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Blutgold

Blutgold

Titel: Blutgold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B McGilloway
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der
Bestellung ein alkoholfreies Getränk hinzu, mit der Begründung, dass ich am
folgenden Tag wegen Hagans Besuch früh aufstehen musste.
    »Apropos«, sagte ich, »du hast nicht zufällig irgendjemandem von diesem
Besuch erzählt, oder?«
    Fearghal stopfte sich gerade ein großes Stück Ciabatta in den Mund und
versuchte gleichzeitig ein Glas Rotwein auszutrinken. »Du hast nicht gesagt,
dass ich es für mich behalten soll«, verteidigte er sich, nachdem er
hinuntergeschluckt hatte.
    »Ich weiß, Fearghal. Trotzdem: Hast du es jemandem erzählt?«, beharrte
ich und lächelte nach Kräften.
    Schmollend schüttelte er den Kopf.
    Einige Minuten lang saßen wir schweigend da.
    »Also, woher kennt ihr beiden euch?«, fragte Linda schließlich.
    »Wir haben früher nicht weit voneinander gewohnt. Und dann waren wir
zusammen auf dem College«, sagte ich. »Auf der Universität. Wir hatten beide im
ersten Jahr Politikmodule belegt. Wir wurden Trinkkumpane.«
    Fearghal schien sich für diese Erinnerungen zu erwärmen. »Unsere
kleinen Brüder waren auch mal befreundet. An der Uni studierte Ben dann
Englisch oder so was, ich Geschichte. Wir wurden gemeinsam festgenommen«,
verkündete er. »Benny Devlin in Handschellen.«
    Linda lachte leichthin. »Weswegen denn?«, fragte sie an mich gewandt.
    »Wir sind in eines der Verwaltungsgebäude eingebrochen, um ein Sit-in
zu machen«, sagte Fearghal. »Zum Protest gegen … was war das noch, Benny?«
    »Die Universität weigerte sich, Papier zu recyceln«, erklärte ich. Wie
lächerlich das heute klang. »Es sei zu teuer, den gesamten Müll zu trennen. Wir
gehörten zu einem Umweltschutzklub. Eines Abends haben wir uns zu fünft
betrunken und kamen auf die geniale Idee, ins Verwaltungsgebäude einzubrechen.
Wir dachten, die Presse würde darüber berichten und ein Schlaglicht auf diese
Farce werfen.«
    »Stattdessen«, fuhr Fearghal fort, »riefen sie die Bullen und ließen
uns alle verhaften. Wir mussten ein Bußgeld zahlen, und sie wollten uns unseren
Abschluss nicht machen lassen.«
    »Im Ernst?«, fragte Linda und sah lächelnd von einem zum anderen.
    Ich blickte Fearghal an und lächelte ebenfalls, obwohl es für mich
lange keine besonders glückliche Erinnerung gewesen war.
    »Würde man heute gar nicht drauf kommen, wenn man ihn so sieht«, sagte
Fearghal, »aber früher war er ein bisschen rebellisch. Hat es dem Establishment
gezeigt. Heute wird er von ihm bezahlt.«
    Die Bemerkung kränkte mich mehr, als ich gedacht hätte, aber ich
versuchte, sie mit einem Lachen abzutun.
    »Du natürlich nicht, Fearghal, was? Noch immer der Rebell!«
    »Meinst du?«, fragte er ein wenig traurig. »Dieser Tage nicht. Weißt
du, wie dieser Scheißkerl Weston Kate zurückbekommen hat? Er sponsert fünf
Jahre lang einen ganzen Flügel unseres Museums.«
    Vermutlich sprach Fearghal nicht zum ersten Mal davon, denn Linda
Campbell legte beruhigend ihre Hand auf seine.
    »Was will man machen, Ben, hm? Du weist den Mann ab, und ein ganzer
Flügel voller Ausstellungsstücke macht dicht.«
    »Üble Zwickmühle, Fearghal«, stimmte ich zu.
    »Sollte es aber nicht sein«, entgegnete er und spuckte dabei Brotkrümel
aufs Tischtuch. »Als junge Burschen hätten wir das nicht hingenommen.«
    »Der Preis des Älterwerdens, Fearghal.« Ich lächelte ein wenig
unsicher. Er schien sehr rasch betrunken zu werden. Sein Gesicht war gerötet,
und am Haaransatz waren Schweißtröpfchen zu sehen.
    Linda drückte seine Hand und rieb ihm zugleich die Schulter.
    »Fearghal hat sich dagegen ausgesprochen, dass Kate hierhergebracht
wird. Er wurde überstimmt. Sie haben ihm mit Rausschmiss gedroht, wenn er sich
nicht hinter das Management stellt.«
    »Ich weiß, wie sich das anfühlt«, sagte ich, als säße er nicht vor mir.
    Fearghal ließ den Kopf hängen und sah mich kläglich an, an seinen
Lippen klebten Brotkrümel.

9
    Montag, 9. Oktober
    Am
nächsten Tag saß ich um zehn Uhr dreißig in einem Streifenwagen an der Grenze.
Hagan sollte die Grenze gegen elf Uhr passieren. Ich hatte Helen Gorman
gebeten, mich zu begleiten, und wir sprachen kurz über die Vorfälle vom
Freitag. Ich merkte, dass die Situation ihr unangenehm war. Vielleicht nahm sie
es mir übel, dass ich sie in etwas verwickelt hatte, das so schrecklich
schiefgegangen war. Ich versicherte ihr, dass ich ihre Beteiligung in meinem
Bericht an Patterson nicht erwähnt hatte.
    Ich stieg
aus, lehnte mich ans Geländer der Brücke über dem Zusammenfluss

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