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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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verbarg. Ihre Augen waren klar, forschend und grau.
    Schmales Gesicht, scharfe Nase und eine wettergegerbte Haut. Ich konnte keine Ähnlichkeit mit Reynold Peaty erkennen. Mit den Dowds auch nicht.
    »Lieutenant? Marcia Peaty.«
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Ma’am.« Milo stellte mich vor, abzüglich meines Titels.
    Ich sah Al Beamish ein finsteres Gesicht machen.
    Marcia Peaty schüttelte uns die Hand und setzte sich. »Ich erinnere mich daran, dass man in diesem Lokal tolle Martinis bekommt.«
    »Sind Sie ursprünglich aus L.A.?«
    »In Downey aufgewachsen. Mein Vater war Chiropraktiker und hatte eine Praxis dort und eine direkt hier in Hollywood, an der Edgemont. Ein gutes Zeugnis brachte mir ein Mittagessen mit ihm ein. Wir kamen immer hierher, und wenn niemand hinsah, ließ er mich seine Martinis probieren. Ich fand, sie schmeckten wie Reinigungsmittel, ohne es je zu erwähnen. Weil ich erwachsen sein wollte, verstehen Sie?« Sie lächelte. »Jetzt mag ich sie ganz von selbst.«
    Ein Kellner kam zu uns, und sie bestellte den Cocktail auf Eis, mit Oliven und einer Zwiebel. »Meine Art von Salat.«
    Der Kellner fragte: »Noch ein Bier?«
    »Nein danke«, sagte Milo.
    »Sie?«
    Die Erinnerung an Beamishs Single Malt nahm Platz an meinem Gaumen ein. »Cola.«
    Der Kellner runzelte die Stirn und ging.
    »Was kann ich für Sie tun, Ms. Peaty?«, fragte Milo.
    »Ich versuche rauszufinden, was mit Reyn passiert ist.«
    »Wie haben Sie davon gehört?«
    »Ich bin eine Kollegin von Ihnen - früher jedenfalls.«
    »Bei der Polizei von Las Vegas?«
    »Zwölf Jahre«, sagte sie. »Hauptsächlich Sitte und Autodiebstahl, und dann habe ich eine Zeitlang im Gefängnis Dienst geschoben. Jetzt arbeite ich bei einem privaten Sicherheitsdienst, einer großen Firma, wir kümmern uns um einige Casinos.«
    »In Sin City besteht kein Arbeitsmangel«, sagte Milo.
    »Ihr dreht hier auch nicht gerade Däumchen.«
    Die Getränke kamen.
    Marcia Peaty probierte ihren Martini. »Besser, als ich ihn in Erinnerung habe.«
    Der Kellner fragte, ob wir bereit wären zu bestellen.
    Hühnerpastete, Sand Dabs, Sand Dabs.
    »Noch eine Erinnerung«, sagte Marcia Peaty. »Man kriegt sie in Las Vegas nicht.«
    »In L.A. kriegt man sie auch nicht überall«, erwiderte Milo. »Meistens ist es Rex Sole.«
    Sie machte einen enttäuschten Eindruck. »Ein billiger Ersatz?«
    »Nein, es sind im Grunde die gleichen Fische - kleine Plattfische mit vielen Gräten. Eine Art lebt tiefer als die andere, kaum jemand kennt den Unterschied.«
    »Stehen Sie auf Angeln?«
    »Ich stehe auf Essen.«
    »Praktisch das Gleiche, nicht?«, sagte Marcia Peaty. »Eher Zwillinge als Cousins.«
    »Cousins können wirklich unterschiedlich sein.«
    Sie steckte sich eine Olive in den Mund. Kaute, schluckte. »Ich hab rausgefunden, was mit Reyn passiert war, weil ich ihn seit Tagen anzurufen versuchte und niemand ans Telefon ging. Es ist nicht so, als riefe ich ihn regelmäßig an, aber eine unserer Großtanten ist gestorben, und er hat etwas Geld geerbt - keine große Sache, zwölfhundert Dollar. Als ich ihn nicht erreichen konnte, hab ich angefangen rumzutelefonieren - in Krankenhäusern, Gefängnissen. Schließlich habe ich von Ihrem Gerichtsmediziner erfahren, was passiert ist.«
    »In Gefängnissen und im Leichenschauhaus anzurufen«, sagte Milo. »Da steckt eine ganz spezifische Neugier dahinter.«
    Marcia Peaty nickte. »Was Schwierigkeiten angeht, gehörte Reyn zu einer Risikogruppe, und zwar von Anfang an. Ich habe mir nie eingebildet, einen grundsoliden Bürger aus ihm machen zu können, aber dann und wann hatte ich das Bedürfnis, ihn zu beschützen. Wir sind zusammen in Downey aufgewachsen, er war ein paar Jahre jünger; ich bin ein Einzelkind und er ebenfalls, also waren Verwandte knapp. Es gab eine Zeit, da habe ich in ihm meinen kleinen Bruder gesehen.«
    »Ein Bruder mit hohem Risiko«, sagte ich.
    »Ich will keinen Engel aus ihm machen, aber er war kein Psychopath, nur nicht besonders schlau. Einer von diesen Leuten, die immer falsche Entscheidungen treffen, wissen Sie? Vielleicht war das genetisch bedingt. Unsere Väter waren Brüder. Mein Dad hat in drei Jobs gearbeitet, um sein Studium zu finanzieren, und genug Rücken eingerenkt, um es von Abschaum zu Ansehen zu bringen. Reyns Dad war ein Säufer und Versager, hat nie einen festen Beruf gehabt und war immer wieder wegen Kleinigkeiten im Gefängnis. Reyns Mom war nicht viel besser.« Sie machte eine Pause.

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