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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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überlegte er es sich anders.
    »Am Ende«, sagte er, »müssen Sie sich für Schmerzen nicht schlagen lassen. Die Natur schafft das auf ihre grausame Art ganz allein.« Er goss uns jeweils zwei Fingerbreit ein und schob mein Glas über den Tisch.
    »Vielen Dank für die Ermutigung.« Ich hielt meines hoch.
    Er schnaubte und trank. Ich stellte mir Milo in vierzig Jahren vor, hustend und trinkend und sich über den traurigen Zustand auslassend, in den die Welt sich selbst versetzt hatte. Alt und weißhaarig.
    Die Phantasie endete, als ich bei heterosexuell und reich ankam.
    Beamish und ich tranken. Der Whisky war ein Single Malt, torfig, süßlich auf dem Weg nach unten, mit einem schönen Nachbrennen, das einen daran erinnerte, dass es sich um Alkohol handelte.
    Er leckte sich über die Stelle, wo seine Lippen gewesen waren, und setzte das Glas ab. »Das ist der gute Stoff. Gott weiß, warum ich ihn rausgeholt habe.«
    »Ein untypischer Anfall von Großzügigkeit«, sagte ich.
    »Sie sind ein frecher Kerl - nichts von der Servilität eines Angestellten im öffentlichen Dienst.«
    »Der bin ich nicht. Ich bin Psychologe.«
    »Ein was - nein, antworten Sie nicht, ich habe Sie gut verstanden. Einer von denen, wie? Hat der fette Detective Sie hergeschickt, damit Sie sich um ein verrücktes altes Fossil kümmern?«
    »Allein meine Idee.« Ich gab ihm eine kurze Erklärung meiner Beziehung zur Polizei. Erwartete das Schlimmste.
    Beamish trank noch ein bisschen und kniff sich in die Nasenspitze. »Als Rebecca starb, hatte das Leben für mich keinen Sinn mehr. Meine Kinder bestanden darauf, dass ich einen Psychologen aufsuchte, und schickten mich zu einem jüdischen Knaben in Beverly Hills. Er verschrieb mir Pillen, die ich nie nahm, und überwies mich an eine jüdische Psychologin in seiner Praxis. Ich habe sie sofort als teuren Babysitter abgetan, aber meine Kinder haben mich gezwungen, zu ihr zu gehen. Wie sich herausstellte, hatten sie recht. Sie hat mir geholfen.«
    »Das freut mich.«
    »Manchmal ist es immer noch schwierig«, sagte er. »Zu viel verdammter Platz im Bett - ach, genug der Rührseligkeit, wenn wir hier noch länger rumsitzen, schicken Sie mir eine Rechnung. Hier ist die Nachricht, die ich dem fetten Detective habe zukommen lassen: Vor drei Tagen ist eine Frau vorbeigekommen und hat um deren Holzhaufen rumgestöbert.«
    Er zeigte in die grobe Richtung von Noras Haus. »Ich bin rübergegangen und habe sie gefragt, was sie da mache, und sie sagte, sie suche nach ihrer Cousine Nora. Ich hab sie informiert, Nora sei seit einer Weile nicht gesehen worden und dass die Polizei Nora sehr wohl in Verdacht haben könnte, an ruchlosen Aktionen beteiligt zu sein. Sie schien von dieser Möglichkeit alles andere als überrascht - heißt es ›Doktor‹?«
    »Alex tut’s auch.«
    »Haben Sie bei Ihrem Examen gepfuscht?«, fragte er scharf.
    »Nein -«
    »Dann haben Sie sich Ihren verdammten Titel verdient, also benutzen Sie ihn auch, um Gottes willen. Eine Sache, die ich verabscheue, ist diese billige Vertraulichkeit, der die Beatniks Tür und Tor geöffnet haben. Sie und ich trinken vielleicht meinen besten Single Malt, Sir, aber falls Sie mich mit meinem Vornamen anredeten, würde ich Sie zur Tür rauswerfen.«
    »Das wäre unter den gegebenen Umständen ziemlich schmerzhaft«, sagte ich.
    Er bewegte seine nicht vorhandenen Lippen. Erlaubte sich ein Lächeln. »Wie lautet Ihr Familienname?«
    »Delaware.«
    »Nun denn, Dr. Delaware … wo war ich stehen geblieben …?«
    »Die Cousine schien nicht überrascht zu sein.«
    »Im Gegenteil«, sagte Beamish. »Die Möglichkeit, dass Nora unter Verdacht stand, schien ihr durchaus synton .« Er grinste. »Ein psychologischer Begriff, den ich von Dr. Ruth Goldberg gelernt habe.«
    »Eins plus«, sagte ich. »Gab es einen Grund dafür, dass die Cousine nicht überrascht war?«
    »Ich hab versucht, sie auszuquetschen, aber sie wollte nicht mit der Sprache rausrücken. Ganz im Gegenteil, sie wollte unbedingt gehen, und ich musste sie dazu bewegen, mir ihren Namen und ihre Telefonnummer zu geben.«
    Er stand langsam wieder vom Tisch auf, und während seiner fünfminütigen Abwesenheit konnte ich meinen Scotch austrinken. Beamish kam mit einem weißen Stück Papier zurück, das zu einem Quadrat von fünf Zentimeter Kantenlänge zusammengefaltet war. Knotige Finger entfalteten und glätteten es mühsam.
    Eine halbe Seite Büttenpapier mit Briefkopf.
     
     
    MARTIN, CRUTCH, AND

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