Blutgier - Ein Alex-Delaware-Roman 21
gedacht, Darsteller zu werden?«
Er lächelte. »Wer schafft es also bis in den unteren Teil des Trichters?«
»Diejenigen, die vom Karma dazu bestimmt sind.«
»Berühmt zu werden.«
»Das ist keine Krankheit, Lieutenant. Oder sollte ich Sie Charles nennen?«
»Was ist keine Krankheit?«
»Berühmt zu werden«, sagte Dowd. »Jeder, der es schafft, ist ein begabter Gewinner. Selbst wenn es nicht lange dauert. Der Trichter verschiebt sich ständig. Wie ein Fixstern auf seiner Achse.«
Fixsterne hatten keine Achsen. Diese Weisheit behielt ich für mich.
»Hatte Michaela das Potenzial, es bis zum Abfluss zu schaffen?«, fragte Milo.
»Wie ich schon sagte, ich möchte die Toten nicht schlechtmachen.«
»Sind Sie gut mit ihr ausgekommen, Ms. Dowd?«
Dowd kniff die Augen zusammen. »Das ist eine seltsame Frage.«
»Vielleicht bekomme ich irgendetwas nicht mit, Ma’am, aber Sie machen nicht den Eindruck, durch ihre Ermordung sonderlich erschüttert zu sein.«
Dowd atmete aus. »Natürlich bin ich traurig. Ich sehe keinen Grund, mich Ihnen zu offenbaren. Wenn Sie mich jetzt bitte meine -«
»Sofort, Ma’am. Wann haben Sie Dylan Meserve zum letzten Mal gesehen?«
»Ihn gesehen?«
»Im PlayHouse«, sagte Milo. »Oder sonst irgendwo.«
»Hmm«, sagte Dowd. »Hmm, zum letzten Mal … vor einer Woche oder so? Vor zehn Tagen? Er hilft mir von Zeit zu Zeit.«
»Wie hilft er?«
»Stühle aufzustellen, Sachen dieser Art. Jetzt muss ich ein bisschen was für meine Gesundheit tun, Charles. All das Gerede hat die gute Luft verschmutzt.«
Sie lief von uns weg, bewegte sich rasch, aber mit abgehackten, x-beinigen Schritten. Je schneller sie lief, desto deutlicher trat ihre Schwerfälligkeit zutage. Als sie einen halben Block entfernt war, begann sie mit Schattenboxen. Schwang ihren Kopf von einer Seite zur anderen.
Schwerfällig, aber locker. Sie war sich ihrer Unvollkommenheit nicht bewusst.
14
»Für eine Diagnose brauche ich dich nicht«, sagte Milo. »Sie ist bekloppt. Sogar ohne den Stoff.«
»Welchen Stoff?«
»Du hast es nicht gerochen? Sie riecht nach Teufelsgras, Kumpel. Und die Augen?«
Rote Ränder, Mangel an Koordination, Antworten, die ein bisschen zeitversetzt wirkten. »Ich lasse offenbar nach.«
»Du bist ihr nicht nahe genug gekommen. Als ich ihr meine Visitenkarte gab, stank sie regelrecht danach. Sie hat wohl gerade erst einen durchgezogen.«
»Vermutlich war das der Grund, warum sie nicht an die Tür gekommen ist.«
Er blickte die Straße hinunter. Der Fleck, den Nora Dowd gebildet hatte, war verschwunden. »Sie ist verrückt und stoned und führt keine Bücher. Ich würde gern wissen, ob sie Geld geheiratet oder es geerbt hat. Vielleicht hatte sie auch ihre Zeit im unteren Teil des Trichters und hat ihr Geld gut angelegt.«
»Noch nie von ihr gehört.«
»Wie sie schon sagte, die Achse verschiebt sich.«
»Planeten haben Achsen, Fixsterne nicht.«
»Was du nicht sagst. Für Michaela hatte sie wenig Sympathie übrig, oder?«
»Sie hat nicht mal so getan. Als Dylan Meserve zur Sprache kam, ist sie ausgewichen. Vielleicht, weil er sich auf jede mögliche Art und Weise anbietet.«
»Kreativer Berater«, sagte er. »Ja, sie treiben es miteinander.«
»In einer solchen Situation«, sagte ich, »könnte eine hinreißende junge Frau eine Gefahr für eine Frau ihres Alters darstellen.«
»Zwei gut aussehende junge Leute oben in den Hügeln, nackt … Dowd ist schätzungsweise was, fünfundvierzig, fünfzig?«
»Würde ich sagen.«
»Reiche Lady verschafft sich ihre Streicheleinheiten, indem sie für die Mageren, Hungrigen und Hübschen den Guru spielt … sie schnappt sich Dylan aus der Herde, und er geht hin und albert mit Michaela herum. Ja, das ist ein Motiv, nicht wahr? Vielleicht hat sie Dylan angewiesen, ein bisschen aufzuräumen. Wer weiß, vielleicht ist er direkt vor unserer Nase, hat sich in dem großen Haus dort verkrochen und sein Auto in ihrer Garage verstaut.«
Ich warf einen Blick zurück auf das große, cremefarbene Haus. »Es wäre auch ein netter stiller Ort, um Michaela festzuhalten, während sie sich überlegten, was sie mit ihr machen sollten.«
»Dann laden sie sie in den Range Rover und schmeißen sie in der Nähe ihres Apartments raus, um ein bisschen Abstand zu gewinnen.« Er steckte die Hände in die Taschen. »Wäre das nicht schauderbar. Okay, mal sehen, was die Nachbarn über Ms. Stoned zu sagen haben.«
Drei Türglocken brachten drei Putzfrauen
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