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Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21

Titel: Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Beziehung?«
    »Den Begabten ist mehr Spielraum gestattet.«
    »War die angebliche Entführung seine Idee oder die von Michaela?«
    Fünf weitere Schritte. »Es hat keinen Sinn, schlecht von den Toten zu reden.« Eine kurze Pause. »Armes Ding.« Dowd ließ die Mundwinkel sinken. Falls sie versuchte, Empathie zu vermitteln, waren ihre Gesichtsmuskeln eingerostet.
    Milo fragte: »Wie lange hat Michaela Kurse bei Ihnen besucht?«
    »Ich gebe keine Kurse.«
    »Was dann?«
    »Es sind Darstellungserfahrungen.«
    »Wie lange war Michaela an den Erfahrungen beteiligt?«
    »Ich bin mir nicht sicher - vielleicht ein Jahr, so um den Dreh.«
    »Gibt’s eine Möglichkeit, das zu präzisieren?«
    »Prä-zi-sieren. Hmm … nein, ich glaube nicht.«
    »Könnten Sie in Ihren Büchern nachsehen?«
    »Ich führe keine Bücher.«
    »Gar keine?«
    »Ganz und gar keine«, erwiderte Dowd. Sie ließ die Arme rotieren, atmete tief ein und sagte: »Ahh. Ich liebe die Luft heute.«
    »Wie führen Sie ein Geschäft ohne Unterlagen, Ma’am?«
    Nora Dowd lächelte. »Es ist kein Geschäft. Ich nehme kein Geld.«
    »Sie lehren - bieten Ihre Erfahrungen umsonst an?«
    »Ich biete mich an, stelle Zeit und Ort und eine kritisch wertende Atmosphäre für diejenigen zur Verfügung, die Mut haben.«
    »Was für eine Art Mut?«
    »Die Art, die jemanden befähigt, ein kritisches Urteil zu akzeptieren. Den Mumm , hier drinnen tief zu graben.« Sie legte die rechte Hand auf ihre linke Brust. »Es geht eigentlich um Selbstoffenbarung.«
    »Schauspielern.«
    » Darstellen. Schauspielern ist ein künstliches Wort. Als ob das Leben hier wäre« - sie legte ihren Kopf auf die linke Seite - »und Darstellung wäre dort draußen, in einer anderen Galaxie. Alles ist Teil derselben Gestalt. Ein Beispiel dafür, dass das Ganze größer ist als die Summe seiner Teile. Ich bin vom Glück gesegnet.«
    Milo sagte: »Mit der Möglichkeit zu lehren - Talent anzubieten?«
    »Mit einem unverstellten Bewusstsein und der Freiheit von Sorgen.«
    »Freiheit von Buchführung ist auch nicht schlecht.«
    Dowd lächelte. »Das kommt hinzu.«
    »Bedeutet die Tatsache, dass Sie kein Geld nehmen, die Freiheit von finanziellen Sorgen?«
    »Geld ist eine Einstellung«, sagte Nora Dowd fröhlich.
    Milo zog ein Foto von Tori Giacomo heraus und hielt es ihr vors Gesicht. Sie hielt nicht inne, und er musste schneller gehen, um es in ihrem Gesichtsfeld zu halten.
    »Sieht nicht schlecht aus in einer Saturday Night Fever -Art.« Dowd machte eine abwehrende Handbewegung, und Milo ließ den Arm sinken.
    »Sie kennen sie nicht?«
    »Das kann ich wirklich nicht sagen. Warum?«
    »Ihr Name ist Tori Giacomo. Sie kam nach L.A., um Schauspielerin zu werden, nahm Unterricht und verschwand.«
    Nora Dowd sagte: »Verschwand? Wie durch Zauberkraft?«
    »War sie jemals im PlayHouse?«
    »Tori Giacomo … der Name sagt mir nichts, aber ich kann weder ja noch nein sagen, weil wir keine Teilnehmerlisten führen.«
    »Sie erkennen sie nicht, aber Sie können nicht nein sagen?«
    »Alle möglichen Leute tauchen bei mir auf, besonders an Abenden, an denen wir Gruppenübungen machen. Der Raum ist dunkel, und man kann nicht von mir erwarten, dass ich mir jedes Gesicht merke. Es besteht eine Gleichheit, wissen Sie?«
    »Jung und eifrig?«
    »Jung und o so hungrig.«
    »Könnten Sie noch einen Blick darauf werfen, Ma’am?«
    Dowd seufzte, schnappte sich das Foto, starrte eine Sekunde lang darauf. »Ich kann einfach nicht ja oder nein sagen.«
    »Viele Leute tauchen auf, aber Michaela kannten Sie«, sagte Milo.
    »Michaela kam regelmäßig und stellte sich persönlich vor.«
    »War sie ehrgeizig?«
    »Sie hatte einen großen Hunger, das muss ich ihr lassen. Ohne ernsthaftes Bedürfnis hat man keine Chance, den unteren Teil des Trichters zu erreichen.«
    »Was für ein Trichter ist das?«
    Dowd blieb stehen, stolperte wieder, gewann ihr Gleichgewicht zurück und formte mit ihren Händen einen umgekehrten Kegel. »Oben sind all diejenigen, die sich bemühen. Die meisten von ihnen geben bald wieder auf, was denen, die übrig bleiben, erlaubt, ein bisschen tiefer zu sinken.« Ihre Hände fielen herab. »Aber es sind immer noch viel zu viele, und sie stoßen gegeneinander, kollidieren, jeder ist hungrig auf den Abfluss. Manche purzeln raus, andere werden zerdrückt.«
    Milo sagte: »Für die mit Mumm ist mehr Platz im Trichter.«
    Dowd sah zu ihm hoch. »Sie haben was von Charles Laughton. Haben Sie schon mal daran

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