Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
hatten genügt, um das Gebäude in Schutt und Asche zu legen.
Die Vampire kreischten, schrien, wurden schneller, zischten hin und her. Ihre Körper zuckten, Gliedmaßen rissen ab, Köpfe platzten auseinander, dennoch waren plötzlich zwei von ihnen da. Bei der Mauer. Bei Ludwig, Caroline und Lilou.
Da war er. Er drückte sich an eine noch zur Hälfte stehende Wand und seine roten Augen irrlichterten. Er hatte begriffen, dass ihm der Hinterausgang verschlossen war und dann sah er Frederic.
»Ich habe deinem Weib die Unsterblichkeit geschenkt!«, kreischte er.
»Nicht du, sondern der Fluch!«, schrie Frederic zurück.
»Nein, nein – ich war es. Ohne mich hättet ihr nicht die Zeit miteinander gehabt …«
Frederic stutzte. Konnte es sein, dass Morgos tatsächlich aus Dankbarkeit …? Aus einer plötzlichen, unversehenden Gefühlsregung …? Und warum konnte er es überhaupt? War er mehr als ein Vampir? War er ein … Gott? Nein, das war unmöglich!
»Ich war es, Frederic! Nicht aus Liebe, aber ich war es. Ich wusste um meine Schwäche und dachte mir, falls mir die Flucht gelingt, würde ich euch wieder sehen wollen. Würde ich mich rächen. Wie sollte ich das tun, wenn ihr tot seid? Ihr musstet länger leben, solange, bis ich zu alter Stärke zurückkehre, verstehst du?«
Frederic begriff.
Und er spürte die Schwingung des Mächtigen. So, wie er sie damals im Club aufgenommen hatte. Wie eine Decke legte sie sich über ihn, lockte und rief.
Und sah, was geschehen war. Morgos war schwer verletzt. Seine Gesundung würde nicht innerhalb der nächsten Minuten geschehen. Ihm fehlte ein Arm und in seinem Oberkörper war ein Riss, aus dem weißes Blut quoll.
Frederic huschte zur Seite, denn über ihm hatte sich eine Deckenplatte gelockert, die nun neben ihm auf den Boden krachte. Staub wirbelte auf.
Immer neue Flammenherde wuchsen aus den Wänden oder wanderten über den Staub wie lebendige Wesen, genährt vom Wind und der sich noch immer verändernden Halle. Ein Stromkasten verbog sich in der Hitze und seine Tür knallte auf.
Alles das nahm Frederic nicht wahr. Auch nicht, dass die Hitze begann, seine Haut an den Armen abzuschälen, während sich der Leinenstoff seines Hemdes in der Hitze zersetzte, ohne Feuer zu fangen.
Frederic war auf Morgos konzentriert, der schwach wirkte, wie jemand, der aufgegeben hatte. Doch Morgos Daargon würde niemals aufgeben. Niemals!
Denn er war ein Vampyr!
Ein Gott!
So, wie auch er, Frederic, sein konnte, wenn er endlich dem Menschlichen abschwor. Gemeinsam würden sie herrschen. Wie Brüder waren sie, hatte Caroline gesagt. Sich ähnlich, sehr ähnlich, sogar optisch. In ihrer Anmutung.
Als Frederic dieser Gedanke wie ein glühender Funke durch das dunkle Hirn schoss, sprang er in die Höhe, überschlug sich einmal und landete direkt neben Morgos, den er am verbliebenen Arm zu sich herumriss. Mit einer fließenden Bewegung zogen seine Klauen auf Morgos’ Hals eine Spur der Vernichtung.
Doch der Große, der Dunkle, der Mächtige, tat genau das, was Frederic vermutet hatte.
Er gab nicht auf!
»Dann soll es so sein«, zischte er, sein Schädel riss auseinander und zwei Reihen Raubtierzähne schlugen in Frederics Unterarm.
Frederic riss sich los, doch Morgos war nach wie vor behände und schnell. Wie von einer Feder geschnellt, sauste Morgos Daargon hinter Frederic her, der sich hinter einem Flammenherd befand.
Morgos lachte grell und trat mitten durch die Flammen. Seine Kleidung fing Feuer und er sah aus wie eine lebende Fackel. Damit hatte Frederic nicht gerechnet, und bevor er reagieren konnte, waren Morgos’ Zähne an seinem Hals. Frederic wirbelte herum und stieß Morgos weg, zurück in die Flammen, durch die er gekommen war.
Das Lachen des Dunklen hörte nicht auf. Es klang überlegen, siegessicher und wahnsinnig!
Und Frederic begriff, dass Morgos Daargon nicht unbedingt überleben wollte. Nicht das interessierte ihn. Er wollte Rache, und wenn sie ihn vernichtete, sollte Frederic Densmore mit ihm gehen, der Verräter, der Abtrünnige, der Nighthunter.
Der, den er nicht in seinen Bann hatte ziehen können!
Kein Gegner war gefährlicher, als einer, der sich nicht vor dem Tod fürchtete.
Und Frederic begriff, dass der Kampf erst begonnen hatte.
Ludwig war so auf seine Arbeit konzentriert, dass er die Zähne an seinem Hals erst spürte, als sie sich in seine Haut bohrten. Erst dann hörte er Lilous Schreie und spürte den Stoß, der ihn gegen die Mauer
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