Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
vier Wochen, und Sie sind heute erst vorbeigekommen.«
Jabber wurde rot. »Wie ich schon sagte, es ist eine große Firma.«
»Sind Sie der Inhaber?«
»Wär ich gern. Mein Schwiegervater.«
»War er das, mit dem Sie geredet haben?«
Jabber schüttelte den Kopf. »Mein Schwager.«
»Ein Familienunternehmen«, sagte Milo.
»Eingeheiratet«, erwiderte Jabber. Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. »Okay? Ich muss abschließen.«
»Wer ist die Inspektorin?«
»Meine Schwägerin. Samirs Frau. Samir lässt sie die Runde machen, Dinge überprüfen. Sie ist nicht besonders schlau, hat niemandem etwas davon gesagt, dass keine Post mehr gekommen ist.«
»Haben Sie eine Ahnung, wohin Mr. Meserve gegangen ist?«
»Ich würde ihn nicht erkennen, wenn er jetzt zur Tür reinkäme. Warum stellen Sie all diese Fragen? Was hat er angestellt?«
»Könnte irgendjemand von der Firma Informationen über ihn haben?«, fragte Milo.
»Auf keinen Fall«, sagte Jabber.
»Wer hat ihm das Apartment vermietet?«
»Er hat wahrscheinlich einen der Dienstleister in Anspruch genommen. Rent-Search oder irgendeinen anderen. Die gibt es online oder übers Telefon. Die meisten Leute machen es online.«
»Wie funktioniert das?«
»Der Antragsteller übermittelt dem Service einen Antrag, der Service gibt ihn an uns weiter. Wird der Antragsteller akzeptiert, zahlt er die Kaution und die Miete für den ersten Monat und zieht ein. Sobald das Apartment bezogen ist, überweisen wir dem Service eine Provision.«
»Hatte Meserve einen Mietvertrag?«
»Von einem Monat zum nächsten, wir machen keine Mietverträge.«
»Reduzieren Mietverträge nicht den Leerstand?«
»Wenn Sie einen Penner erwischen«, sagte Jabber, »spielt es keine Rolle, was auf dem Papier steht.«
»Was braucht jemand, um als Mieter akzeptiert zu werden?«
»Hey«, sagte Jabber. »Zahlreiche Obdachlose würden jemanden umbringen für so ein Apartment.«
»Fragen Sie nach Referenzen?«
»Klar.«
»Wen hat Meserve genannt?«
»Wie ich schon sagte, ich bin nur der -«
»Rufen Sie Ihren Schwager an. Bitte.«
Drei Referenzen: ein früherer Vermieter in Brooklyn, der Geschäftsführer des Foot Locker, wo Dylan Meserve vor seiner Verhaftung gearbeitet hatte, und Nora Dowd, künstlerische Direktorin des PlayHouse in West L.A., wo der junge Mann als »kreativer Berater« geführt worden war.
Jabber las durch, was er aufgeschrieben hatte, bevor er es an Milo weitergab.
»Der Typ ist Schauspieler?« Er lachte.
»Vermieten Sie häufig an Schauspieler?«
»Schauspieler bedeutet Penner. Samir ist ein Blödmann.«
Ich folgte Milo zu dem Revier in West L.A., wo er seinen zivilen Einsatzwagen auf dem Parkplatz abstellte, bevor er in den Seville einstieg.
»Meserve hat seine Post kurz nach seiner Verhaftung abbestellt«, sagte er. »Wahrscheinlich hatte er vor, die Fliege zu machen, falls mit dem Prozess irgendetwas schiefging.« Er suchte in seinem Notizbuch nach der Adresse der Schauspielschule. »Was hältst du von dieser Geschichte mit dem ›kreativen Berater‹?«
»Vielleicht ist er in die Lehre gegangen, um zusätzlich Geld zu verdienen. Michaela hat Dylan für den Streich verantwortlich gemacht, Nora Dowd aber offensichtlich nicht.«
»Was hat Michaela davon gehalten?«
»Sie hat nicht über Noras Reaktion auf Dylan gesprochen. Sie war über Noras wütende Reaktion ihr gegenüber erstaunt.«
»Dowd schmeißt sie raus, behält ihn aber als Berater?«
»Falls es stimmt.«
»Meserve hat die Referenz gefälscht?«
»Meserve ist dafür bekannt, Dinge auszuschmücken.«
Milo rief in Brooklyn an und machte den Vermieter ausfindig, den Dylan als Referenz angegeben hatte. »Der Typ sagte, er hätte Dylans Vater gekannt, weil er selber ein Instrument spielt und sie zusammen aufgetreten sind. Er hat eine schwache Erinnerung an Dylan als Kind, hat ihm aber nie eine Wohnung vermietet.«
»Ein kreativer Berater«, sagte ich.
»Reden wir doch mit der Beratenen.«
8
Das PlayHouse war ein altes einstöckiges Craftsman-Haus auf einem viel zu großen Grundstück knapp nördlich des Venice Boulevard in West L.A. Dunkelgrün gestrichene Bretter, Tür und Fenster cremefarben abgesetzt, und über ein niedriges Erdgeschoss ragte ein schwungvoller Dachvorsprung hinaus, der eine kleine, dunkle Veranda schuf. Die Garage zur Linken hatte ein altmodisches Scheunentor, machte aber einen frisch gestrichenen Eindruck. Die Gartengestaltung entstammte einer
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