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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Ein englischer Leibwächter öffnete die Tür und führte ihn durch den Metalldetektor. Er war die moderne Version von Jeeves, höflich und respektvoll, aber in der Lage, auf einer Distanz von fünfzig Metern ein Ziel zwischen die Augen zu treffen. Es war unter saudischen Prinzen Mode geworden, als Lakaien und Kammerdiener ehemalige Unteroffiziere zu engagieren, wie beispielsweise von den Special Air Services. Die Bezahlung war angemessen, und die Männer bekamen ihren Anteil von dem, was vom Essen und den Frauen übrig blieb.
    Jalal erwartete Hoffman in seiner Höhle im dritten Stock. Er sah genauso aus, wie Hoffman ihn in Erinnerung hatte: perfekt gepflegt, aber irgendwie angsteinflößend. Seine Haut hatte eine cremig braune Färbung, ohne einen Makel oder eine Falte. Der Bart war wie ein Gemälde von Seurat, als wäre jedes Haar einzeln gezeichnet worden, jedes mit seiner ganz eigenen Schattierung. Die Augen waren groß und verträumt von den vielen Jahren der sexuellen Ausschweifung und des Drogenkonsums, aber der Körper war gut in Form und fit durch die täglichen Trainingseinheiten im Fitnessraum. Er trug eine feine Leinenhose, ein Seidenhemd, das man bei einer Frau als Bluse bezeichnet hätte, und ein Kaschmir-Jackett, das so perfekt geschnitten war, dass es ihm wie eine zweite Haut passte. Hoffman streckte die Hand aus, aber Jalal drückte ihn in einer Umarmung an sich.
    «Mein Lieber, mein Lieber, mein Lieber», sagte der Prinz und küsste Hoffman einmal, zweimal, dreimal. Er hatte diese weiche, geschmeidige Art, mit anderen Männern umzugehen, die unter den Arabern der Golfstaaten nicht homosexuelle Begierde, sondern gutes Benehmen ausdrücken sollte. Es war wie ein schlaffer Händedruck, der ein Zeichen von Adel ist.
    «Du siehst gut aus, Jack», sagte Hoffman, den Namen benutzend, den Jalal sich viele Jahre vorher zugelegt hatte, in seiner Studentenzeit in Boulder.
    «Komm mit», sagte der Prinz mit dem Anflug eines Lächelns. «Wir sehen uns einen Film an.»
    Er führte Hoffman in den Vorführraum. Auf dem Bett lagen zwei Mädchen, die nicht älter als sechzehn Jahre alt aussahen. Das eine war blond, das andere brünett. Beide trugen nur BH und Slip und wirkten sehr nervös.
    Jalal sagte mit einem Kopfnicken in ihre Richtung: «Sie sind aus Rumänien, glaube ich. Oder Albanien. Ich weiß es nicht. Wo seid ihr her, Mädels?» Sie lächelten stumm zu ihm hoch. Offenbar sprachen sie kein Englisch. Sam stand unbehaglich am Rande des Raums. Jalal ergriff seine Hand und zog ihn hinein.
    «Komm, mein lieber Sam. Ich möchte dir meinen neuen Film zeigen. Dann können wir etwas essen, und danach können wir diesen netten rumänischen Mädchen ein paar Sachen über Sex beibringen. Was hältst du davon?»
    «Ich bin gekommen, um mit dir zu sprechen, Jack. Ich muss mit dir reden.»
    «Natürlich, natürlich. Wir werden reden. Aber jetzt noch nicht. Wo bleiben deine Manieren? Was möchtest du gerne trinken? Arrak? Whisky? Ich habe sehr gutes Kokain. Das beste! Was möchtest du, mein Lieber? Ich trinke polnischen Wodka.»
    «Ein Bier», sagte Sam.
    Der Prinz rief einen seiner Diener, der die Drinks servierte und die Mädchen fortbrachte. Jalal ließ sich in einem der Sessel nieder. Er drückte irgendwo auf einen Knopf, und die Lichter gingen allmählich aus, und der Film begann. Sam graute vor der Vorführung. Jahrelang war es Jalals Lieblingshobby gewesen, Filme zu machen, die Extreme menschlicher Perversion und Ausschweifung aufzeichneten, vor allem seine eigenen.
    «Dieser wird dir gefallen», sagte der Prinz. «Es geht um Fallschirme.»
    Während er sprach, leuchtete auf der Leinwand Jalal selbst auf, beim Skydiving. Er trug einen knalligen roten Springanzug und hatte einen dämonischen Ausdruck auf dem Gesicht, der sogar unter dem Helm noch zu sehen war. Er winkte mit einer Hand in die Kamera. Der Vorspann lief jetzt ab, immer wieder Jalals Namen wiederholend: Produktion, Regie, Idee – während die Kamera seinen langen Fall zur Erde verfolgte.
    «Lass dir erklären, was du jetzt gleich sehen wirst», sagte Jalal. «Ich habe ein Spiel erfunden, das ziemlich ungewöhnlich ist. Es ist eine Art russisches Roulette mit Fallschirmen. Ich biete jedem einhunderttausend Dollar, der sich bereit erklärt, mit mir zu springen. Aber jeder der Springer muss unter sechs Fallschirmen einen auswählen und weiß dabei genau, dass einer der sechs sich nicht öffnen wird. Das ist der Spaß daran, verstehst du? Sie suchen sich

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