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Blutgeld

Blutgeld

Titel: Blutgeld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ignatius
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Lina wieder. Sie begann sich unbehaglich zu fühlen. Sie wurde von der geheimen Abteilung der Firma in die öffentliche verlegt. Was bedeutete das? Sie versuchte, sich an Randas Rat vom Vorabend zu erinnern – sich nicht einschüchtern zu lassen –, aber jetzt war alles so verwirrend.
    «Freuen Sie sich darüber?» Hammud schien eine Versicherung haben zu wollen, dass sie sich in dieser neuen Abteilung sicher fühlte.
    «Natürlich, Sir. Was werde ich in meinem neuen Job machen?»
    «Werbung.» Er versuchte zu lächeln.
    «Aber wir machen nicht viel Werbung, Sir. Ich glaube, wir machen überhaupt keine.»
    «Deswegen brauchen wir dafür ja auch eine vertrauenswürdige Mitarbeiterin. Wenn wir Werbung machen würden, wäre es kein Problem. Dann könnten wir ja jeden daransetzen. Aber da wir keine machen, müssen wir vorsichtig sein. Da brauchen wir jemanden, dem wir vertrauen können.»
    «Aha», sagte Lina. Sie fragte nicht nach weiteren Erklärungen. Es war offenkundig absurd.
    «Ihnen wird die Arbeit gefallen.»
    Lina nickte. Es klang wie ein Befehl. Es entstand eine Pause. Sie fragte sich, ob es gestattet sei zu fragen, weshalb sie versetzt worden war. Hammud machte jetzt nicht mehr den Versuch zu lächeln und sah ein wenig entspannter aus, und das wiederum ließ Lina mutig werden. Sie räusperte sich und ergriff das Wort.
    «Wieso versetzen Sie mich aus der EDV ? Habe ich irgendwas falsch gemacht?»
    «Nein, es gibt keinerlei Problem.» Er sah sofort wieder ungemütlich aus.
    «Professor Sarkis schien beunruhigt zu sein, weil ich mich auf einer Party mit einem Amerikaner unterhalten hatte. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass ich ihn nicht kenne, und als der Amerikaner mich gestern im Park verfolgt hat, um mich anzusprechen, habe ich ihm eine geknallt. Ich hoffe also, dass Sie deswegen nicht verärgert sind.»
    Hammud hob die Hand, als wollte er das Gespräch abbrechen. Er redete nicht gern über Sicherheitsfragen, nicht einmal mit den betroffenen Personen.
    «Es tut mir leid, wenn ich irgendwas falsch gemacht habe.»
    Er hob die Hand noch höher, ballte sie zur Faust und senkte sie erst wieder, als klar war, dass Lina aufgehört hatte zu reden. Sein Gesicht war gerötet. Die Narbe auf seiner Wange, normalerweise kaum zu sehen, war ein leuchtend roter Striemen geworden. Er fixierte Lina mit seinen durchdringenden schwarzen Augen.
    «Verlassen Sie dieses Unternehmen nicht», sagte er langsam, die Worte wie Nägel einhämmernd. «Das wäre ein Fehler.»
    Linas Körper spannte sich an. Das war eine unmissverständliche Drohung. Ihr Geist schaltete in den Leerlauf, einen Zustand, den eine ganze Generation von Irakis gebraucht hatte, um zu überleben. «Ich arbeite gerne hier», sagte sie. «Sie sind immer gut zu mir gewesen.»
    «Habibti»
, sagte er, das arabische Wort benutzend, das «mein liebes Mädchen» heißt.
    «Ja,
sidi

    «Haben Sie sich jemals gefragt, wo mein Geld herkommt?»
    Wieder erstarrte sie. «Nein, Sir.»
    «Na kommen Sie, das ist doch eine ganz natürliche Frage. Ich glaube, dass sich das eine Menge Leute fragen. Wenn ich mit jemandem im Westen Geschäfte mache, ist es das Erste, was sie mich fragen. Wie habe ich so viel Geld gemacht? Wo kommt es her? Das müssen Sie sich doch auch gefragt haben.»
    «Nein, eigentlich nicht.» Sie wechselte ihre Stellung in dem Ledersessel, was ein peinliches Quietschen erzeugte.
    «Ich sage den Leuten die Wahrheit. Ich sage ihnen, dass ich ein guter Geschäftsmann bin und sehr viel Glück habe. Ich erzähle ihnen, dass ich in Bagdad mit nichts anderem als meinem klugen Kopf begonnen habe und dass ich mich nach günstigen Gelegenheiten umgesehen habe. Wenn mir etwas gefiel, habe ich es gekauft. Verstehen Sie?»
    «Ja. Natürlich.»
    «So habe ich meine erste Firma in Belgien gekauft. Ich hatte etwas Geld aus einem Geschäft übrig, und die Firma war billig, und ich habe sofort zugegriffen. Und dann ging der belgische Franc hoch, und plötzlich war ich reich. Und so habe ich noch eine Firma gekauft, und die lief gut, und so habe ich Immobilien gekauft. Und dann gewannen die Immobilien an Wert und nochmal an Wert. Und so wurde ich sehr reich. Das ist alles nicht sehr geheimnisvoll.»
    «Nein. Das ist es nicht.»
    «Aber manchmal verbreiten Leute schreckliche Lügen über mich. Vielleicht haben Sie selbst auch schon welche gehört. Sie sagen, dass ich für den Herrscher Geld verstecken würde. Dass ich sein heimlicher Banker sei. Andere sagen, dass ich dem

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