Blutgesang (Nighthunter 2) Ein Vampir-Roman (German Edition)
mit euch geschieht, wird euch ein für alle Mal verändern. Die Überlebenden werden in Düsternis fallen.«
Er breitete die Arme aus.
»Das, Nachtjäger, ist der Fluch, mit dem ich euch belege!«
Daargon ging zu seinen Leuten, die sich um ihn sammelten und die Köpfe zusammensteckten. Es schien, als habe er seine Gefangenen vergessen.
»Fünf Minuten«, sagte Ludwig. »Eine schöne Scheiße ist das.«
»Sie sollen mich nehmen«, sagte Lilou tonlos. In ihren Augen zitterte der Wahnsinn.
»Unsinn«, fauchte Ludwig. Der Zorn verunstaltete sein Gesicht. »Niemand von uns wird sterben.«
»Er meint es Ernst«, sagte Frederic. »Also werde ich gehen und mich ihnen überlassen.«
Caroline schluchzte hell auf. »Auf keinen Fall. Glaubst du, ich bin aus dem Totenreich zurückgekehrt, um dich jetzt zu verlieren?«
Frederic beugte sich über sie und seine nun wieder normalen Finger streichelten ihr Kinn. Er küsste sie sanft und sagte: »Wir hatten so viel Zeit miteinander, Liebste. So viel Zeit, mehr als wir verdient haben.«
Caroline liefen Tränen über die Wangen, die der schöne Mann sanft wegküsste.
»Ich bin ein alter Mann«, sagte Ludwig. »Ich bin der älteste Mann der Welt und ich werde mich zur Verfügung …«
»Du spinnst wohl?«, schnauzte Lilou und rüttelte Ludwigs Schultern. » Je l’aime à mourir . Deshalb werden wir eine andere Lösung finden oder ich schreie gleich los und stelle mich freiwillig zur Verfügung. Mein Leben hat sowieso keinen Sinn mehr. Maurice, liebe Güte … du hast es erlebt.«
»Daargon hatte recht«, murmelte Ludwig. »Unser Sohn ist seit siebzig Jahren tot. Das, was wir erlebten, war nur ein Alptraum.«
»Hört zu!«, sagte Frederic hart. »Wir haben so viele Jahre gekämpft und haben viel Gutes bewirkt. Irgendwann scheitert selbst der beste Kriegsherr und verliert seine letzte Schlacht. Wir wussten stets, dass so etwas geschehen würde. Ohne mich wärt ihr niemals zu Jägern geworden. Ohne mich …«
»Ohne dich wären wir schon längst verrottet!«, schnappte Ludwig. »Also rede keinen Blödsinn, mein Junge!«
Frederic zog den Kopf zwischen die Schultern, eine unschuldige Geste, die Caroline schluchzen ließ.
»Dann sterben wir eben zusammen«, sagte Ludwig und alle erstarrten. »Ich habe den Zünder noch bei mir. Er ist kleiner als ein Handy und ich brauche nur den Knopf zu drücken.«
Caroline blickte zu Daargon, der sich angeregt mit seinen Leuten beriet. Suchte er die Henker aus?
»Die Einzigen, die sicher sterben, sind wir«, sagte Frederic. »Denn wir sind in diesem verfluchten Käfig gefangen. Die meisten Vampire werden flüchten und wir verbrennen elendig.«
Ludwig biss sich auf die Lippen.
»Keine Option«, sagte Caroline.
»Außerdem garantiert uns niemand, dass die Detonation überhaupt ausgelöst wird«, sagte Lilou. »Vielleicht haben sie dich auch dabei beobachtet …«
»Haben sie nicht«, sagte Ludwig. »Dann hätte Daargon etwas gesagt. Er hätte mir niemals den Zünder gelassen, wenn er …«
»Wie lautet eure Entscheidung?«, donnerte Daargon durch die Halle.
»Noch zwei Minuten«, rief Caroline zurück. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Eine Idee, sie brauchten eine Idee. Irgendeinen Einfall, der sie aus dieser Lage befreite. Es war, als plane eine Maus in der Falle die Flucht – nachdem der Schnapper ihre Wirbelsäule gebrochen hatte.
13
»Wer wird es sein?«, fragte Daargon in lauerndem Ton. »Die Priesterin, die mich mit einem Fluch belegte? Es wird uns ein Vergnügen sein. Der alte Mann, dessen Sohn soeben zerrissen wurde? Du, schönes Weib, die du einen Vampir liebst? Oder du, Frederic, ein Verräter und Verbrecher im Sinne unserer Rasse?«
»Ich stelle mich«, sagte Frederic und reckte die Brust. Caroline betrachtete ihn von der Seite. Ein schöner Mann, die schwarzen welligen Haare fast schulterlang, ein weißes Hemd, modische Jeans und Sneaker von Nike . Nichts erinnerte daran, dass er ein Vampir war, sah man von der etwas zu hellen Haut und den roten Augen ab. Sie liebte ihn so sehr und so würde es ewig sein. Bebend lief sie zu ihm, umarmte ihn und legte die Wange an seine Brust. Er streichelte ihr Haar und blickte über ihre Schulter zu Daargon. »Unter einer Voraussetzung.«
»Die wäre?«
»Ich will, dass du meine Freunde gehen lässt. Sie sollen nicht sehen, wie ihr mich zerreißt.«
»Wie edelmütig«, spottete Daargon.
»Sie werden den Rest ihres Lebens leiden, auch wenn sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher