Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
zuschauen oder willst du ihren Verstand endgültig zerstören? Was mit Maurice geschah, war schlimm genug. Ich bitte dich für sie um Erbarmen.«
»Dir ist klar, dass du mich damit um einen wichtigen Teil meiner Freude bringst?«
»Dafür bekommst du nicht irgendeinen Menschen, sondern mich, der ich von Regus geschaffen wurde. Mich, der euch jagte. Ohne mich wird es die Nighthunter nicht mehr geben. Ich werde mich nicht wehren, ich werde in dieser Gestalt bleiben und meinen Tod annehmen.«
Caroline weinte.
Ludwig wirkte, als breche er gleich zusammen.
Lilou, in seinem Arm, blickte zu Boden, wohin auch ihre Tränen tropften.
»Wohin soll ich sie gehen lassen? Nach draußen, wo der alte Mann zu den Waffen läuft, die dort auf ihn warten?«
»Und wenn schon?«, fragte Frederic. »Hier drinnen seid ihr sicher und es gibt einen Ausgang, der nicht in seine Richtung liegt. Schau dir diese Menschen an. Sie fürchten sich, sie sterben fast vor Angst. Sie werden ohne mich nicht kämpfen, sondern sich davon machen.«
Daargons Augen glühten. Die Lust an der Situation war ihm anzusehen. Endlich hatte er ihn, den Vampir, auf den er es, wenn er ehrlich war, abgesehen hatte. Den Kopf der Nighthunter. Den Abtrünnigen, den Verräter. Es würde ohne einen Kampf abgehen, denn er konnte sich den Verlust seiner Leute nicht leisten. Jeder der Anwesenden war wichtig.
Daargon überlegte.
Frederic schwieg.
Caroline schluchzte und krallte sich an ihm fest.
Ludwig spuckte aus und Schweiß lief ihm über das Gesicht.
Lilou sackte zusammen und kauerte nun zu Ludwigs Füßen.
»Du hast recht«, sagte der Dunkle. »Sie leiden schon jetzt. Und sie werden sich nie verzeihen, dich hier zurückgelassen zu haben. Es wird sie in ihre Träume verfolgen, solange sie noch leben, also für alle Ewigkeiten. Schlimmer als jeder Fluch, sie beschreiten soeben den Weg in die Hölle. Ein guter Ort, um zu frieren!«
Er drehte sich zu seinen Leuten, in die Bewegung gekommen war. Stimmen schwirrten durcheinander. Mordlust. »Ihr habt es gehört? Frederic Densmore gehört euch. Lasst euch Zeit mit ihm, denn er hat uns zu viel angetan, um es schnell zu tun. Mehr Zeit, als bei Maurice. Nehmt ihm nicht gleich alles, sondern Stück für Stück.«
Caroline wollte Frederic nicht loslassen.
Sie liebte ihn, oh, wie sie ihn liebte. Jetzt mehr denn je!
Er war tapfer, er war ein guter Mann. Ohne ihn …
Ohne ihn …
»Genug geflennt, Weiber!«, donnerte Daargon. Er winkte zwei seiner Leute herbei. »Öffnet den Käfig. Eine falsche Bewegung von dir, Frederic, und deine Freunde sterben auf der Stelle. Du hältst dich schön im Hintergrund, bis sie die Halle verlassen haben, ist das klar?«
Frederic nickte stumm.
»Nein, Frederic«, wimmerte Caroline.
Der Käfig wurde geöffnet und harte Finger griffen sie, zogen sie von ihrem Liebsten weg. Sie wollte ihn nicht loslassen, wollte es nicht …
Dann war sie draußen, ebenso Ludwig und Lilou.
»Verschwindet«, sagte Daargon. »Und lasst euch nie wieder blicken. Ihr nehmt den Hinterausgang, und falls wir jemanden von euch sehen, der sich an den Waffen zu schaffen macht, sterbt ihr alle sofort nach Frederic. Bedankt euch für seine Tapferkeit. Er wusste von Beginn an, dass ihr Würmer mich nicht interessiert. Um ihn geht es, denn er hat uns verraten.«
Sie nahmen die Beine in die Hand und liefen.
Ohne sich noch einmal umzuschauen.
Nur raus aus dem Lagerhaus.
Nur weg hier.
Zurück in die vermeintliche Normalität.
Ohne Frederic.
Ohne den Vampir, der sich für seine Freunde opferte.
Sie hatten den Hinterausgang erreicht, stießen die Tür auf und kühle Nachtluft schlug ihnen entgegen. Erst jetzt merkten sie, wie sehr es im Lagerhaus gestunken hatte. Eine moderige Mischung aus Angst und Verderben.
Hinter ihnen wurde der Käfig geöffnet.
Dann schlug die Tür zu und sie waren in Freiheit.
»Idiot«, zischte Ludwig. »Ein eitler Idiot!«
Er griff in die Hosentasche und holte den Zünder hervor. Er drückte ihn …
… und nichts geschah!
14
»Liebe Güte«, hauchte Lilou.
Sie liefen nebeneinander her und Ludwigs Daumen drückte und drückte auf den kleinen Sender.
»Von wegen Idiot«, stieß Caroline hervor und ihre Stimme wurde immer schriller. »Er wusste von den Sprengsätzen. Er wusste alles. Einer seiner Leute hat sie entschärft. Oh nein … Kein Wunder, dass er die Waffen nicht angerührt hat. Er fühlt sich sicher. Er weiß, dass wir verloren haben.« Sie blieb stehen und starrte
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