Blutgeld
gewesen war, als Sam – nachdem er sich seine Filme angesehen, seine Frauen angeglotzt und mit ihm Drogen genommen hatte – auf einmal Skrupel wegen eines lächerlichen Finanzgeschäfts bekommen hatte. Wie unhöflich das gewirkt haben muss. Aber der Vergangenheit wird immer vergeben, wenn man im Zelt des Prinzen ist. Es gehörte zum Auftreten eines Prinzen, immer furchtlos zu sein und fast alles zu verzeihen. Jalal sah ihn jetzt mit blitzenden Augen an.
«Soll ich die Mädchen rufen? Oder wollen wir was essen? Es gibt Fasan, glaube ich, oder Wachteln.»
«Nein danke. Ich muss mit dir reden. Deswegen bin ich gekommen.»
«Wie du willst», sagte Jalal, eine gelangweilte Miene aufsetzend, obwohl er natürlich insgeheim neugierig war zu erfahren, was Sam nach so langer Abwesenheit wieder zu ihm brachte. «Vielleicht noch etwas zu trinken?»
Wie durch ein unhörbares Zeichen gerufen, betrat ein Diener den Raum und brachte eine weitere Flasche Bier für Sam und ein Tablett mit Kaviar und Canapés. Ein zweiter Mann, ein Sudanese, nach seiner tintenschwarzen Hautfarbe zu schließen, erschien mit einer Flasche Wodka für Jalal. Er goss ein wenig in das Glas des Prinzen, sodass es genauso voll war wie vorher – weder zu viel noch zu wenig – und zog sich dann wieder zurück. Sam erinnerte sich, dass es der gleiche Diener gewesen war, der Jalal begleitet hatte, als sie einmal zusammen an die Riviera gefahren waren. Wo immer sie hingegangen waren, ungeachtet der Kellner, die in den Restaurants und Bars ohnehin für das Bedienen zuständig waren, hatte der Diener dem Prinzen sein Essen und sein Getränk auf diese gleiche Weise serviert – hatte persönlich ein paar Häppchen auf seinen Teller gelegt, um das zu ersetzen, was der Prinz gegessen hatte, und ein paar Tropfen eingeschenkt, um zu ersetzen, was er getrunken hatte –, sodass der fürstliche Teller und das fürstliche Glas stets halb voll waren. Nach einer Weile war Sam dieses eigenartige Ritual völlig normal vorgekommen. Alles andere wäre zu gewöhnlich, unhöflich und eines Prinzen unwürdig gewesen.
«Also, worüber wolltest du mit mir reden?», fragte Jalal, nachdem er einen winzigen Schluck von seinem Wodka genippt hatte.
«Ich möchte, dass du mir einen Gefallen tust.»
«Und der wäre?»
«Ich brauche ein paar Informationen über einen irakischen Geschäftsmann namens Nassir Hammud.»
«Ach, sieh an. Also was rein Geschäftliches? Ich hatte gehofft, es sei etwas Delikateres. Dass du irgendein unaussprechliches Verlangen entwickelt hast, das ich dir helfen könnte zu befriedigen. Oder dass du ein grauenhaftes Verbrechen begangen hast und meine Hilfe brauchst, um ein Versteck zu finden. Aber so was Interessantes ist es ja gar nicht.»
«Tut mir leid. Bloß was Geschäftliches. Mir hat jemand erzählt, du hättest mit diesem Hammud zusammen irgendwo investiert, und deswegen hab ich mir gedacht, dass du sicher ein paar Sachen über ihn weißt.»
«Allerdings. Wir arbeiten bei einer Reihe von Projekten als Partner zusammen. Wir bauen Fabriken in der Wüste. Solche Sachen. Und wir haben dieselben Anwälte.»
«Ich hab gehört, ihr seid Partner in einem Petrochemie-Geschäft. Stimmt das?»
«Das ist ja ganz toll! Das Geschäft sollte eigentlich geheim bleiben, aber du bist einfach zu clever, mein lieber Sam. Aber wieso interessiert dich Nassir Hammud? Was kann er dir für einen Schaden zugefügt haben?»
Hoffman wusste, dass es zwecklos war, Jalal anlügen zu wollen. Er würde sowieso sehr schnell die Wahrheit herausfinden. «Er hat einem Klienten von mir Schaden zugefügt, wenn du mich schon fragst. Ein Mann, der als Koch bei ihm beschäftigt war. Ich glaube, er hat ihn umbringen lassen. Das macht mir Sorgen, und ich habe die Befürchtung, dass er auch noch anderen Leuten, die für ihn arbeiten, etwas antun könnte. Der Mann ist gefährlich.»
Jalal schnaubte fürstlich, wie ein preisgekrönter Bulle. «Natürlich ist Hammud gefährlich! Das ist der Managementstil dieser Irakis. Sie haben keine Manieren, bedauerlicherweise. Aber so ist es nun mal. Und weder du noch ich können irgendwas dagegen unternehmen.»
«Aber ich würde gern etwas dagegen unternehmen. Hammud ist ein Tyrann. Er schüchtert seine Angestellten ein, lässt sie vielleicht sogar umbringen. So was ist in London nicht erlaubt. Jedenfalls sollte es das nicht sein.»
«Mein lieber Sam, du hast dich wirklich nicht verändert. Du bist so naiv. Natürlich sollte es nicht erlaubt
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