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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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von Foyle, Finn
und Mourne und rauchte eine Zigarette. Weiter stromaufwärts angelten mehrere
Männer; einer watete ein Stück in den Fluss hinein. Das erinnerte mich an Janet
Moores Kleidung am Samstag und ihre nassen Stiefel: Sie war durch den
Carrowcreel gewatet. Wie jemand, der Gold schürfte, kam sie mir eigentlich
nicht vor, und so fragte ich mich, worüber sie und Coyle gesprochen hatten.
    Unter mir schritt ein Reiher behutsam über die Steine im Flussbett, den
Hals gereckt, den Schnabel Zentimeter über der Wasseroberfläche. Zwei Seemöwen
kreisten um ihn und versuchten ihn zu vertreiben. Er hielt die Stellung,
fixierte die Wasseroberfläche, dann tauchte er den Schnabel in einer fließenden
Bewegung ins Wasser und hob im selben Moment mit einem einzigen Schlag seiner
gewaltigen Flügel ab. Im Schnabel krümmte sich ein Fisch mit glitzernden
Schuppen.
    Ich wollte schon meine Zigarettenkippe ins Wasser schnippen, überlegte
es mir jedoch anders, drückte sie auf dem Metallgeländer aus und steckte sie
zurück in die Packung.
    Um
kurz vor elf bog Hagans Jeep um die Kurve bei den Metallskulpturen an der
Grenze. Er fuhr zwischen zwei Wagen des PSNI , die
ihn bis zum Restaurant vor der Grenze begleiteten und dann zurückblieben.
    Ich fuhr
vor den Jeep und schaltete das Warnblinklicht ein. Das andere Zivilfahrzeug
setzte sich hinter den Jeep. In dieser Formation machten wir uns auf den Weg zu
Orcas.
    Als
wir dort ankamen, hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Etwa dreißig
Grundschulkinder säumten die Auffahrt und schwenkten kleine Amerikafahnen aus
Plastik, als führe der Präsident höchstpersönlich vorbei.
    Die
Lehrerin stand an der Spitze der Reihe, lächelte ihren Kindern zu und
ermunterte sie, den dunkel getönten Scheiben des Jeeps zuzujubeln.
    Plötzlich fiel mir auf, dass der Abstand zwischen meinem Wagen und dem
Jeep hinter mir größer wurde, und ich erkannte, dass Hagan seinen Fahrer
gebeten hatte, anzuhalten. Nun stand Hagan auf der Straße und unterhielt sich
mit den Kindern. Vor uns, am Hauptgebäude, befand sich eine ähnlich große
Gruppe Erwachsener, manche auf Zehenspitzen, einige mit Kameras, offensichtlich
in der Hoffnung, dass Hagan ihnen zu gegebener Zeit ebenfalls ein wenig
Aufmerksamkeit widmen würde.
    Nach einigen Minuten ging er zu der Lehrerin. Er legte ihr die Hand auf
den Ellbogen und beugte sich vor, um sie auf die Wange zu küssen. Sie drehte
den Kopf, und er küsste stattdessen ihre Haare. Sie entschuldigte sich und
wollte den Kopf in die andere Richtung drehen. Beide lachten gutmütig. Hagan
winkte den Kindern noch einmal zu, dann stieg er wieder in den Jeep.
    Etwa einhundert Personen standen vor dem Hauptgebäude. Wenn man
bedachte, dass die Mine nur etwa ein Dutzend Personen beschäftigte, dann
mussten die meisten von ihnen geladene Gäste sein, von denen jeder den
bevorstehenden Besuch an die Presse gegeben haben konnte. Fast ganz vorn stand
unsere Parlamentsabgeordnete, Miriam Powell. Als ich an ihr vorbeifuhr, um den
Wagen zu parken, lächelte sie mir kühl zu. Harry Patterson und John Weston
traten vor, um Hagan offiziell zu begrüßen.
    Kameras klickten und blitzten, während sie sich die Hände schüttelten.
Aus dem Augenwinkel erspähte ich Janet Moore, und sie lächelte und nickte mir
zu. Mehrere Kollegen in Zivil mischten sich unter die Gäste, und eine Reihe
uniformierter Männer stand mit Ferngläsern auf dem Dach.
    Hagan ging durch die Menge und klopfte allen, die ihm vorgestellt
wurden, auf den Rücken oder schüttelte ihnen die Hände. Als er zu Miriam Powell
kam, nannte er sie Miriam, ohne dass man sie vorgestellt hätte. Sie küssten
sich wie alte Freunde und unterhielten sich eine Weile, während der Nächste in
der Reihe sich schon einmal verstohlen die schweißnassen Hände an den
Hosenbeinen abwischte.
    Hagan war anders, als ich erwartet hatte. Er war von kleinerer Statur,
nur knapp einen Meter siebzig groß. Sein Haar war dünn und grau und streng aus
der Stirn gekämmt. Seine Augen wurden von einer dicken Brille vergrößert, die
auf einer langen, hakenförmigen Nase saß. Er trug einen grauen Anzug und ein
gestärktes weißes Hemd mit einer smaragdgrünen Krawatte. Sein Auftreten war
unbefangen, sein Händedruck fest, und seine Witze waren unglaublich komisch –
dem schallenden Gelächter um ihn herum nach zu urteilen.
    Gleich hinter ihm gingen zu seiner Linken und Rechten die beiden
ehemaligen Geheimdienstmitarbeiter, wobei »geheim« die

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