicht einmal was von denen gewusst, bis heute.»
    «Das ist nicht das, was Hammud denkt.»
    «Hammud irrt sich.»
    «Und was war das dann für ein Schrott, den du da bei Mercier abgelassen hast? Von wegen dass du mit den Israelis in Kontakt stehst und dass sie deine Freundin retten würden, wenn irgendwas passiert?»
    «Das habe ich gesagt, um Mercier Angst zu machen. Ich war mit ihnen in Kontakt, oder besser gesagt, sie waren mit mir in Kontakt. Dieser Hilton hat mich neulich in meinem Büro besucht und gesagt, dass Lina in Bagdad sei. Die wollten sie am Leben halten, damit sie Hammud Ärger machen können. Aber die benutzen Lina nur. Das letzte Mal, als ich Hilton gesehen habe, hab ich ihm gesagt, er soll sich verpissen.»
    Frank lehnte sich in seinem Sessel zurück. «Braver Junge. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht. Aber ich hätte wissen sollen, dass du nicht wirklich für die Southern Company arbeiten würdest. Du bist schließlich Amerikaner, verdammt nochmal! Ich habe Durst. Wo ist der Sprit?»
    «Hier, wo er die ganze Zeit ist. Bist du sicher, dass du noch was trinken willst?»
    «Schenk ein, mein Junge! Ich muss mal auf die Toilette.» Sam beobachtete, wie sein Vater zum Badezimmer ging. Trotz all seiner großkotzigen Art sah Frank Hoffman erschöpft aus. Seine Beine bewegten sich steif, wie zwei große Stummel, und sein Körper war leicht nach vorn geneigt. Er war so groß und doch so zerbrechlich. Sam hörte die Klospülung und sah zu, wie der alte Mann aus der Toilette zurückgetorkelt kam. Er hatte sich das Gesicht mit Wasser nass gemacht und es nur halb abgetrocknet, sodass ihm noch Tropfen die Wangen herunterliefen, die vom Whisky gerötet waren. Rotgesichtig und nass wie er war, sah er aus, als wäre er gerade einem Dampfbad entstiegen.
    Als der Alte auf ihn zukam, stand Sam plötzlich auf und ging einen Schritt auf ihn zu. Es geschah unwillkürlich. Er wusste nicht, was er tat. Er streckte einfach die Arme nach seinem Vater aus und zog ihn an sich, umarmte den dicken Leib, roch seinen Whiskyatem, spürte den kratzigen Bart an seinem Gesicht. Es war sein Vater. Er hielt ihn fest, bis Frank peinlich berührt zurückwich.
    «Jesses!», brummte der Alte. «Wieso hast du das denn gemacht?»
    «Weil ich dich liebe, Dad.»
    «Mein Gott!»,

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