Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
Musso and Frank. Dieser ganze Grund und Boden, Immobilienmaklern musste die Spucke im Mund zusammenlaufen, und ich stellte mir das Dröhnen der Presslufthämmer vor. Das Restaurant war fast hundert Jahre alt, von Fortschritt und Rückschritt gleichermaßen unberührt. So weit, so gut.
Milo hatte eine Nische in der südöstlichen Ecke von Mussos größerem Raum besetzt. Sieben Meter hohe Decken in einem matten Beige, das man heute nicht mehr sieht, grüne Drucke mit Jagdszenen an den Wänden, vom Alter fast schwarze Eichenpaneele, starke Drinks an der Bar.
Eine enzyklopädische Speisekarte propagiert, was man inzwischen »Essen, das als Trost dient« nennt, was aber früher einfach Essen war. Manche Gerichte brauchen Zeit, und die Geschäftsführung bittet die Gäste darum, nicht ungeduldig zu werden. Musso ist vielleicht das letzte Lokal in L.A., wo man eine Scheibe Spumoni zum Nachtisch bestellen kann.
Gut gelaunte Aushilfskellner in grünen Jacketts zogen ihre Kreise durch den riesigen Raum und füllten Wassergläser auf einem halben Dutzend Tische, an denen man ein spätes Mittagessen genoss. Kellner in roten Jacketts, neben denen Albert Beamish liebenswürdig gewirkt hätte, warteten auf eine Gelegenheit, die Hausregel durchzusetzen, nach der ein Beilagenwechsel ausgeschlossen war.
In ein paar Nischen hockten Pärchen, die wie glückliche Ehebrecher aussahen. An einem Tisch in der Mitte des Raums saßen fünf weißhaarige Männer, die Kaschmirpullover und Windjacken trugen. Bekannte Gesichter, die ich aber nicht zuordnen konnte; es dauerte eine Weile, bis ich wusste, warum.
Es handelte sich um ein Quintett von Charakterdarstellern - Männer, die in Fernsehserien meiner Kindheit eine Rolle gespielt hatten, ohne dass sie je groß herausgestellt worden wären. Sie sahen alle so aus, als gingen sie auf rüstige achtzig Jahre zu. Es wurde viel gelacht und geschluckt. Vielleicht musste man nicht unbedingt den unteren Teil des Trichters erreichen, um in Würde zu altern.
Milo arbeitete an einem Bier. »Die Computer funktionieren endlich wieder. Ich habe Sean gerade die Immobiliensuche durchführen lassen, und jetzt rate mal, was dabei rausgekommen ist: nichts für Brad, aber Billy gehören vier Hektar im Latigo Cañon. Eine kurze Fahrt oberhalb der Stelle, wo Michaela und Meserve angeblich festgehalten wurden.«
»Ach du liebe Zeit«, sagte ich. »Nur Land, kein Haus?«
»So steht es im Grundbuch.«
»Vielleicht gibt es nicht genehmigungspflichtige Hütten auf dem Grundstück«, sagte ich.
»Glaub mir, das werde ich rausfinden.« Er schaute auf seine Timex.
»Brad ist der Dominierende, aber er besitzt selber kein Stück Land?«
»Nicht mal das Haus im Santa Monica Cañon. Das gehört Billy. Ebenso das Zweifamilienhaus in Beverly Hills.«
»Jeweils drei Parzellen für Billy und Nora«, sagte ich. »Nichts für Brad.«
»Könnte eine dieser Steuersachen sein, Alex. Er bezieht ein Gehalt für die Hausverwaltung bei den Immobilien, die ihnen gemeinsam gehören, und hat einen steuerlichen Grund dafür, kein Eigentümer zu sein.«
»Im Gegenteil, Grundbesitzsteuer ist absetzbar. Wertminderung und Kosten für Mietwohnungen ebenfalls.«
»Gesprochen wie ein wahrer Großgrundbesitzer.«
Ich hatte viel Geld verdient, indem ich während zweier Boomphasen Immobilien gekauft und verkauft hatte. War von dem Zug abgesprungen, weil ich keine Lust hatte, Vermieter zu sein, und hatte die Gewinne in festverzinsliche Wertpapiere und Anleihen gesteckt. Nicht besonders clever, wenn man an Nettoerträgen interessiert war. Ich dachte immer, ich wäre an Gelassenheit interessiert gewesen. Inzwischen war ich mir da nicht mehr so sicher.
»Vielleicht kann uns Cousine Marcia weiterhelfen«, sagte ich.
Er neigte den Kopf zum rückwärtigen Teil des Raums. »Jep, als altgedienter Detective würde ich sagen, das ist sie.«
Die Frau, die rechts neben der Bar stand, war ungefähr eins achtzig groß, um die vierzig und hatte lockige graue Haare und einen durchdringenden Blick. Sie trug einen schwarzen Pullover mit rundem Halsausschnitt und eine schwarze Hose und hielt eine cremefarbene Lederhandtasche in der Hand.
Milo sagte: »Sie inspiziert die Räumlichkeiten wie ein Cop«, und winkte.
Sie winkte zurück und kam näher. Die Handtasche war mit einem Weltkartenmuster bedruckt. Ein goldenes Kruzifix um den Hals war ihr einziger Schmuck. Aus der Nähe waren ihre Haare borstig und auf eine Weise gekämmt, die ihr rechtes Auge halb
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