Blutgesicht
es genießen.
Zufrieden verließ er den Raum. Die Tür schloß er hinter sich. Er brauchte sie nur in die Öffnung hineinzudrücken.
Wie jeder Mensch besaß auch Lassalle gewisse Bedürfnisse. Er merkte, wie hungrig und auch durstig er war. Es war so etwas wie eine kleine Kochküche vorhanden. Dort wollte er sich den Imbiß zubereiten.
Auf dem Weg dorthin blieb er mitten in der Gehbewegung stehen. Sein sehr feines Gehör hatte etwas vernommen. Ein Geräusch, das einfach nicht paßte. Klirren!
Das Klirren einer Scheibe…
Von nun an war es vorbei mit seiner guten Stimmung. Es war jemand im Haus. Heimlich eingestiegen. Wer auch immer es sein mochte, er würde das Gebäude mit den Füßen zuerst verlassen…
***
Wir wußten nicht, was uns in diesem Bau erwartete, und sorgten dafür, daß wir nicht auffielen. Deshalb schalteten wir auch kein Licht ein, als wir den helleren Bereich hinter uns gelassen hatten. Auf keinen Fall wollten wir auffallen, denn es war weder Suko noch mir geheuer in diesem fremden Haus.
Wir gelangten jetzt ins Zentrum. Gewissermaßen in den Bauch des Museums. Der Weg war leicht zu finden, da wir immer wieder beschriftete Pfeile entdeckten, die uns in die entsprechende Richtung wiesen. Immer geradeaus. Längs durch das Haus. Vorbei an Türen und Seitengängen, zwischen deren Wänden es schummrig war. Das Licht aus dem Eingangsbereich war längst vergessen.
Schließlich gelangten wir in einen Raum oder auch breiten Flur, der vor einer Wand endete. In der Mitte zeichneten sich die Umrisse einer Doppeltür ab. Neben der Tür standen zwei Stühle wie hölzerne Wachtposten. Es gab auch andere Sitzgelegenheiten sowie kleine Tische, auf denen zumeist Prospekte lagen.
Eine transportable Trinkbar war ebenfalls aufgestellt worden und ebenso leer wie die Stühle. Dieser Raum besaß das Flair eines Wartezimmers.
Zugleich deutete er so etwas wie ein Ende an. Eben durch die beiden verschlossenen Türhälften. Dahinter mußte der große Ausstellungsraum liegen.
Suko atmete so laut, daß es mir auffiel.
»Was stört dich?«
Er hob die Schultern und blickte dabei in die Runde. »Das ist schlecht zu sagen. Die Ruhe vielleicht?«
»Kommt sie dir falsch vor?«
»Zumindest fremd. Außerdem haben wir noch keine Spur von Jane gefunden. Keinen Hinweis auf einen verdammten Kampf. Hat sie sich kampflos ergeben? Kann ich mir nicht vorstellen, weil das so gar nicht ihre Art ist.«
»Möglicherweise war die Falle auch zu perfekt.«
»Das kann sein.«
Ich hatte mich gebückt und versuchte, einen Blick durch das Schlüsselloch zu erhaschen. Ich sah so gut wie nichts, aber auch dieses Nichts war wichtig. Als ich mich wieder aufrichtete, schaute Suko mich fragend an.
»Sorry. Wenn es der Ausstellungsraum ist, dann hat man dort alle Lampen ausgeschaltet.«
»Sollte uns das abhalten?«
»Auf keinen Fall.«
Suko stand näher an der Tür. Er hatte bereits seine Hand auf die Klinke gelegt. Ich blickte zurück, aber von dort drohte uns keine Gefahr. Wir waren nach wie vor allein.
»Okay, es klappt.« Mein Freund zog die Tür behutsam auf, trat aber noch nicht über die Schwelle, weil er und ich einen ersten Blick in den Ausstellungsraum werfen wollten.
Fenster waren vorhanden, aber sie waren nur zu ahnen. Sie mußten sich dort befinden, wo dunkle Vorhänge die Vierecke verdeckten. Einen derartigen Ausstellungsraum hatte ich auch noch nicht erlebt. Wir hörten nichts. Die Stille blieb. Ein veränderter Geruch wehte uns aus dem Raum entgegen. Er war ziemlich lang, dafür weniger breit, und der Geruch erinnerte mich an Bohnerwachs, mit dem ein Fußboden gewienert wurde.
Schwach erkannten wir die Umrisse der Exponate. In günstiger Entfernung hing ein Plakat, auf dem die Gestalt des Malers zu sehen war. Trotz der schwachen Lichtverhältnisse entdeckten wir den Mann, den wir auch am gestrigen Abend im Lokal gesehen hatten. Er trug sogar die gleiche Kleidung. Sie schien zu seinem Image zu gehören.
Falls unser vorsichtiges Eindringen trotz allem entdeckt worden war, so hielt man sich zurück. Kein Licht wurde irgendwo eingeschaltet. Wir hörten keine Schritte, keine Stimme, auch nicht das leiseste Atemgeräusch. Vor uns lag ein menschenleerer Raum.
Das sollten wir glauben, aber wir waren mißtrauisch, und es wuchs auch unsere Sorge um Jane Collins, die sich bestimmt nicht in Luft aufgelost hatte. Beide rechneten wir damit, daß es in diesem neuen Bau auch Verstecke gab. Lagerräume, zum Beispiel. Doch es würde
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