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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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seiner Frau. Er glaubt, dass Hammud etwas damit zu tun hat. Ich hab ihm versprochen, ihm zu helfen. Jetzt ist er verschwunden, und ich mache mir Sorgen um ihn. Er hat gesagt, der einzige Mensch in Hammuds Betrieb, der sich die Mühe gemacht hat, ihm einen Beileidsbrief zu schicken, seien Sie gewesen. Er dachte, Sie wären vielleicht bereit zu helfen. Deswegen habe ich versucht, Sie in Ihrem Büro aufzusuchen. Ich gab einen anderen Namen an. Wollen Sie uns helfen?»
    Es folgte ein langes, grausiges Schweigen, und dann sprach Lina, ihre Stimme war ein kaum hörbares Krächzen, die Worte waren von Angst zusammengedrückt. «Ich kann nicht.»
    «Sind Sie sicher?», fragte er.
    «Ja.» Ihr Blick suchte jetzt draußen den Bürgersteig ab, um zu sehen, ob sie von irgendjemandem beobachtet wurden.
    «Wo ist Pinta?», fragte Hoffman. «Arbeitet er noch für Hammud?» Sie nickte fast unmerklich.
    «Kann ich Sie wiedersehen?»
    «Nein», sagte sie. «Das wäre keine gute Idee.»
    Hoffman überlegte einen Moment, griff dann in seine Tasche und zog eine Visitenkarte heraus. «Hier ist meine Adresse und Telefonnummer», sagte er. «Falls Sie mal irgendwas brauchen, rufen Sie mich an. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.»
    Er betrachtete ihr vollkommenes Gesicht, das jetzt vor Verzweiflung ganz starr war. In ihrer Verletzlichkeit war sie sogar noch schöner als vorher. Ohne recht zu wissen, was er tat, beugte er sich zu ihr hin, um sie zu küssen. Sie wich heftig zurück und legte die Hand an den Griff der Wagentür.
    «Nein», sagte sie. Sie stieg aus und ging zu ihrem Wohnhaus. Hoffman wartete; er wollte wissen, ob sie sich umsehen würde, aber sie tat es nicht.

7
    Am Montagmorgen stand Lina Alwan früh auf, um zeitig im Büro zu sein. Es war, als könnte ihre Beflissenheit den Fehler wieder tilgen, den sie auf der Party der Darwishs begangen hatte. Den Sonntag hatte sie damit verbracht, ihre Wohnung aufzuräumen, alle Anzeichen der Unordnung aus ihrem Leben zu beseitigen. Auf dem Bett waren Plüschtiere aus ihrer Kindheit aufgereiht. Auf der Frisierkommode war eine Bildergalerie ihrer Familie, einschließlich eines Fotos von allen zusammen am Strand von Aqaba, eine Ewigkeit her. Über dem Kamin im Wohnzimmer hing ein großes Poster vom Ishtar-Tor in Babylon, dessen gelbe und blaue Fliesen deutsche Archäologen in penibler Kleinarbeit rekonstruiert hatten. Sie hatte sogar ein Porträt vom Herrscher, das sie in einer Kammer aufbewahrte, für den Fall, dass sie mal von einem von Hammuds Leuten Besuch bekam.
    Lina zog sich schnell an und fuhr mit der U-Bahn zwei Stationen bis Lancaster Gate, von wo aus es nur noch ein kurzer Spaziergang durch den Hyde Park zum Büro war. Es war ein kühler, wolkenlos klarer Morgen, und die Sonne wirkte auf Lina wie eine Art Bleichmittel, das alle Erinnerungen auslöscht. In der Tiefe ihrer Handtasche lag noch Hoffmans Visitenkarte, und sie blieb kurz hinter dem Eingang zum Park bei einem Mülleimer stehen, um sie wegzuwerfen. Aber dann fiel ihr ein, dass sie jemand beobachten und später die Karte aus dem Eimer fischen könnte, und so ließ sie sie lieber in ihrer Brieftasche. Es würde heute reichen, wenn sie vertrauenswürdig und sauber aussah, von der Sonne gewaschen.
    Lina überquerte die Wiese, vorbei an der knochenweißen Plastik von Henry Moore, an der sich im Sommer die Schwulen trafen und voneinander Zigaretten schnorrten. Sie ging auf die Brücke zu, die über den Serpentine führte. Eine Gruppe Enten dümpelte am Ufer, darauf wartend, dass ihnen jemand Brotkrumen zuwarf. Auf der anderen Seite des Wassers konnte Lina die Statue von Peter Pan sehen, die Flöte in der Hand, im Begriff, die Kinder Londons ins Nimmerland zu entführen. Was für eine glückliche britische Phantasie. Hätte ein Iraker die Geschichte geschrieben, hätte Peter Pan am Schluss für Kapitän Hook gearbeitet.
    In der Nähe der Serpentine Gallery stand ein weißer Porsche – rote Ledersitze, Kabrioverdeck, auf dem Armaturenbrett ein goldenes Lippenstiftgehäuse. Lina blieb stehen, um den Wagen zu bewundern. Dies war eine ihrer konkreteren Phantasien – der Traum, sich irgendwann einen Porsche zu kaufen, um dann mit hundertsechzig Stundenkilometern nach Surrey, in die Cotswolds oder in irgendein anderes Niemandsland zu fahren: die Augen hinter einer dunklen Brille versteckt, um den Hals einen Seidenschal, der hinter ihr im Fahrtwind flatterte. Unterwegs würde sie einen Mann aufgabeln, und wenn er ihr nicht gefiel,

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